Komm zurueck, Como
Anweisung aus dem Goldfischbuch über Nacht stehen, bevor wir mit Phoebe einen neuen Bewohner aussuchten. Dieser war rötlich gefärbt und trat im Goldfischaquarium der Zoohandlung besonders forsch auf. Doch ein paar Tage später machte Rosie schlapp. Lustlos schwebte sie über der Burg, ließ die Flossen noch etwa eine Woche lang hängen, bevor sie sich ihrem Schicksal ergab.
Als ich in den Zooladen zurückging, um mich zu beschweren, hörte sich der Verkäufer meine Geschichte an, bevor er fragte, ob etwas » Ungewöhnliches« ins Wasser geraten sein könnte. » Hat Ihr Kind vielleicht etwas ins Glas geschüttet? Das tun sie manchmal. Limo oder Salz oder so was, nur um zu sehen, was passiert. Oder Putzmittel. Haben Sie zufällig Spülmittel verwendet, um das Glas zu reinigen? Es ist nämlich fast unmöglich, die Reste rauszubekommen, und Goldfische vertragen kein Spülmittel.« Bleichmittel zu erwähnen war nicht mehr nötig. Am nächsten Tag ging ich mit Phoebe erneut in den Laden, wo sie sich einen anderen Fisch und ein neues Glas aussuchte.
Diese verschiedenen Wasserleichen und Ersatzbeschaffungen erinnerten mich an meine eigenen Erfahrungen mit dem tierischen Lebenszyklus während meiner Kindheit und Jugend. Wie Sally und ich hielten auch meine Eltern zusammen, wenn meine Schwester Judy und ich ihnen wegen eines Hundes zusetzten. Unsere ersten Haustierbedürfnisse mussten auf andere, einfachere Weise befriedigt werden. Ich bekam tropische Fische, deren leuchtende Farben und Fortpflanzungswille durch einen allgemeinen Mangel an Persönlichkeit und eine hohe Sterblichkeitsrate ausgeglichen wurden. Judy hatte eine Reihe Schildkröten aus dem Zooladen bekommen, deren Hauptfunktion darin bestand, dass Judy ausgeklügelte Beerdigungszeremonien veranstalten konnte, nachdem die kleinen Tiere zielgerichtet aus ihrem Plastikinselparadies geklettert und schnurstracks vom rosafarbenen Regal in die Tiefe gestürzt waren.
Judy stand während ihrer Schildkrötenjahre im Bann von Billy Graham. Angestachelt von seinem Fernsehsermon, bevorzugte sie hochtrabende Grabreden für Christopher oder Luke oder Mark oder John, die für ihre letzte Reise in ein mit Watte gepolstertes Schmuckkästchen gelegt wurden. Ich bekam die Rolle des Totengräbers zugeschoben, und meine Schwester, bekleidet mit einem korallenroten Bademantel, der als Priesterinnengewand diente, führte die Nachbarskinder, die sie für das Spektakel auftreiben konnte, mit düsterer Miene zu einer überlangen Trauerfeier in unseren Garten. Ich hatte immer Angst, dass ich mit dem Pflanzenheber meines Vaters, mit dem ich das Grab schaufelte, auf ein bereits in die Erde versenktes Schmuckkästchen von einer der vorherigen Beerdigungen stoßen könnte.
Wenn die Schildkröten das Symbol für die gesellschaftlichen Rituale für Tod und öffentliche Trauer waren, waren die Fische, die ich im Keller hielt, eine einsame Beschäftigung. Jeden Tag nach der Schule ging ich nach unten, um nach den beiden Aquarien zu sehen. In einem befand sich eine bunte Mischung aus Neonsalmlern, Zebrafischen, Kaiserfischen, Spitzmaulkärpflingen, Schwertträgern und zu guter Letzt einem schnurrbärtigen Wels, der eifrig den farbigen Kies absaugte und leise die Blätter der Plastikpflanzen rascheln ließ. Das andere, kleinere Aquarium, in dem ich Guppys hielt, war problematischer. Um dieses kümmerte ich mich immer erst zum Schluss, in der Befürchtung, dass sich einer meiner zarten, schleierschwänzigen Schönheiten über Nacht entweder einen weißen Pilz eingefangen hatte oder sie, wie sie es oft ohne Vorwarnung taten, einfach starben und aufgedunsen an der Oberfläche trieben.
Ab der siebten Klasse verlor ich das Interesse an Fischen. Meine Eltern mussten mich daran erinnern, sie zu füttern. Die Wände des Aquariums waren mit einer dicken, grünen Algenschicht überzogen, die ich so lange nicht putzte, bis ich kaum noch Anzeichen von Leben dahinter erkennen konnte. Eines Tages, als mein Vater im Keller an seiner Werkbank arbeiten wollte, bemerkte er zufällig, wie schlimm die Aquarien aussahen, und drohte, sie auszukippen, wenn ich sie nicht sauber halten könne. » Wie willst du für einen Hund sorgen, wenn du noch nicht einmal auf ein paar Guppys aufpassen kannst?«, schimpfte mein Vater.
Noch immer spüre ich seinen Zorn und seine Enttäuschung, die mein schlechtes Gewissen anfachten. Bei der Erinnerung daran musste ich mich fragen, welche Gefühlsstürme durch Phoebe tobten, als sie
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