Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
einfach, einzuschlafen und das Bewusstsein zu verlieren. Unterkühlung. Ein sanfter Tod. Langsam und mühelos gleitet man davon. Wahrscheinlich halluziniert man für eine Weile, bevor man lautlos verschwindet.
Gemma. Gemma. Eine zarte Klangwelle, eine schillernde Farbe im Unterholz. Hat sie geträumt? Halluziniert sie bereits? Bildet sie sich ein, von kleinen Patschehändchen berührt zu werden, den süßlichen Atem zu riechen?
Liegt es am Regen, am Wind?
»Ich bin hier, Stephanie. Ich warte. Ich bin geübt darin. Du weißt doch, Stephanie, wie geübt ich darin bin.«
Sie hört Zweige unter seinen Schuhen knacken, während er herumstreicht. Wieder hört sie seine Stimme, eindringlich, spöttisch. »Am Ende bekomme ich, was ich will, Stephanie. Immer.«
Er ist ganz in der Nähe. Keine hundert Meter entfernt. Er kehrt ihr den Rücken zu. Warum gibt sie sich nicht einfach einen Ruck, steht auf, rennt los? Es wäre sofort vorbei, ein sekundenschneller Tod. Am Ende kriegt er sie sowieso.
Alles, was du dir versagt hast. Wofür du gearbeitet hast. Was du willst, was du hättest haben können.
Er hat dir deine Schwester genommen. Er hat dir dein Leben genommen. Dein Leben. Gemmas Leben und das von Gracie. Das Leben von Ellie und Dave, Jonny und Liam, Beth und Andy und Minna.
Hat er gewonnen? Willst du ihm das letzte Wort überlassen?
Kriech vorwärts. Lautlos, ganz langsam und vorsichtig. Jedes Geräusch, das kleinste Rascheln, und er hat dich. Zieh den Kopf ein, versteck dich unter der Kapuze. Flach, schön flach am Boden, so dass dein Bauch fast das weiche Laub berührt, während die Dunkelheit dich schützend umfängt und verbirgt.
Er hält das Gewehr locker in einer Hand, lässt es hin und her schweifen. Er ist voller Zuversicht. Er wird es aussitzen. Ich warte. Ich bin geübt darin. Du weißt doch, Stephanie, wie geübt ich darin bin.
Er weiß, er wird sie kriegen.
»Stephanie? Alles nur eine Frage der Zeit.«
43.
K riech weiter, so nah wie möglich an ihn heran. Es ist deine einzige Chance. Solange er das Gewehr hat, ist es aussichtslos.
Der erste ist nicht so wichtig, aber der zweite muss perfekt sein. Streiche mit den Fingern darüber, wäge sein Gewicht ab.
Langsam. Ruhig. In die Hocke, dann in den Stand. Wirf den ersten Stein. Hoch über seinen Kopf hinweg.
Er dreht sich um, schaut in die Richtung, aus der das Geräusch kam, hebt das Gewehr. »Ich kann dich sehen, Stephanie.«
Dir bleiben nur ein paar Sekunden. Nimm ihn zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Schätze die Distanz ab. Lass dein Ziel nicht aus den Augen. Lauf und spring und wirf. Schleuder den Stein, so fest du kannst.
Der Stein trifft ihn an der Schläfe, er zuckt zusammen, greift sich an den Kopf, gerät ins Taumeln, als sie auf ihn zugeschossen kommt, sie stößt ihn um, rammt ihre Fäuste gegen seinen Körper und versucht, ihm mit den Fingern in die Augen zu stechen er hat das Gewehr fallen lassen. Sie sind am Boden, er greift nach ihr, packt sie an den Handgelenken, wirft sie auf den Rücken und hält sie fest. Wehr dich. Tritt und beiß ihn.
Er sitzt auf ihr und drückt sie nieder, stützt sich mit dem Unterarm auf ihren Brustkorb, seine Augen glasig vor Wut. Er streckt den Arm aus, macht sich mit der freien Hand an ihren Klamotten zu schaffen, der Druck wird so stark, sie bekommt kaum Luft.
Er grinst sie an. »Mit deiner Mutter hatte ich diesen Ärger nicht. Die war locker.«
O Gott.
Oh, lieber Gott, nein.
Reiß das Knie hoch, ramm es ihm in den Unterleib.
»Fick dich, du Schlampe, du blöde Fotze!« Er greift ihr ins Haar und reißt ihren Kopf zurück, er würgt sie, bis kleine Lichtpunkte vor ihren Augen tanzen.
Halt still, halt ganz still, halt still und versuch zu atmen. Du musst stillhalten und ihn machen lassen, lass seine Hände tasten und reißen und zerren.
Er denkt, er hätte es geschafft. Sein Blick ist leer, er starrt dich aus toten Augen an, schlingt einen Arm um deinen Hals, drückt dich zu Boden.
Er liegt auf dir.
Du musst schnell sein. Winde dich, streck den Arm aus, ganz langsam, du hast es in der Parkatasche, steck die Hand hinein, und jetzt, wo du es an deinen Fingern spürst, reißt du den Arm heraus in die Falte zwischen Unterleib und Oberschenkel.
Zum Glück ist er schlank, so ist sie leichter zu finden.
Sie stößt mit voller Kraft zu, in einem schrägen Winkel. Schneidet ihm tief in die Lende.
Die Oberschenkelarterie, die Arteria femoralis, ist die Fortsetzung der Arteria iliaca
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