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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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von Anfang an und ging jetzt in die siebte Klasse. Andernfalls wäre ein Anruf bei der Polizei voll in Ordnung gewesen. Wir verhielten uns wie bezahlte Entführer– Sally, die sich zwischen die umherrennenden Schüler zwängte, ich, der das Gaspedal des Fluchtwagens durchdrückte.
    Phoebe hatte sich, da sie nicht ahnen konnte, dass wir einen potentiellen Hund ausgemacht hatten und rasch handeln mussten, in der Schule noch mit einem Lehrer unterhalten und anschließend mit Freundinnen getratscht. Sally hatte sie in einem Seitengang in der Nähe der Haupthalle gefunden und nach draußen gezerrt. In vollem Galopp kamen sie auf den Wagen zugerannt.
    » Wie sieht er aus?«, wollte sie wissen. » Welche Farbe? Wie groß? Was für eine Art Terrier?«
    Sally und ich blickten uns an. Wir hatten beide keine Ahnung.
    » Ein Straßenköter«, sagte ich, während ich nach rechts auf die Turk Street Richtung Freeway abbog. » Die beste Rasse überhaupt.«
    » Wir schauen einfach mal«, ließ die sensible Sally in einem Dementi verlauten. » Vergiss nicht, wir wurden schon oft genug enttäuscht.«
    Trotz ihrer Worte lösten sich die Erinnerungen an die Ecstasy-Niederlage und die anderen Sackgassen in Redwood City in nichts auf. Heute war unser Hundetag! Auch Sally spürte es. Sie schielte herüber und warf mir ein rasches, zuversichtliches Grinsen zu.
    Auch der Verkehr spielte mit. Wir fädelten uns auf den Highway 101 ein, rasten am Candlestick Point am Football-Stadion und ohne Verzögerung am Flughafen vorbei. Phoebe plauderte über ihre neuen Lehrer in der siebten Klasse, vor allem, um ihre Vorfreude im Zaum zu halten. Die Klimaanlage vorn lief auf Hochtouren, was hieß, dass ich ungefähr nur ein Zehntel dessen mitbekam, was sie sagte. Es war egal. Sie schlug ohnehin nur ihre Zeit tot.
    Wir bogen nach dem Supermarkt ab und stellten uns auf den halb vollen Parkplatz des Tierheims. Phoebe stürmte aus dem Wagen, noch bevor ich mich losgeschnallt hatte. Als Sally und ich durch die Tür traten, erfragte Phoebe bereits den Weg zu Gandalfs Käfig. Das allein war Beweis für ihre Entschlossenheit. Phoebe hatte bisher immer nur widerwillig mit Fremden geredet.
    » Bist du ganz allein hier?«, fragte die Dame am Empfang.
    » Nein«, antwortete sie und deutete in unsere Richtung. » Ich bin mit denen da hier.«
    Mit denen da. Als wären wir anonyme Mitspieler in ihrer Geschichte. Was ja auf eine Art auch stimmte. Ein guter Teil von Phoebes sehnsuchtsvollem Leben zielte genau auf diesen Moment. Wir waren der Hemmschuh in ihrem Dauerlauf gewesen.
    Die Frau am Empfang drückte ein paar Tasten auf ihrem Telefon und bat jemanden, sich um uns zu kümmern. Gleich darauf erschien eine junge Frau und betrachtete uns höflich.
    » Sie sind an Gandalf interessiert«, sagte die Empfangsdame mit einer Stimme, die eine gewisse Anstrengung erfordert haben musste, um so neutral zu klingen. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich meinte, einen kurzen wissenden Blick zwischen den beiden Mitarbeiterinnen beobachtet zu haben. Die Jüngere, zu deren auffälligsten Merkmalen eine äußerst lange und schmale Nase gehörte, führte uns nach hinten in den Bereich, in dem gebellt und gejault wurde. An einer Ecke blieb sie stehen und lächelte uns fragend an.
    » Ist er nicht wunderbar?«, schwärmte sie.
    Einen Moment lang wussten wir nicht, wovon sie sprach. In unserer Nähe befanden sich nur große, rotbraune Jagdhunde. Doch dann sah ich ihn. In der hintersten, dunklen Ecke seines Zwingers wand sich ein sandfarbener Wollknäuel. Es bedurfte eines gewissen Grades an Gutgläubigkeit, um ihn als Hund wahrzunehmen. Mit gekrümmtem Rücken grub er seine Pfoten in den Boden, während er versuchte, sich in der Gipswand zu verstecken. Sein Schwanz war nicht zu sehen. » Dürrer Knochen« wäre ein Kompliment für seinen Körperbau oder das gewesen, was wir von ihm sahen. Mit etwas weniger Fell wäre er locker als großes Nagetier durchgegangen, das sechs Monate erfolglos durch die Wüste geirrt war, um Wasser und Futter zu suchen. Seine Augen sahen aus wie zwei dunkle Alarmknöpfe.
    Als unsere Führerin seinen Namen rief, rannte Gandalf direkt auf uns zu und sprang am Zaun hoch– ein Mal, zwei Mal… acht oder zehn Mal ohne Pause. Sally und ich wichen automatisch zurück. Ich bewegte nur die Lippen in ihre Richtung: » Ist er das wirklich?«
    » Ich glaube, ja«, bewegte sie die Lippen mit einem Schulterzucken.
    Phoebe war nicht zurückgeschreckt. Sie stand

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