Komm mit mir nach Kreta
verstehen? „Ich suche Christina Liakos“, wiederholte er auf Griechisch und bemerkte, wie die junge Frau sich Halt suchend an den Türrahmen klammerte, sodass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „Ich bin gekommen, um mit Christina Liakos zu sprechen“, versuchte er es noch einmal auf Englisch. „Bitte sagen Sie ihr, dass sie Besuch hat.“
Anscheinend wollte sie etwas erwidern, doch die junge Frau brachte kein Wort heraus. Sie schluckte krampfhaft. Ihre Augen wirkten unnatürlich groß. „Oh nein!“, flüsterte sie schließlich. Und im nächsten Moment wandte sie sich um und verschwand im Haus.
Ohne zu zögern ging Costas hinein und schloss die Tür hinter sich. Die Hand vor den Mund gepresst, taumelte die junge Frau in ein Zimmer am Ende des Flurs. Offensichtlich hatte sie es am vergangenen Abend stark übertrieben und litt nun unter den Folgen.
Erneut hatte Costas ein entsetzliches Déjà-vu, ausgelöst durch die erschreckende Ähnlichkeit mit Fotini. Aber mit einem oberflächlichen Partygirl, das sich Exzessen hingab und seinen Körper zugrunde richtete, konnte er kein Mitleid empfinden.
Costas sah sich suchend um. Aber er spürte, dass außer ihm und der jungen Frau niemand hier war. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er das Haus abgesucht hatte. Es war sauber und gemütlich eingerichtet. In Wohnzimmer und Küche allerdings sah es wie auf einem Schlachtfeld aus. Überall standen Flaschen, Gläser und Teller mit Essensresten. Auf der Arbeitsfläche warteten Stapel schmutziger Teller auf den Abwasch. In der Spüle standen dicht gedrängt Gläser. Kanapees und Salate waren nicht weggeräumt worden und verdarben in der Hitze.
Das muss ja eine tolle Party gewesen sein, dachte Costas gereizt. Aber wo war Christina Liakos? Er musste sie unbedingt finden, in ihrer Hand lag seine Zukunft.
Costas fand die junge Frau im Badezimmer, wo sie noch immer mit den Folgen ihrer Übelkeit kämpfte. Bei ihrem Anblick blieb er wie angewurzelt stehen. Nicht etwa aus Taktgefühl, weil er sie in einer Situation beobachtete, in der sie vielleicht lieber allein wäre. Nein, es war der Anblick ihres Pos und ihrer langen wohlgeformten Beine, der ihn erstarren ließ. In dem engen schwarzen Rock und der hauchdünnen schwarzen Strumpfhose sah beides unwider stehlich aus.
Lächerlich!, sagte sich Costas. Niemand konnte sexy sein, während er sich übergab. Nicht einmal eine so schöne Frau wie diese.
Die Übelkeit ließ nach, doch Sophie zitterte so heftig, dass sie sich kaum aufrecht halten konnte. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte jemand einen eisernen Ring um ihn gespannt.
„Hier.“
Sie öffnete mühsam die Augen und nahm undeutlich den nassen Waschlappen wahr, den der Fremde ihr entgegenhielt. Dann sah sie seine Hand. Eine große, kräftige, tief gebräunte Hand und erkannte gleichzeitig den Ärmel eines teuren Anzugs, unter dem eine schneeweiße Manschette mit eleganten goldenen Manschettenknöpfen leuchtete. „Ich … kann nicht“, flüsterte Sophie. Sie hatte nicht die Kraft, nach dem Waschlappen zu greifen.
Der Mann hinter ihr sagte etwas auf Griechisch, was Sophie nicht verstand, aber es klang wie ein Fluchen. Dann legte er ihr den Arm um die Taille, zog sie an sich und wischte ihr mit dem nassen Waschlappen über Stirn, Wangen und Mund.
Sie erinnerte sich, wie sie die Tür aufgemacht und in ein grimmiges Gesicht gesehen hatte, in Augen, die ihr dunkler als die schwärzeste Nacht vorkamen. Und die eine Mischung aus mühsamer Höflichkeit und kaum zu beherrschender Wut und Feindseligkeit ausstrahlten. Aber am meisten hatte sie seine überwältigende Männlichkeit beeindruckt.
Keine Frau würde einen Mann wie ihn vergessen – ein arroganter Macho, aber dabei sündhaft sexy.
Von Müdigkeit überwältigt, ließ Sophie den Kopf an seine Brust sinken. Sobald er weg ist, gehe ich zurück ins Bett, dachte sie matt.
„Ich habe gefragt, was Sie genommen haben! Sagen Sie es mir!“
Langsam wurde ihr bewusst, dass er mit ihr sprach. „Was sagen?“ Allmählich wurde die Übelkeit besser, und Sophie begann, sich fast wieder wie ein Mensch zu fühlen, nur war alles so verschwommen.
„Haben Sie Drogen genommen? Oder Tabletten?“
Tabletten. Ja, sie hatte zwei Tabletten genommen. Oder waren es drei gewesen? Sophie nickte. „Schlaftabletten.“
Erneut hörte Sophie, wie der Fremde seinem Ärger auf Griechisch Luft machte. Dieser Mann hatte wirklich ein aufbrausendes Wesen.
„Können Sie allein
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