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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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Mom hatte mich gewarnt. Wir wussten alle, was so ein Sturm anrichten konnte. In jedem Winter gab es Zeiten, in denen wir für Stunden, manchmal sogar Tage von allem abgeschnitten waren. Aber warum musste das ausgerechnet jetzt passieren? Einen Moment später … und ich hätte Arthur Abbott nach Namen und Adresse von Lias Krankenhaus fragen können.
    Brauchte ich diese Information überhaupt? War es vielleicht möglich, Lia auch so zu erreichen? Ich wusste es nicht. Das Astralreisen war eine so neue Erfahrung für mich, dass ich nicht sicher war, wie viel Kontrolle ich eigentlich darüber hatte. Zu Helen hatte ich auf diese Weise reisen können, aber ich hatte auch genau gewusst, wo ich sie finden würde. Mein zweiter Versuch war weniger erfolgreich verlaufen. Lag das daran, dass ich keinen exakt geografisch festgelegten Ort angesteuert hatte? Oder hatte die Angst mich von meinem Kurs abgebracht? Als ich Helen besucht hatte, war ich mir noch sicher gewesen, dass keine Gefahr mit meiner Reise verbunden war.
    Lia hatte mir von unserer Mutter erzählt, die den Staat Kalifornien nach unserem Vater abgesucht hatte. Sie hatte ihn gefunden, zumindest nahm Lia das an. Und Lia selbst war es gelungen, mich ausfindig zu machen. Hatte sie irgendwelche Hinweise gehabt, nach denen sie sich gerichtet hatte? Und wenn, welche waren das gewesen?
    Ich hatte eine Ahnung, wo ich mich umschauen sollte. »Wenn du her kämst«, hatte Mr Abbott gesagt, »könntest du nicht zu ihr.« Von herkommen hatte er gesprochen, nicht hinkommen . Lia war also in irgendeinem Krankenhaus in der Nähe von Albuquerque. Und ich wollte mich nicht länger von meiner Angst vor ihr abschrecken lassen. Lia war keine Bedrohung, wenn sie so krank war, wie ihr Pflegevater hatte durchblicken lassen.
    Welche Krankheit mochte sie so schnell und brutal überwältigt haben? Mir war sie unbesiegbar vorgekommen. Die Vorstellung von ihr in einem Krankenbett war geradezu unfassbar.
    Â»Aber sie ist ein Mensch«, sagte ich mir – und ich hätte diese Worte am liebsten laut ausgesprochen, damit sie überzeugender wurden. »Irgendwo existiert sie als reale Person, die sich Viren einfangen konnte und Infektionen, genau wie wir anderen. Doch warum sollte sie dann nicht wieder gesund werden?
    Was könnte der Grund dafür sein? Ob sie einen Unfall gehabt hatte? Ob sie eine Krankheit bekommen hatte, die sie unweigerlich zerstörte? Erstaunlicherweise bereitete mir diese Vermutung keine Freude. Es war eine Erleichterung, die Bedrohung nicht mehr zu spüren, und eigentlich hätte der Gedanke mir Befriedigung verschaffen müssen, dass diejenige, die darauf aus gewesen war, anderen Schaden zuzufügen, ihre Strafe erhalten hatte.
    Doch …
    Wir sind zwei Seiten einer Münze. Vor unserer Geburt trieben wir zusammen im selben Meer.
    Trotz allem blieb es dabei: Lia war meine Schwester.

NEUNZEHN
    MEINE SCHWESTER. WENN DIE anderen Elemente nicht da gewesen wären, wenn ich keine Ahnung gehabt hätte, wo ich suchen sollte, wenn ich mich ihr nicht auf seltsame Art so nahe gefühlt hätte … ich hätte sie trotzdem gefunden. Noch nie bin ich mir einer Sache so sicher gewesen. Wir waren eineiige Zwillinge, die von einer alle Logik übersteigenden Kraft zueinander hingezogen wurden.
    Â»Ihr habt nichts, was euch wirklich verbindet«, hatte Mr Abbott gesagt, »ihr seid nur von derselben Frau zur Welt gebracht worden.«
    Das war die Wahrheit. Aber es war nicht genug.
    Es konnte nicht sofort geschehen. Megan rief schon die Treppe hoch, dass mein French Toast kalt wurde. Ich ging in die Küche, und als ob es ein Zeichen sein sollte, fiel der Strom aus.
    Das trieb Mom unweigerlich dazu an, die Schubladen aufzuräumen. Und das war nur verständlich, denn normalerweise hatten sie und Dad zu viel zu tun, um an solche Sachen zu denken, aber wenn das Licht ausfiel und der Computer nicht funktionierte, dann saßen sie da und wussten nicht wohin mit ihrer kreativen Energie. Also holte sie meinen Vater aus dem Bett und mit Kerzen und Taschenlampen ausgestattet schaufelten wir den Inhalt der Küchen- und Badezimmerschubladen raus.
    Langweilig war diese Arbeit nicht. Die Schubladen bargen eine Vielzahl von Zetteln, die an vergangene Zeiten erinnerten. Bin bei Kimmie, bin um 5 wieder da. – Agent hat angerufen – Finnigan will Option auf Filmrechte für Herr der Sterne – Frikadellen

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