Komm zurueck, Como
nah bei der spitznasigen Frau und beobachtete in aller Seelenruhe den Hund, der seine Trampolinkunststücke vollführte. » Warum tut er das?«, fragte sie.
» Er ist aufgeregt, weil er dich sieht«, antwortete Miss Spitznase. » Merkst du das nicht?«
» Doch«, antwortete Phoebe verträumt flüsternd.
» Möchtest du ihn kennenlernen?«
» Ja«, stimmte unsere furchtlose Tochter zu. Miss Spitznase nahm einen Schlüssel von einem dicken Bund, der an ihrem Gürtel hing.
» Warten Sie einen Moment«, rief ich. » Sind Sie sicher, das ist in Ordnung? Ich meine, er kennt sie nicht.« Ich hatte bei einem von Gandalfs Raketensprüngen, bei denen er sein Gesicht verzogen hatte, zwei scharfe Eckzähne bemerkt. Phoebe und Katarina– ich hatte endlich den Namen auf dem Schild an ihrer Bluse lesen können– drehten sich zu mir um.
» Dad«, sagte Phoebe.
» Steven«, sagte Sally.
Katarina, die nicht wusste, wie sie mich nennen sollte, stimmte lautlos ein, indem sie eine Augenbraue hob und mit den Schlüsseln klimperte. Ich konnte das aufkeimende Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein, nicht unterdrücken. Niemand hatte mir angeboten, Ecstasy kennenzulernen. Vielleicht hätte dies die Entscheidung beeinflusst, dann wären wir bereits eine glückliche, um einen Hund reichere Familie. Aber dieser Zug war abgefahren. Die Gleise führten uns nun in eine andere Richtung.
» Also gut«, gab ich nach. » Machen Sie nur.«
» Ich muss ihn aber in den Besucherraum bringen«, erklärte Katarina. » Man wird Ihnen sagen, wo Sie ihn finden. Wir treffen uns dort.«
Der Besucherraum, ein langer, keilförmiger Bereich im ersten Stock, war mit alten, an eine der Wände geschobenen Schreibtischen und Stühlen und am anderen Ende mit einem notleidend aussehenden Kunstledersofa ausgestattet. Durch eine Reihe Milchglasfenster an der nackten Wand drang spärliches Tageslicht herein. Wir setzten uns in das düstere Zimmer und warteten. Ich kam mir vor wie in einem schäbigen Krankenhaus, wo der Arzt gleich mit einer schlechten Nachricht erschien. Ein paar Minuten später wurde die Tür geöffnet, und Katarina brachte Gandalf herein. Sie schloss die Tür hinter sich und ließ den Hund von der Leine. Dieser spurtete mit gesenktem Kopf die Wände entlang, wandte sich von uns ab und verschwand unter einem Schreibtisch.
» Terrier sind immer so«, erklärte Katarina ruhig. » Sie kriechen gerne in tunnelartige Höhlen. Das gehört zu ihrem Jagdinstinkt.«
Sie hätte Sprecherin in einem Dokumentarfilm des Wissenschaftskanals sein können. Als sie in die Hocke ging und lockend ihre Hand ausstreckte, in der sie ein Leckerli versteckt hielt, wie sich zeigte, tat es ihr Phoebe nach. Eine Weile blieben sie so hocken, bis Gandalf unter dem Schreibtisch hervorkroch und beide Hände beschnüffelte und beäugte, bis er beschloss, dass es in Ordnung war. Er schnappte sich das Leckerli von Katarina und zog sich wieder in sein Versteck zurück.
» Jetzt versuch du es«, schlug Katarina vor und legte Phoebe ein Leckerli in die Hand, bevor sie aufstand und sich neben Phoebes zweifelnde Eltern stellte. Phoebe ahmte Katarinas Technik perfekt nach und streckte geduldig einen Arm aus.
» Er kommt nicht raus«, murmelte ich Sally zu. » Das wird nicht funktionieren.«
Sally erwiderte nichts. Sie beobachtete aufmerksam unsere Tochter und sah, was ich noch nicht sehen konnte: Gandalf würde mit uns nach Hause kommen. Phoebe hatte bereits ihren Entschluss gefasst und, was wichtiger war, ihr Herz verloren.
Es zählte nicht, dass dieser Hund so wild, scheu und unnahbar war wie ein Kojote. Es zählte nicht, dass er sich unter einem Metallschreibtisch versteckte und nicht wieder herauskam. Es zählte nicht, dass er aussah, als wäre er gerade von einem Straßenreinigungsfahrzeug ausgeworfen worden, oder dass er nicht der rehäugige Welpe mit plumpen Pfoten war, den Phoebe seit ihrem zweiten Lebensjahr tausend Mal mit Kreide gezeichnet hatte.
All das zählte nicht. Er würde ihr Hund werden. Sie würde ihn davor retten, was ihn zu dem gemacht hatte, was er war.
Gandalfs dünne Füße schabten wie Rasierklingen über den Boden, als er schließlich herausschoss, sich das Leckerli von Phoebes Hand schnappte und wieder wie eine angespannte Feder in sein Versteck zurückschnellte. Unsere Tochter erhob sich und blickte uns einen nach dem anderen direkt in die Augen. » Können wir ihn nehmen?«, fragte sie. » Ja? Ich möchte ihn ganz echt haben.« Nach einer
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