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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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kommen bald«, sagte sie.
    »Annie. Das Label verliert allmählich die Geduld.«
    »Das haben wir schon hundertmal durchgekaut. So lange ist das nicht her. Die sind bloß gierig.«
    »Vielleicht, aber sie müssen die Rechnungen bezahlen.«
    »Eben hast du gesagt, wir stürmen die Charts.«
    »Versprich mir, dass du wiederkommst.«
    »Allen.«
    »Versprich es mir.«
    »Wohin sollte ich sonst gehen?«
    Annie greift nach oben, rutscht mit den Stiefeln auf den Rillen aus, fällt nach hinten und landet mit dem Steißbein auf der unebenen Stahlladefläche. »Verdammte Scheiße!« Ein Nieselregen hat angefangen, die Bäume, ihr Haar, die Kisten voller Tangelos zu benetzen. In der Zeit, die sie mit dem ganzen Quatsch verplempert hat, hätte sie noch eine Kiste füllen können.
    Sie klammert sich an die Seitenwand der Ladefläche und hievt sich hoch. Als sie sich aufrichtet, verschlägt ihr der Schmerz den Atem. Auf den Fensterscheiben des Führerhauses hat sich bereits so viel Regenwasser angesammelt, dass es in Zickzackbächlein hinabfließt.
    Doch sie wird den Hain erst verlassen, wenn das Licht ihrer zwei großen Taschenlampen zu blassgelben Punkten geschrumpft ist. Selbst nachdem sie auf den Arsch geplumpst ist, schafft sie es noch, zwei Kisten zu füllen und zusammen mit den anderen in die Scheune zu schleppen. Der gefrierende Regen, möglicherweise Schnee, ist für morgen vorhergesagt.
    Wieder im Haus, macht sie ein Feuer und lässt Detour hinaus. Später, als sie sich bückt, um den Hund zu füttern, fährt ihr wieder der Schmerz in den Rücken. Sie zieht die schmutzigen Sachen aus und schlüpft schnell in den seidenen schokoladenbraunen Morgenmantel, den ihr Owen vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt hat. Sie denkt an das letzte Mal, dass er hier war, das letzte Mal, dass er sie darin gesehen hat.
    Ein Fieber hatte ihn niedergestreckt, und sie war neben ihm in dem Morgenmantel eingeschlafen, während sie darauf wartete, dass seine Stirn kühler werden würde. In der Nacht wachte sie auf, und die von seinem fiebrigen Körper feuchte Seide klebte an ihrer Haut. Sein Schweiß roch streng. Sein Mund stand offen, ein Gemisch aus Zwiebeln und saurer Milch. Sie dachte, er hätte vielleicht etwas Schlechtes zum Lunch gegessen. Sie beugte sich über ihn und berührte seine Stirn mit ihren Lippen. »Ich liebe dich«, murmelte er. Er brannte lichterloh. Sie stellte einen Eiskübel ans Bett und wischte ihm das Gesicht mit dem kalten Waschlappen ab, den sie immer wieder eintauchte. Sie hielt ihm ein Glas Eiswasser an die Lippen und flößte es ihm ein. Nach einer Weile hatte das Wasser im Eimer fast Zimmertemperatur. Inzwischen war sie ausgelaugt. Die Vorstellung, aufzustehen, Eis nachzufüllen, bei ihm zu sitzen und immer wieder den Lappen auf seinem Kopf zu wechseln, erfüllte sie mit einem Gefühl bleierner, dumpfer Erschöpfung. Ihre Beine lasteten auf der Matratze. Das Hirn im Schädel fühlte sich schwer an. Sie blieb bei ihm, bis sie dachte, sie müsste gleich weinen wie ein übermüdetes Kind. Sie betupfte noch einmal seinen Haaransatz, schlüpfte aus dem Bett und kroch nackt zwischen die kühlen Laken im Gästezimmer. Detour leistete ihr Gesellschaft, und sobald er sich auf den Teppich gelegt hatte, fiel sie in einentiefen und erholsamen Schlaf. Erst am späten Vormittag wachte sie davon auf, dass Owen seinen Rasierer im Waschbecken am anderen Ende des Flurs ausklopfte.
    Ich muss einkaufen
, hatte sie gedacht, als sie im Bett lag. Hühnersuppe und Grillkäse.
    Das Feuer geht allmählich aus, und Annie hat nicht mehr die Energie, ein Scheit nachzulegen. Sie bringt nicht einmal die Energie auf, ins Bett zu gehen.
    Die Erinnerung an das, was am nächsten Tag geschah, zehrt an ihr. Vom Supermarkt kam sie in ein leeres Haus zurück. Sie wusste es in dem Moment, als sie die Tür aufstieß. Es waren Lücken auf den Regalen, wo seine CDs und Bücher gestanden hatten. Seine Gitarre mitsamt dem Ständer war von ihrem Platz am Fenster verschwunden. Doch der Grund, warum sie diese Dinge überhaupt wahrnahm, war die Luft. So eine Luft hatte sie schon einmal in ihrem Leben gespürt. Als wenn plötzlich die Lichter ausgehen. Als wenn man unvorbereitet ins Dunkel gestürzt wird.
    Sie packt eine Hand voll Seide an ihrem Bein. Die glimmende Asche sprüht Funken, die verpuffen und erlöschen. Kalte Zugluft kommt durch den Kaminschacht.
    Er hatte sich von Anfang an Kinder gewünscht. Ihre Diskussionen über dieses Thema bewegten sich im

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