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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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Besuche zu einem optimalen Ergebnis führen konnte.
    Katarina setzte Gandalf mitten im Zimmer ab und huschte hinaus. Wieder fiel mir auf, wie eifrig sie die Tür hinter sich schloss. Der Hund schnüffelte auf dem Boden herum, bevor er schließlich aufgab und sich unter dem dunklen, sicheren Schreibtisch versteckte.
    » Hey, Prosciutto«, rief Sally sanft, » komm wieder raus. Wir wollen dich sehen.« Sie stand auf und ahmte Katarinas Hock-und-Handausstreck-Methode nach. Klar, der Hund wagte sich heraus, näherte sich ängstlich und nahm etwas aus ihrer Hand.
    » Was war das?«, fragte ich.
    » Ein Leckerli. Katarina hat einen kleinen Beutel dagelassen.« Sally ließ ihn an ihrer anderen Hand herunterbaumeln. Dieser Tierheimtrick war mir entgangen.
    » Meinst du nicht, du erkaufst dir seine Zuneigung nur?«, wandte ich ein. » Versuch’s doch ohne Leckerli.«
    Sally warf mir einen ätzenden Blick zu. » Vielleicht solltest du es mal versuchen«, schoss sie zurück.
    » Schon in Ordnung. Ich werde mir die Sache vorerst von hier aus anschauen. Sei vorsichtig, ja? Wir wissen doch gar nichts über ihn. Er könnte alles Mögliche anstellen.«
    Phoebe war aufgestanden und spähte unter den Schreibtisch, wo sich der Hund wieder versteckt hatte. Das Wartespiel ging noch eine Weile weiter. Entgegen meiner Hoffnung ließ sie sich nicht entmutigen. Gandalf– oder Mincotti oder Mortadella oder wie auch immer wir ihn nennen würden– verdiente sich mit seiner Tour noch ein paar Leckerli. Phoebe hielt neben dem Schreibtischhöhlenzugang Wache und versuchte alles, was ihr mit und ohne die kleinen knackigen Kügelchen des Tierheims einfiel, um mit dem Vieh dort drin Verbindung aufzunehmen. Doch soweit ich sehen konnte, kam er uns keinen Zentimeter näher und schien sich auch nicht im Mindesten an uns zu gewöhnen. Sally setzte sich wieder neben mich aufs Sofa.
    » Weißt du, das hilft kein bisschen, wenn du nur hier rumsitzt«, flüsterte sie. » Siehst du nicht, wie aufgeregt sie ist? Siehst du nicht, wie sehr sie ihn liebt?«
    » Ihn liebt?«, flüsterte ich zurück. » Wie, um alles auf der Welt, liebt man einen Hund, den man gerade zum ersten Mal gesehen hat und der nichts mit einem zu tun haben will?«
    » Schau«, sagte Sally.
    In ihrer leuchtend roten Hose und ihrem gemusterten T-Shirt, ihr blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sah unsere Tochter genau wie eine Zwölfjährige aus, die sie war, doch gleichzeitig steckte in ihr die Zwei-, Zwanzig-, Zehn- oder Sechzehnjährige. Sie war größer und schlauer und schneller geworden. Sie wurde erwachsen. Doch eine Sache hatte sich nicht geändert und würde es nie tun– diese starke Anziehungskraft, die Hunde auf sie ausübten, das Bedürfnis, in ihrer Nähe zu sein und von ihnen gebraucht zu werden. Sie kniete auf dem Boden und spähte unter den dunklen Schreibtisch, wo sich der italienische Halunke versteckte.
    Sally hatte natürlich recht. Hunde zu lieben– diesen Hund zu lieben– war nichts, das Phoebe bewusst oder überlegt tat. Es war ein Impuls des ganzen Körpers, es war, als wäre sie von einem Geist besessen, der sie taub und blind für alle Vorsichtsmaßnahmen und Zweifel machte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, woher diese Neigung stammte, und nur eine leise Ahnung, was dies für ihre Fähigkeit bedeutete, andere zu lieben und sich um eine bessere Welt zu kümmern. Doch ich wusste, es war echt. Ich erhob mich und stellte mich neben sie, um Wache zu schieben.
    » Wo ist er, Skidge?« Ich benutzte einen der Spitznamen, mit dem wir Phoebe im Lauf der Jahre bedacht hatten.
    » Da drin«, antwortete sie mit sanfter Stimme, um den Hund nicht zu verunsichern. » Siehst du?«
    Ich sah nur drei dunkle Kreise– zwei Augen und eine Schnauze– in dem pelzigen Dunst eines Gesichts. » Hast du noch eines von diesen Dingern?«, fragte ich. » Von diesen Leckerli?«
    Ohne den Blick von ihm abzuwenden, griff sie nach unten in den Beutel und reichte mir einen. Genau wie Katarina, Sally und Phoebe es getan hatten, ging ich mit dem kleinen Stück Sägemehl mit Hühnchengeschmack in der Hand in die Hocke. Der Hund rührte sich nicht vom Fleck. Ich wedelte ein bisschen mit der Hand, um zu sehen, ob er vielleicht darauf reagierte.
    » Was tust du da?«, fragte Phoebe. » Du jagst ihm eine Höllenangst ein.« Sie nahm die Sägemehlkugel aus meiner Hand und hielt sie reglos nah über dem Boden. Etwa in dem Moment, als ich dachte, ihr Arm müsste abfallen, schob der Hund

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