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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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der Wand gegenüber und dröhnte den Soundtrack von einem alten Film heraus, in dem maskierte Banditen über Dächer rannten und sich gegenseitig abknallten.
    Ich wollte Hi sagen, dann wurde mir klar, dass er meine Stimme bei dem Lärm überhaupt nicht hören konnte.
    So wie Jeff mich anschaute, hätte es mich nicht gewundert, wenn er einfach sitzen geblieben wäre und das Ding hätte weiterlaufen lassen. Mit offensichtlichem Zögern drückte er dann einen der Knöpfe der Fernbedienung auf seinem Schoß und der Fernseher verstummte.
    Â»Hallo«, sagte ich. »Wie geht’s dem Bein?«
    Â»Ist gebrochen«, sagte Jeff. »Wie geht’s der Schulter?« Sein Blick war kühl und wenig entgegenkommend, wie so oft, wenn er sich von anderen abschotten wollte.
    Â»Ist schon besser geworden«, sagte ich. »Ich bin besser davongekommen als du.«
    Er bot mir keinen Platz an, aber ich setzte mich trotzdem. Das Sofa war genauso unbequem, wie ich gedacht hatte.
    Â»Du scheinst dich ja nicht besonders zu freuen, mich zu sehen«, sagte ich.
    Â»Was willst du eigentlich? Ich dachte, du hättest fürs Leben genug von meiner Gesellschaft.«
    Â»Du hast mich nicht zurückgerufen«, sagte ich anklagend.
    Â»Ich hatte nichts zu sagen.«
    Â»Vielleicht hatte ich ja was zu sagen. Ist dir der Gedanke vielleicht mal gekommen?«
    Â»Eigentlich nicht«, sagte Jeff. »Ich dachte, du machst das nur aus Pflichtgefühl.«
    Â»Nee, so war das nicht. Ich wollte mit dir reden, aber das hat keinen Sinn, wenn du dich so anstellst. Warum bist du so sauer?«
    Â»Ich bin gar nicht sauer«, sagte er. »Es ist nur …« Er wich meinem Blick aus und holte tief Luft. »Verstehst du, kein Junge macht sich gern zum Affen.«
    Â»Hast du doch auch nicht getan.«
    Â»Hör auf. Ich war dabei. Das wirst du wohl noch wissen.« Seine Stimme klang schroff, ihm war was peinlich. »Also, worüber wolltest du reden?«
    Keine Ahnung, was er erwartet hatte, aber ich bin mir sicher, es war nicht das, was jetzt kam.
    Â»Astralreisen«, sagte ich.
    Â»Darüber weiß ich gar nichts. Nur das, was ich in diesen Büchern gelesen habe, die Helen gekauft hat.« Er runzelte die Stirn. »Hast du sie mitgebracht? Wo hast du sie gefunden?«
    Â»Draußen am Pfad, wo du sie liegen gelassen hast«, sagte ich. »Neal hat sie reingeholt und ich habe sie gelesen.«
    Â»Komisch, oder?«
    Â»Ja, aber … Jeff, glaubst du daran?«
    Â»Weiß nicht«, sagte er vorsichtig. »Vor einer Woche hätte ich ›verrückt‹ gesagt. Aber nachdem ich diese Fallstudien gelesen habe … na, irgendwas muss dran sein. Schließlich ist das dokumentiert worden und alles. Was meinst du denn?«
    Â»Es stimmt«, sagte ich. »Das weiß ich, weil ich es gemacht habe.«
    Jeff schwieg einen Moment lang. Dann überraschte er mich mit einem Nicken.
    Â»So war das also«, sagte er.
    Â»Ja, so war das. Neal hat mich in irgendeiner Form draußen über den Felsen gesehen. Er hat Dad geholt und die beiden sind rausgegangen und haben uns gefunden.«
    Â»Ich dachte, du wärst gestorben«, sagte Jeff. »Da bin ich total ausgeflippt. Du schienst aufgehört haben zu atmen und ich konnte keinen Herzschlag spüren. Eben warst du noch da, und im nächsten Moment hatte ich das Gefühl, eine leere Hülle in den Armen zu halten. Wie hast du das gemacht?«
    Â»Das weiß ich nicht.«
    Â»Aber das musst du doch wissen! Die Leute in diesen Büchern wussten es!«
    Â»Beim ersten Mal wussten auch nicht alle, was da geschah«, sagte ich. »In vielen dieser Fälle haben die Leute in einem Schockzustand das erste Mal ihren Körper verlassen, wie etwa bei einem Unfall. Sie wussten nicht mal, was geschehen war, bis alles vorbei und sie wieder zurück waren.«
    Â»Ja, da hast du vermutlich recht.« Er schaute mich mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Erstaunen an. »Wie hat es sich denn angefühlt?«
    Â»Ich weiß nicht, wie ich das genau beschreiben soll. Es war wie … wie frei sein. So als sei man an nichts und niemanden gebunden und könne einfach gehen. Die Sache ist die, ich wusste nicht, wohin ich gehen – oder wie ich da hinkommen sollte. Ich hatte die Sache nicht so unter Kontrolle wie Lia.«
    Â»Lia? Dieses Mädchen, das so aussieht wie du? Kann sie das auch?«
    Â»Dieses Mädchen

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