Komm zu mir heute Nacht
ging langsam auf Mandy zu, als ob sie ein verängstigtes Tier wäre und ihm ausreißen könnte.
„Wovor hast du jetzt solche Angst?"
Sie antwortete nicht.
„Was ist, Baby?" fragte er sanft.
Tränen liefen ihr über die Wangen, und dann brach es aus ihr hervor. „Ich habe eine Todesangst, dass ich, wenn ich endlich meinen Traum erfüllt habe und wirklich Dr.
med. hinter meinen Namen setzen kann, dass es dann gar nicht das ist, was ich die ganze Zeit wollte."
Nash war total verwirrt. „Wie meinst du das?"
„Ich habe dich wieder gesehen. Und ich habe erkannt, wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich deine Kinder liebe." Mit fast verzweifeltem Griff umfasste sie seine Arme.
„Es ist alles, was ich mir für dich und mich erträumt hatte und was ich verloren hatte, und jetzt ist es immer noch unerreichbar für mich."
Bevor er etwas sagen konnte, kam sie ihm zuvor: „Nash, weißt du denn nicht, dass ich bleiben würde, wenn ich könnte?"
Er fasste wieder Mut. Mehr brauchte er nicht zu wissen. „Dann werde ich einen Weg finden, Baby." Zärtlich wischte er ihr die Tränen ab. „Ich schwöre es."
Sie schloss gequält die Augen.
„Vertrau mir." Er küsste sie sanft.
Für einen Moment erlaubte sich Mandy, seinen Kuss zu erwidern. „Ich muss gehen, Nash. Lass mich nicht zwischen dir und meiner Karriere wählen." Wie leicht es doch geschehen konnte, dass sie viele Jahre harter Arbeit einfach aufgab, wenn er sie so ansah! „Ich brauche dich, Nash, aber ich brauche auch meine Arbeit. Und ich weiß, dass ich nicht beides haben kann."
Da trat Nash plötzlich zurück. „Ich würde dich niemals aufhalten, Mandy. Und ich bin nicht sicher, ob ich eine Frau haben möchte, die die ganze Zeit über nur arbeitet und der ihre Karriere wichtiger ist als ihr Mann und ihre Familie."
Sie straffte die Schultern. „Und ich dachte, eine Familie stünde einem bei, was immer geschieht. Da muss ich mich wohl geirrt haben."
Er wurde blass.
„So bin ich nun mal, und so muss ich sein, wenn ich mich selbst respektieren will.
Ich habe alle Opfer gebracht, Nash. Ich bin es, die jedes Mal verliert. Wenn du das nicht begriffen hast, dann können wir nie zusammen sein."
Mandy ging an ihm vorbei, nahm ihren Koffer und verließ Nash.
Nash starrte in der leeren Küche vor sich hin, ließ dann den Kopf sinken und schloss die Augen. Er hatte das Gefühl, als würde ihm das Herz aus der Brust gerissen.
Kate und Kim saßen auf dem Sofa und sahen fern. Ihre Augen waren rot vom Weinen. Sie sprachen nicht mit Nash, weil sie ihm die Schuld an Mandys Abreise gaben. Und er konnte es ihnen nicht übel nehmen.
„Habt ihr Hunger?"
Sie sahen ihn nur stumm an. Er seufzte, nahm seinen Hut und wollte zur Tür gehen, da sagte Kate mit gepresster Stimme: „Sie hat meinen Zahn vergessen."
„Wie bitte?"
„Miss Mandy sagte, dass die Zahnfee zwei Mal kommen würde, weil ich hier wohne, den Zahn aber bei Grandma verloren habe."
Nash entschloss sich, das Risiko einzugehen, und fragte: „Und hast du nachgesehen?"
Kate sah verblüfft auf. Sie schüttelte den Kopf. Er hob eine Augenbraue. Als sie die Treppe zu ihrem Zimmer hochsauste, hielt Nash unbewusst die Luft an, bis Kate wieder da war.
„Sie hat ihn gebracht. Ich hatte ihn nur übersehen." Kate zeigte ihm den Silberdollar, und Nash atmete auf. Es sah Mandy so ähnlich, an alle zu denken – bis auf sich selbst.
„Ich werde ihn niemals ausgeben", erklärte Kate feierlich und schaute ihren Vater vorwurfsvoll an.
Grace, die hinzutrat, wusste genau, was dieser Blick zu bedeuten hatte. „Liebling, Mandy ist Ärztin, und sie muss drei Jahre lang im Krankenhaus arbeiten."
„Hast du sie weggeschickt, Daddy?"
Nash schluckte. „Ich wollte, dass sie bleibt, Süße, aber sie musste fort. Das wusstet ihr doch von Anfang an." Und er natürlich auch.
Kim stellte sich neben ihre Schwester. „Tu was, Daddy. Bring sie wieder zurück." Ihre blauen Augen füllten sich wieder mit Tränen.
„Ich kann nicht." Er drückte beide an sich, und sie weinten sich in seinen Armen aus. Nash setzte sich mit ihnen aufs Sofa und verwünschte Mandy und ihre unglaubliche Dickköpfigkeit und sich selbst, weil er keinen Ausweg sah.
Nachdem er und Grace die Mädchen zu Bett gebracht hatten, gingen sie in die Küche. Dort erklärte Grace ernst: „Ich dachte, ich hätte einen klügeren Sohn."
„Was soll ich denn tun, Mom? Die Ranch Jake überlassen und in Savannah leben?"
„Mandy hat so viele Schulden, Nash,
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt