Komm mit mir nach Caracas
fremdgehen.
„Es tut mir Leid ...", sagte er schließlich angespannt.
„Du hast gut reden. Du wirst ja nicht dick und unbeholfen, stimmt's?"
Spontan legte er ihr einen Arm um die Schultern. „Du warst nicht dick und unbeholfen ... Du hast toll ausgesehen."
„Das sagst du doch nur, weil du Babys magst. Ich habe noch nie in meinem Leben toll ausgesehen."
„Und warum fand ich dich dann in der Klinik so begehrenswert?"
Polly erstarrte. „Hast du das?"
„Ich fand dich unglaublich sexy."
Als sie ihn ansah und den ernsten Ausdruck in seinen Augen bemerkte, schluckte sie eine scharfe Bemerkung hinunter. „Mein Körper hat sich noch nicht wieder umgestellt. Ich weiß also nicht, ob ein Risiko besteht."
Während sie sich wieder anzog, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr und fluchte auf Spanisch. „ Caramba ... Es ist schon spät - und wir erwarten Gäste zum Abendessen."
Sie standen auf, und Raul zog den Reißverschluss ihres Kleids hoch. Noch immer stand Polly unter dem Eindruck ihres leidenschaftlichen Liebesspiels. Er hatte eine übermäßig stark ausgeprägte Libido und war sehr sorglos, und trotzdem liebte sie ihn über alles. Sonst hätte sie ihn wahrscheinlich umgebracht, weil er sie erst jetzt darüber informierte, dass am Abend Gäste kamen.
„Wer kommt?" fragte sie, während sie in ihre Schuhe schlüpfte.
„Melina D'Agnolo und ..." Blitzschnell hielt er sie fest, als sie das Gleichgewicht verlor und den Abhang hinunterzufallen drohte. „Dios mio, mi esposa ... Pass auf!"
„Was hast du gesagt?" hakte sie mit bebender Stimme nach.
„Melina, unsere Nachbarin", erwiderte er kühl. „Sie ist auf der Ranch aufgewachsen, die sie jetzt von mir gepachtet hat. Sie bringt die Drydons mit. Es sind gemeinsame Freunde. Patrick kommt auch. Er hat für Rob Drydon gearbeitet."
„Ich freue mich darauf, sie kennen zu lernen." Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und stellte fest, dass er nicht im Mindesten befangen wirkte.
Raul hob den Picknickkorb hoch, und sie witzelten darüber, dass sie überhaupt nichts gegessen hatten. Beim Wagen angekommen, half er Polly hinein.
„Ich bin ein Tier", meinte er leise. „Aber es war fantastisch, nicht?"
Melina war ihre Nachbarin. Das war ein Schock für Polly. Schlimmer noch, Raul erwartete von ihr, dass sie seine ehemalige Geliebte bewirtete. Er war eiskalt. Aber er hatte ja auch keine Ahnung, dass sie von seiner früheren Beziehung zu Melina wusste.
Dass er kein Verhältnis mit Melina hatte, bedeutete jedoch nicht, dass er sie aus seinem Leben ausschließen musste. Sei nicht kindisch, und trage es mit Fassung, ermahnte sich Polly.
10. KAPITEL
„Ich freue mich so für euch beide." Der Ausdruck in ihren grünen Augen wirkte aufrichtig, als Melina Polly die Hand entgegenstreckte.
Sie ist eine bessere Schauspielerin als ich, dachte Polly bestürzt. Melina, die ein enges schwarzes Spitzenkleid trug, legte Raul die Hand auf den Arm und brachte ihn mit einer Anekdote zum Lachen.
Polly hatte sich für ein knallrotes schulterfreies Kleid entschieden, in dem sie sich auch wohl gefühlt hatte - bis sie die Treppe heruntergekommen war. Jetzt hatte sie Kopfschmerzen.
Rob Drydon und seine Frau Susie stammten aus Texas und unterhielten sich mit Patrick Gorman über Pferde. Als sie ins Esszimmer gingen, unterhielt Melina sich mit Raul, und Polly folgte ihnen. Patrick schloss sich ihr an.
„Wenn Sie es zulassen, wird die condesa Sie fertig machen", flüsterte er ihr ins Ohr.
Erstaunt sah sie zu ihm auf.
Er warf ihr einen zerknirschten Blick zu. „Es hat sich sofort herumgesprochen, was für eine Szene sie Ihnen bei Ihrer Ankunft gemacht hat. Und ich frage mich, warum Raul der Einzige ist, der noch nicht davon weiß."
Sie verspannte sich. „Ich wollte ihn da nicht hineinziehen."
„Wenn Sie es getan hätten, wäre sie jetzt nicht hier und würde Ihnen nicht den Abend verderben."
Als Patrick ihr einen Stuhl am Esstisch zurechtrückte, begegnete sie Rauls Blick und errötete. Schnell nahm sie ihr Weinglas und trank einen Schluck.
„Raul hat mich gebeten, ein gutes Pferd für Sie auszusuchen", berichtete Patrick.
Prompt verschluckte sie sich und musste husten. „Können Sie ein Geheimnis für sich behalten, Patrick?"
Er nickte.
Sie beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte: „Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen."
Zuerst schwieg er, dann lachte er schallend.
„Den Witz möchten wir auch hören", erklärte Raul sanft.
Wieder errötete
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