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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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liest.« Sie verzieht den Mund zu einem falschen Lächeln. »Ich bin nur das fröhliche Dänenmädel, das Kringel und Pudding verkauft.«
    »Sid, bitte«, sagt er, während seine Knie unter dem Tisch hopsen.
    »
Av, min Gud.
Ich schaff das nicht allein. Ich gehe zurück in dieses – wie sagt man? – 
warehouse
? Geschäft? Und ich denke, was, wenn dieser Mensch auch hinter mir her ist? Was, wenn Magnus in etwas Schlimmes verwickelt war? Meine Familie fleht mich an, nach Hause zu kommen. Es tut mir leid, Calder. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du hier drin bist. Das zerreißt mich in Stücke. Ich kann nicht essen. Ich kann nicht schlafen. Ich kann mich nicht an die kleinsten Dinge erinnern – meine Schuhe, meine Uhr, mein Portemonnaie. Ich weiß nicht mal, wann ich das letzte Mal was gegessen habe.«
    Calder packt sein Knie mit der freien Hand. »Liebste.« Sie hat jetzt alles in seiner Brust blockiert. Er muss sie berühren. Das macht er im Geist, und ihr Duft scheint durch den Monitor zu dringen. Sein Herz krampft sich zusammen. Er befreit sich davon, indem er hustet. »Hast du was zum Schreiben dabei?«
    Sie behält Calder im Blick, während sie in ihren Taschen kramt. Sie sieht blass und kränklich aus, als hätte sie sich verlaufen undwürde nach Kleingeld suchen, um jemanden anzurufen. Sie zieht einen Stift und ein Adressbuch aus ihrer Handtasche.
    »Meine Scheckkarte liegt in der obersten Schublade in meiner Kommode zusammen mit anderem Krimskrams«, sagt er.
    »Calder …«
    Er nennt ihr die PIN-Nummer. »Schreib sie auf. Auf dem Konto ist nicht sehr viel, aber du kannst alles abheben, falls nötig. Mein Buchhalter überweist automatisch jeden Monat Geld. Und die Wohnung ist abbezahlt.«
    »Das ist nicht nötig. Nein. Ich komme schon klar.«
    »Sid«, sagt er scharf. »Nimm dir, was du brauchst. Ruf ein Maklerbüro an und biete dein Haus zum Verkauf an. Die kümmern sich um alles. Du kannst bei mir wohnen.« Er stellt sich vor, wie sie durch seine Zimmer geht, das Licht ein- und ausschaltet wie seine Mutter nach dem Tod seines Vaters. Das Thermostat rauf, dann wieder runter. Fenster auf, dann zu. Laken abziehen, dann wieder drauf, irgendwie fühlten sich die Zimmer nie richtig an.
    »Nebenan wohnen auch Leute. Nette Menschen. Freunde. Schreib dir auch diese Nummer auf. Es ist Annies. Sie kennt einen Haufen Leute. Ruf sie einfach an. Sie kann helfen. Du solltest das nicht allein bewältigen müssen.«
    »Ja, sie muss das auch durchstehen.« Sie notiert sich die Nummer. »In der Presse. In den Nachrichten. Es schlägt so hohe Wellen, weil sie prominent ist.«
    Natürlich. Er hat nicht einmal bedacht, wie das Annie ins Rampenlicht rückt. Der Druck breitet sich langsam in seiner Brust, im Hals und in den Augen aus. Er muss sich zusammenreißen. Er klatscht auf den Bildschirm.
    Sidsel drückt ihre Hand auf ihren eigenen Schirm, und von dieser Geste dröhnt ihm der ganze Kopf.
    Die Besuchszeit ist fast um. Seine Knie schlagen aneinander.
    »Ich hatte eine wirklich wunderbare Zeit.« Sidsel bemüht sich, Groucho Marx zu imitieren.
    Calders Knie brennen. Lächelnd ergänzt er: »Aber das war nicht jetzt.«
    Auch Sidsel lächelt – das sanfteste, wärmste, ehrlichste Lächeln, das sie ihm je geschenkt hat. »Es tut mir leid. So schrecklich leid. Ich hätte mich nicht so aufregen sollen. Ich will stark sein. Ich verspreche, das nächste Mal bin ich stark. Ich wünschte nur, wir könnten irgendwie wieder zurück und alles anders machen. So als wäre das nie passiert.«
    Dieser Gedanke lässt ihn die ganze Nacht nicht mehr los. Doch wie weit er zurückgehen, was genau er anders machen müsste, kann niemand ahnen. Es will ihm auch in all den durchwachten Stunden nicht einfallen.

ACHT
    Annie erschrickt, als hinter ihr Äste knacken. Sie fällt beinahe von der Ladefläche, als sie einen Mann im Hain erblickt. Er trägt eine Jacke von Channel 4 News, sein Mund ist verzerrt, als hätte man ihn dabei ertappt, wie er nach der richtigen Formulierung suchte.
    »Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«, fragt Annie.
    »Es tut mir leid«, sagt er. »Ich wollte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.« Sie mag den Klang seiner Stimme nicht. Fein, fast damenhaft. Er ist jung und pausbäckig. Annie klatscht ihm eine zerquetschte Tangelo an den Kopf.
    »Hey!« Er fasst sich an den Kopf.
    »Das hier ist Privatgelände. Entweder verschwinden Sie freiwillig, oder ich hole die Knarre aus dem Truck hier und zeig Ihnen,

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