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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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hörte: »Hallo?« Sein Spaten hatte gerade den sandigen Boden durchstochen, er ließ seinen Wanderstiefel auf der aufrecht stehenden Kante ruhen und sah auf. Ein frisch gebräuntes Gesicht, große lindgrüne Augen und all das weiße Haar, das ihr über die weiße leger sitzende Bluse fiel. »Könnten Sie das wohl stutzen?« Sie griff nach dem morschen Zweig eines Avocadobäumchens in einem Pflanzenkübel auf dem Gehweg. Sie streichelte es mit der Fingerspitze. »Das wurde vernachlässigt.«
    »Aber sicher könnte ich das«, sagte er, und sie trat einen Schritt vor und gab ihm einen Himbeerkringel, den er vorher gar nicht in ihrer anderen Hand bemerkt hatte. Der Drang, sie anzufassen, war sofort da gewesen.
    »Die erinnern mich an meine Heimat«, sagte Sidsel im
Mateo’s
. Das Grün ihres Shirts brachte das Grün ihrer Augen besonders zur Geltung. »Die Farben meine ich, die an den Wänden. Die sind wie die bei uns zu Hause.«
    Sie sah Schönheit in der bereiften Haut einer Heidelbeere, fand Vergnügen am Gewicht eines Löffels. Nur im selben Zimmer mit ihr zu sein, weckte in ihm den Wunsch, ein besserer Mensch zu werden. Sie sprach Französisch, Englisch, Deutsch und Dänisch, wusste alles über die Konstellationen und verfügte über einen unglaublichen Wissensschatz, kannte zum Beispiel die Wanderungsmuster der Saatgänse und jeden Witz, den die Marx Brothers jemals gerissen hatten. Ihre Pasteten machten ihn gleichzeitig satt und hungrig.
    Es konnte im
Mateo’s
nicht wärmer als achtzehn Grad gewesen sein, aber der Schweiß rann ihm die Schläfen hinunter wie Tränen. Er musste sich zusammenreißen. Er wollte nichts anderes als sie haben, jede Minute des Tages, jeden Tag der Woche, jedes Jahr seines Lebens. Er malte sich aus, wie er hier in der Nische auf ihr lag. Babys tauchten vor seinen Augen auf, dann Enkelkinder, aus denen Urenkel hervorgingen. Er sah seine Zukunft mit ihr.
    »Du kannst die Scheidung einreichen«, sagte er. Was dachte er sich bloß dabei? Sie hatten bisher kaum über Magnus gesprochen. Sein rechtes Auge zuckte einmal und beruhigte sich wieder.
    Sidsel lehnte sich auf ihrem Sitz zurück.
    »Ich meine … möchtest du das überhaupt?«, fragte Calder.
    Sie sah ihm forschend ins Gesicht. »So einfach ist das nicht«, sagte sie.
    »Was darf ich euch beiden bringen?« Mateo stand mit Notizblock und Stift am Tisch. Sein Haar war so dick und weiß wie sein Schnurrbart. Er ähnelte eher einem südamerikanischen Diplomaten als einem Kellner.
    Sidsel sah Calder an. »Mir ist alles recht«, sagte sie.
    »Wie gehts dir denn, mein Lieber?«, fragte Calder.
    »Sehr gut, danke.« Er deutete eine Verbeugung an und lächelte Sidsel zu, während er auf den Absätzen seiner Tennisschuhe wippte, wobei sein Bauch sich über der Tischkante vor- und zurückbewegte.
    Calder bat ihn, das Übliche zweimal zu bringen, und Mateo verschwand in der Küche.
    Calder beugte sich vor. »Soweit ich weiß, werden mehr als die Hälfte aller Ehen wieder geschieden.«
    »So meine ich das nicht. Du kennst Magnus nicht«, sagte sie. Den Namen flüsterte sie. »Du ahnst ja nicht, wie er sein kann.«
    »Hey, Calder!«, rief eine Männerstimme von der anderen Seite des Raums.
    Calder drehte sich um und entdeckte Gabe Pinckney, einen seiner Landschaftsgärtner, in schmutzigen Shorts und Stiefeln. Er trug ein rotes Greenpeace-T-Shirt mit einem weißen Wal. Es war Dienstag. Calder hatte völlig vergessen, dass er bei den Johnsons direkt um die Ecke einen Auftrag ausführte.
    Mist! Das bezog sich sowohl auf Gabe als auch auf die Situation hier. Gabe grinste so breit und männlich wie nur möglich. Calder hob grüßend eine Hand. »Einer von meinen Landschaftsgärtnern«, flüsterte Calder Sidsel zu.
    Was sagte sie? Magnus. Er kannte Magnus nicht. Nein, und wenn er sich vorstellte, wie Sidsel Magnus kannte, wurde ihm ein wenig übel. Zu Magnus ging sie jetzt nach Hause. Vielleicht wartete er in einem Sessel gegenüber der Tür. Vielleicht küsste er sie jedes Mal, wenn sie hereinkam, so wie Calder es tun würde, wenn er die Gelegenheit hätte.
    »Na, da hast du recht«, sagte Calder und lehnte sich zurück. »Ich kenne ihn nicht und will ihn auch nicht kennenlernen, aber ich hab keine Angst vor ihm, und du solltest auch keine haben.« Er lächelte ein wenig und wartete auf eine Reaktion. Ihre Augen schienen voller Zweifel, vielleicht wehmütig, schwer zu beurteilen. »Dies ist ein freies Land. Jemandem kommt in den Sinn wegzugehen, und

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