Komm zurueck, Como
die beiden Frauen zum ersten Mal den Augenkontakt mit mir. » Nun, das ist irgendwie komisch«, sagte die stellvertretende Direktorin. Ihr besorgtes Gesicht hellte sich auf, als sie sich für ihre Geschichte erwärmte. » Der einzige Hund, der im letzten Monat zurückgegeben wurde, ist zufällig Gandalf. Eine ältere Dame nahm ihn, und dieser Schwung und die Energie eines Terriers waren eher nicht das, was sie brauchte. Ich hatte ohnehin immer gedacht, mit einer Katze wäre sie glücklicher.« Sie schenkte uns das Lächeln einer Geschichtenerzählerin. » Aber sehen Sie die Sache doch mal so«, fuhr sie fort. » Wenn diese Frau ihn nicht zurückgegeben hätte, würden Sie heute nicht mit diesem großartigen Hund nach Hause gehen.«
Ich blickte zu Sally hinüber, ob sie die Sache ebenso sah. Doch sie war anderweitig beschäftigt und beobachtete Phoebe, die mit dem Hund im Zickzack durch die Eingangshalle marschierte.
» Gibt es noch etwas, das wir wissen sollten?«, fragte ich.
Bis zum heutigen Tag bin ich Katarina dankbar für ihre ehrliche Antwort. Ob Nase oder nicht, schließlich war sie nicht Pinocchio. » Wir wissen eigentlich nicht, was mit ihm passiert ist«, begann sie. » Gandalf lebte in den Straßen von Santa Clara County und verbrachte dort einige Zeit in einem Tierheim, bevor er hierherkam. Jemand– irgendein Mann– muss ihn in dieser Zeit schlecht behandelt haben. Vielleicht einer der Besitzer oder jemand auf der Straße. Man kann es sehen: Er hat eindeutig Angst vor Männern. Aber er ist auch ganz süß. Ich weiß, Sie werden ihm viel Liebe schenken«, sagte sie. » Und Geduld.«
Zehn Minuten später saßen wir im Wagen und fuhren nach Hause. Phoebe auf dem Rücksitz drückte den Hund an sich. Sie hatte ihn in eine blaue Decke gewickelt, die sie schon vor Monaten genau zu diesem Zweck ausgesucht hatte. Sally saß auf dem Beifahrersitz, in Gedanken damit beschäftigt, was sie eben beschäftigte. So wie ich sie kannte, plante sie, wo genau wir seine Hundebox und Näpfe platzieren sollten.
Und ich hatte stillschweigend zugestimmt, einen Hund zu adoptieren, der bereits einmal adoptiert und wieder zurückgegeben und wahrscheinlich wer weiß wie übel von mindestens einem Mann misshandelt worden war. Aus dem Blickwinkel des Hundes betrachtet, schien es wahrscheinlich, dass alle Männer gleich verdächtig waren. Er mochte keinen von ihnen, und das aus guten Gründen. Ich blickte in den Rückspiegel. Phoebe und ihre neue Liebe hatten sich außerhalb meines Blickfeldes in die Ecke des Rücksitzes gekuschelt. Sie schienen beide sehr weit weg zu sein, abgeschottet in einem privaten Königreich, dessen Straßen, Tore und Geheimnisse vor mir verborgen waren.
Wieder herrschte auf der 101 auf wundersame Weise nur spärlicher Verkehr. Wir eilten unserem neuen Leben entgegen, was auch immer es bringen mochte. Nichts würde uns aufhalten.
Sechs
Umbau an der Heimatfront
S ally und ich wussten alles, was man über die Adoption eines Hundes und die Eingewöhnung in sein neues Zuhause wissen musste. Wir hatten Bücher gelesen, mit Freunden und Verwandten geredet und alles zusammengetragen, was wir auf unseren Hundestreifzügen in den verschiedenen Tierschutzvereinen und Tierheimen herausfinden konnten. Egal, wie die Ratschläge gegeben, aufgemotzt und aufgearbeitet wurden, sie ließen sich mehr oder weniger zu dieser einen Aussage zusammenfassen: Liebe mit Grenzen.
Hunde wollen und müssen geliebt werden. Sie sind empfindsame Wesen, die auf Menschen eingestimmt und scharf darauf sind, sich mit uns zu verbünden und unsere Liebe zu erwidern. Doch wenn man nicht rechtzeitig Dominanz und eine eindeutige Befehlskette etabliert, sind Mensch und Hund in einem elenden, endlosen Machtkampf miteinander verstrickt, der beiden an die Substanz geht. Hunde wollen uns gefallen, hören wir immer wieder, und um das tun zu können, brauchen sie ein gleichbleibendes Regelwerk. Es liegt in ihrem Interesse und in ihrer Natur. Daher ist es ganz besonders wichtig, einem Hund zu zeigen, dass man der Boss ist, indem man ihn liebt und sich um ihn kümmert. Dies tut man als wohlwollender Boss, aber als Boss.
Das Problem dabei ist, dass Hunde nicht lesen, sich keine Fernsehsendungen über Hundetraining anschauen und sich keine Verlautbarungen der Fachwelt anhören. Doch auch wenn Hunde gehorchen und uns gefallen wollen, haben sie mindestens das gleich starke Interesse daran, wild umherzulaufen, alles zu fressen, was sie finden, und nur
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