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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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mehr, seit ich bei der Rettung arbeite."
    Die Nicole hat ihn ungläubig angeschaut: "Da kriegt doch ein normaler Mensch erst Kopfweh."
    Dann hat ihr der Brenner die Tablettenschachtel gezeigt, die ihm der Czerny verkauft hat. Weil der hat da in seiner geschäftstüchtigen Art ein bißchen einen Drogenhandel betrieben. Ich möchte jetzt nicht zuviel ausplaudern, nichts Tragisches, aber durch seine Kontakte zu Ärzten hat er sich ein kleines Probepackungsarsenal aufgebaut und im Bekanntenkreis verkauft. Ein kleiner Nebenverdienst, mehr ist das bestimmt nicht gewesen.
    "Jeden Tag eine vor dem Frühstück. Und seither nie mehr einen Anfall gehabt."
    Erst jetzt sind die Tränen endgültig aus den Marsaugen verschwunden. Das hat der Brenner genau gesehen, so hat sie ihre Augen aufgerissen, wie er ihr die Packung gezeigt hat.
    Dann ist sie aus dem Zimmer hinaus und nach ein paar Minuten mit einem riesigen roten Ordner wieder hereingekommen, und aus dem hat sie dem Brenner die Nebenwirkungen vorgelesen.
    "Wie lange nimmst du die schon?"
    "Drei, vier Monate."
    "Dann kannst du froh sein, wenn sie dich noch auf einer Sondermülldeponie nehmen", hat sie aufgejault. "An deiner Stelle würde ich mich gleich auf die Intensiv legen. Gib sofort her, das Gift!" Sie hat ihm dabei ihre Augen so hingehalten, als wäre das der Einwurf vom Altmedikamentencontainer.
    Der Brenner hat ihr die Tabletten widerspruchslos ausgehändigt, weil er hat ja daheim noch eine Hunderterpackung gehabt. Nicht hundert Tabletten, hundert Packungen.
    "Ich verstehe nicht, daß die Rettungsfahrer alle so suchtgefährdet sind", hat die Nicole den Kopf geschüttelt.
    "Dieses Gift hast du bestimmt vom Czerny."
    "Das weißt du bestimmt vom Stenzl", hat der Brenner ihren Tussi-Tonfall nachgemacht.
    "Papperlapapp! Das weiß doch jeder mit dem CzernyTablettenservice. Der geldgierige Hund. Den würde ich einmal unter die Lupe nehmen, wenn ich Polizei wäre. Weil der ist skrupellos. Und außerdem ist er der einzige, der davon profitiert, daß der Stenzl tot ist."
    "Weil er den Posten vom Stenzl übernimmt und so vom Kleinhändler zum Großhändler aufsteigt?"
    "Papperlapapp! Über den Leo kann man viel Schlechtes sagen. Aber mit dem Tablettengeschäft hat er nie was zu tun gehabt."
    "Aber mit dem Czerny schon?"
    "Der Czerny redet doch jedem irgendein Geschäft ein. Wo dann immer nur er profitiert. Der hat ja mit jedem zweiten Krankenhausangestellten einen Lebensversicherungsvertrag auf Gegenseitigkeit laufen. Aber natürlich stirbt nicht der Czerny, natürlich sterben die anderen."
    "Mit dem Stenzl hat er auch so einen Vertrag gehabt?"
    "Sag ich doch."
    "Aber wie kann er sich das leisten? Die Versicherungen kosten ja was."
    "Was heißt leisten. Er keilt ja die Verträge für die Versicherung. Da hat er mit der Provision schon die Hälfte von seinem eigenen Beitrag wieder herinnen. Angeblich hat er über hundert Verträge laufen. Jeder mindestens über eine Million."
    "Und statistisch gesehen stirbt von hundert Leuten jedes Jahr mindestens einer", hat der Brenner gerechnet.
    "Mit Statistik darfst du mir nicht kommen."
    "Sonst würden ja die Leute über hundert Jahre alt."
    "Ja, so gesehen."
    "Aber man muß natürlich die Alterspyramide berücksichtigen. Das ist eine Tüftelei, ob sich das ausgeht mit dem Prämienzahlen und mit der Sterblichkeit. Die Versicherungen sind ja auch nicht blöd." "Die Versicherungen nicht. Aber die Leute sind blöd. Der Czerny hat sich das mit der Versicherung schon ausgepackelt."
    "Und du meinst, daß sich das ausgeht?"
    "Wenn es sich einmal in einem Jahr nicht ausgeht und niemand stirbt, muß man eben nachhelfen", hat die Nicole gesagt. Auf einmal hat sie gelacht: "Du wirst doch meinen Blödsinn hoffentlich nicht ernst nehmen!"
    "Dafür, daß sie dir vor ein paar Wochen den Liebhaber erschossen haben, bist du aber ganz schön fröhlich."
    "Wer sagt das?"
    "Ich hab das gesagt. Oder siehst du hier noch wen?"
    "Wer das mit dem Liebhaber sagt!"
    "Alle."
    Der Brenner ist vorsichtshalber einen Schritt zurückgetreten.
    Aber die Nicole hat gar nicht versucht, ihm ins Gesicht zu springen. Sie hat nur mit eisiger Marsmiene gefragt: "Was sagen alle?"
    "Daß du einen Krieg mit der Irmi gehabt hast."
    "Das stimmt sogar. Aber das heißt noch lange nicht, daß ich mich für den Stenzl interessiert habe. Ich habe die Irmi weg haben wollen, weil sie immer hier herumgeschnüffelt hat. Mit der war irgendwas."
    "Und mit dir war nichts? Und mit dem

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