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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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ihn nicht gefunden«, sagte Dad finster. »Er wäre längst weg gewesen und auf die andere Seite der Landzunge getrieben.«
    Ein kalter Schauer überlief mich. »So klar hab ich nicht gedacht. Als ich die Bücher gesehen hab …« Ich hielt inne. Wo waren die Bücher? Ich hatte sie ganz vergessen. »Sie müssen noch immer da draußen liegen«, sagte ich.
    Â»Neal hat sie reingeholt«, sagte Mom. »Ich glaube, sie sind im Wohnzimmer.«
    Sie hatte recht, da waren sie. Der Einband des Roten schlug Wellen, weil er feucht geworden war, aber die anderen beiden waren noch ganz in Ordnung. Die nächsten zwei Tage verbrachte ich mit Lesen.
    Ich fing mit dem Abschnitt an, über den Jeff am Telefon gesprochen hatte, und las von den Experimenten, die mit einem Mann namens Ingo Swann im Stanford Research Center durchgeführt worden waren. Abgesehen von seinen Leistungen im Labor, wo er Objekte identifiziert hatte, die auf einer erhöhten Fläche standen, sagte man Swann nach, er habe die Fähigkeit gehabt, sich auf der astralen Ebene an weit entfernte Orte zu begeben. Dazu musste man ihm nur die Längen- und Breitengrade nennen. Bei seiner Rückkehr lieferte er den Beweis dafür, dass er dort gewesen war, indem er eine Zeichnung des Ortes anfertigte. Bei einer Gelegenheit war er von einer Astralreise zu einer vermeintlich unbewohnten Insel im Indischen Ozean zurückgekehrt und hatte berichtet, dort wären Leute gewesen, die französisch sprechen würden. Nachforschungen ergaben später, dass die französische Regierung auf der Insel eine Wetterstation eingerichtet hatte.
    Auf Swanns Fallgeschichte folgten andere, die ebenso erstaunlich waren. Eine ungeheuerliche Anzahl von Leuten hatte im Laufe der Jahre angegeben, außerkörperliche Erfahrungen gemacht zu haben. »In vielen Fällen«, so wurde im Buch berichtet, »machten die betreffenden Personen erste derartige Erfahrungen bereits in der Kindheit, und sie wuchsen in dem Glauben heran, dass es bei allen anderen Menschen auch so wäre. Wenn sie vor Familie oder Freunden von ihren Astralreisen sprachen, geschah das mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass diese dachten, sie würden Träume schildern.«
    Ein Kapitel in dem roten Buch beschäftigte sich mit der Frühgeschichte. Darin waren Fotos von Darstellungen abgebildet, die in ägyptischen Grabkammern gefunden worden waren, sie zeigten einen zweiten Körper, der über dem ersten schwebte. Alte chinesische und indische Schriften wurden zitiert, in denen von Männern die Rede war, die ihre geistigen Körper regelmäßig zu »himmlischen Flügen« ausschickten, und es gab einen Abschnitt, in dem Ausführungen zu östlichen Religionen gemacht wurden, in denen von Lamas und Mönchen als Teil ihrer religiösen Ausbildung verlangt wurde, ihre Körper zu verlassen.
    Was mich jedoch am meisten interessierte, war die eine kurze Passage, die sich auf die nordamerikanischen Indianer bezog, »in erster Linie die Algonquin, Shoshonen und Navajo, die anscheinend ein angeborenes Verständnis davon haben, wie sie ihre Astralkräfte einsetzen können«. Diesen Satz las ich mehrmals. Ich erinnerte mich an Helens beiläufige Bemerkung, dass »die Medizinmänner es tun konnten, wann immer sie wollten, und einige der anderen auch.«
    Und jetzt gehörte ich zu denen.
    An dem Tag, an dem ich das zweite Buch zu Ende gelesen hatte, rief ich Jeff an. Mr Rankin sagte, er könne nicht ans Telefon kommen, würde aber zurückrufen. Der Anruf kam nie.
    Am nächsten Morgen warf ich mich in meinen Parka, klemmte mir die Bücher unter den Arm und ging die zwei Meilen bis zu Rankins’ kleinem Haus. Ich klingelte, und Jeff rief irgendwas, das so klang wie »Komm rein«. Ich stieß die Tür auf und betrat einen Raum, der nicht unpersönlicher hätte sein können. Da standen Sessel und eine Couch, die mit einem tristen braunen Stoff bezogen waren, die Gardinen vor den Fenstern waren in einem helleren Braun gehalten und irgendwie kariert. Kein Bild schmückte die Wände, nicht mal ein Kalender hing da, und auch sonst gab es hier weder Pflanzen, Kissen, Zeitschriften noch sonst was, das auf menschliches Leben schließen ließ.
    Was für ein Elend , dachte ich, als ich mich umschaute.
    Jeff saß in einem Sessel, sein eingegipstes Bein lag auf dem Sofatisch. Der Fernseher stand an

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