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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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bevor ich meinen eigenen Gefühlen einen Freiflugschein gab.
    » Wie konnten diese Wichser das tun?«, platzte es aus mir heraus. Ich versuchte aber, meine Wut im Zaum zu halten, damit Phoebe mich nicht hören konnte. » Was haben die sich nur dabei gedacht? Schau«, zischte ich und zeigte auf den offensichtlich schlechten Dienst, den uns unsere Vogelhüter erwiesen hatten. » Wasser und Futter sind beide leer. Sie waren kein einziges Mal hier.« Ich knüllte ein paar Zeitungsblätter zusammen, einschließlich einer Seite mit einem meiner Artikel, und stapfte in der Küche umher. » Ich bin schon gespannt, was sie sich als Entschuldigung ausdenken.«
    Sally hatte bisher noch keinen Ton von sich gegeben, wie ich bemerkte. Sie stand reglos vor dem Käfig, eine Hand auf dem Riegel und den Kopf gesenkt, sodass ich ihr Gesicht nicht gleich sah. Sie weinte. Tränen rannen über beide Wangen hinab. Die Wut keimte ein weiteres Mal in mir auf, bis sie wieder erlosch. Sally hatte Kewi geliebt. Sie hatte sich mehr um sie gekümmert als Phoebe und mit Sicherheit mehr als ich. Sie hatte alles gegeben, damit Kewi das Gefühl bekam, zu uns zu gehören. Allein Sallys Hand, die aussah, als hätte sie ein Jahr lang in einer Konservenfabrik und nicht in einer Schule gearbeitet, war Beweis genug. Kewis Tod war ein Verlust für sie. Er war ein Verlust für uns alle.
    In dem Moment, auf dem Höhepunkt dieser elenden Situation, wusste ich genau, was wir tun mussten. Wir würden für Phoebe einen Hund besorgen. Wir würden uns einen Hund besorgen. Wir hatten bei Fischen versagt und jetzt auch bei einem Vogel. Mit einem Hund würde uns das nicht passieren. Nein, auf keinen Fall. Ich fühlte mich wie ein untröstliches Kind und wie ein entschlossener Mann und Vater gleichzeitig. Wir würden uns einen Hund anschaffen. Genau das brauchten unser einsames Einzelkind und wir als Familie, jetzt und später. Ich verriet Sally davon noch kein Wort, als ich sie vom Käfig fortzog und sie in meinen Armen hielt, wo ich ihr Schluchzen an meiner Brust spürte. Doch irgendwie spürte ich, dass sie es wusste und den gleichen Entschluss gefasst hatte. Ich beugte mich zurück und blickte in ihr Gesicht. Vielleicht nicht gleich, sagten wir einander ohne Worte. Aber wir würden es tun.
    Ich war immer noch mächtig sauer auf unsere Freunde, doch während ich Sally in meinen Armen hielt, ließ meine berechtigte Wut nach. Vielleicht hatte es ein Missverständnis gegeben, sagte ich mir– was sich als Wahrheit herausstellte. Sheila und Todd hatten gedacht, sie müssten am folgenden Wochenende den Vogel hüten. Sie wirkten betroffen, als wir ihnen ein paar Tage später, als wir den ersten Schock über den toten Vogel überwunden hatten, erzählten, was passiert war, und entschuldigten sich immer wieder, auch wenn ich glaubte, einen konspirativen Schimmer in Todds Augen zu erkennen. War es nicht irgendwie in Ordnung, schien er mir zu bestätigen, dass unser kleiner, durchgeknallter Vogel von der Bildfläche verschwunden war?
    Nachdem Sally sich wieder beruhigt und ihr Gesicht gewaschen hatte, gingen wir nach oben, um nachzusehen, was Phoebe tat. Sie saß mit gekreuzten Beinen auf ihrem Bett, Dakta auf ihrem Schoß. Beide blickten zum Flur hinaus, als warteten sie darauf, uns etwas mitzuteilen. » Ich möchte nicht, dass du einen anderen Vogel kaufst, Mami«, sagte sie. » Ich weiß, du bist traurig, weil Kewi gestorben ist. Aber bitte versprich mir, keinen anderen Vogel zu kaufen.«
    Ich stand hinter Sally, doch ich merkte an der Art, wie sie ihre Schultern hob, dass sie gleich wieder anfangen würde zu weinen. Sie brauchte einen Moment, bis sie die Worte über ihre Lippen brachte. Als es so weit war, kamen sie schwach, aber deutlich. » Ich verspreche es«, sagte Sally. » Wir versprechen es.«

Drei
    Hundevergangenheiten
    L ange Zeit gab es zwei sehr gute Gründe, warum wir nicht darüber nachdenken mussten, uns einen Hund anzuschaffen. Die Gründe hießen Jessie und Riley. Bei allem, weswegen wir dankbar waren, Pam und Cheryl als Nachbarn zu haben– ihre munteren Grüße auf der Straße, der lockere Austausch gegenseitiger Gefälligkeiten, ihr politischer Eifer, ihre rauschenden Partys und die Dose mit Pams grandiosen Ingwer- und dunklen Schokokeksen zu Weihnachten–, waren wir besonders dankbar für ihre beiden Welsh-Springer-Spaniels. Als Mutter-und-Sohn-Team waren die beiden Hunde übermäßig freundlich und mit ihrem braun-weiß gefleckten Fell, den

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