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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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ist und man zum Trost einkaufen geht, und einmal getragen und ab zur Altkleidersammlung mit dem geliebten Stück. Drei LKW-Garagen vollgestopft bis unters Dach. Das mußt du dir einmal auf der Zunge zergehen lassen, was das chaosmäßig heißt. Denk daran, was ich dir vorher mit der Ordnungsphilosophie erklärt habe.
    "Wenn du jetzt auch noch die Fetzen in den Hof herausräumst, dann liefern wir dich in die Geschlossene nach Steinhof hinauf. Das Zwangsjackerl hast du mir ja schon herausgerichtet. Das dauert nur ein paar Sekunden, Brenner, und du hast schon das Zwangsjackerl an. Und Steinhof hat der Bimbo schon einmal in elf Minuten geschafft. Elf Minuten bis zur Gummizelle, Brenner."
    Der Hansi Munz hat jetzt auch noch Unterstützung bekommen. Der fette Buttinger ist in seiner ganzen Leibesfülle in der Tür von der Funkzentrale gestanden und hat gerufen: "Was ist, Brenner? Hast du nichts mehr zum Anziehen? Da mußt du aber vorher fragen, ob du dir was von unseren schönen Altkleidern nehmen darfst. Weil die sind für die braven Neger bestimmt, nicht für dich."
    Der Brenner hat sich aber weder um den Hansi Munz noch um den fetten Buttinger gekümmert. Und er hat auch nicht die Kleider auf den Hof hinausgeräumt.
    Er ist nur noch einmal in die 740er-Garage hinüber und hat in dem Saustall, den er angerichtet hat, das Brecheisen gesucht.
    Das Brecheisen ist eigentlich dafür da, daß du bei einem Autounfall einen Eingeklemmten befreien kannst, bevor er verbrennt.
    Und nicht dazu, daß du den Materialspind in der Altkleidergarage aufbrichst, für den nur der Bimbo einen Schlüssel gehabt hat.
    Weiß der Teufel, wo der ihn versteckt hat, vielleicht hat man ihm den Schlüssel als Grabbeigabe mit auf den Weg gegeben.
    Der Brenner hat jedenfalls jetzt keine Zeit zum Suchen gehabt, er hat die Abkürzung genommen, sprich Brecheisen.
    Dann hat er den schönsten Busen gesehen, der ihm in seinem ganzen Leben untergekommen ist. "Frühling in der Provence", ist über dem Foto gestanden, das sich der Bimbo mit Klebestreifen in seinen Spind gehängt hat. Aber es muß schon ein älteres Foto gewesen sein. Weil ich sage immer, so schöne Busen gibt es heute nicht mehr. Ich weiß nicht, ob es etwas mit der Emanzipationsbewegung zu tun hat.
    Aber ob du es glaubst oder nicht: Der Brenner hat sich das Foto nicht einmal richtig angeschaut. Weil unter dem Foto sind die Schraubenzieher gelegen, und neben den Schraubenziehern ist eine Bohrmaschine gelegen. Aber das ist keine wirkliche Bohrmaschine gewesen.
    Wie der Brenner mit der Waffe, die so schwer war, daß ihm beim Tragen fast die Blinddarmnarbe aufgebrochen ist, aus der Altkleidergarage herausgekommen ist, hat weder der Hansi Munz noch der fette Buttinger einen Laut von sich gegeben.
    Das einzige, was man gehört hat, war ein leises Plätschern.
    Von dem Bächlein, das sich vom Uniformbein des Hansi Munz langsam seinen Weg zum Garagengully gebahnt hat.
     

15
    "Jetzt mußt du dich entscheiden, ob du lieber auf der richtigen oder auf der falschen Seite stehst", hat der Brenner so ernst gesagt, wie ich ihn überhaupt noch nie gesehen habe.
    "Ich stehe immer auf der richtigen Seite", hat der fette Buttinger geantwortet.
    "Dann gehst du jetzt in die Funkzentrale und schaust für mich ein paar Sachen im Computer nach."
    "Glaubst du, weil du einen Schweizerkracher in der Hand hast, tanze ich auf einmal nach deiner Pfeife?"
    "Das ist der Schweizerkracher vom Bimbo."
    "Bimbo?" hat der fette Buttinger die Stirn gerunzelt. "Warte einmal, hat der nicht eine Zeitlang bei uns gearbeitet?"
    "Der Bimbo hat die Irmi erschossen."
    Wenn der Buttinger seine fette Stirn gerunzelt hat, hat er richtige Speckwürste über den Augen gekriegt. "Und der Stenzl hat sich nur heroisch dazwischengeworfen wie der reinste Leibwächter, oder?"
    "Der Stenzl hat nur seinen Schädel hinhalten müssen. Aber der hat ja sowenig im Schädel gehabt, daß die Kugel durch ihn durchgegangen ist wie nichts."
    Der fette Buttinger hat nur gegrinst.
    "Und wenn du mich jetzt in den Computer hineinläßt", hat der Brenner nicht lockergelassen, "dann schaut es nachher vielleicht so aus, als wärst du auf der richtigen Seite gestanden."
    Aber der fette Buttinger hat nicht einmal im Traum daran gedacht, daß er den Brenner in den Zentralcomputer hineinläßt.
    Er hat es immer noch genossen, daß der Brenner nicht mehr unter dem Schutz vom Junior steht. Aber er hat nicht kapiert, daß er selber auch schon nicht mehr unter dem Schutz vom

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