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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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das zu tun, wozu sie Lust haben. Und damit habe ich noch nicht die besonders stark ausgeprägte Zielstrebigkeit eines traumatisierten Hundes angesprochen, der sein Leben auf seine eigene Art leben will.
    In dem Moment, in dem wir den nicht mehr Gandalf heißenden, aber noch namenlosen Hund nach Hause brachten, machte er sich daran, sein neues Revier in Beschlag zu nehmen. So jedenfalls könnte man die Art beschreiben, wie er seine Schnauze auf den Boden senkte und das Wohnzimmer, Esszimmer und den Flur auf Gerüche, Essensreste und wer weiß was noch absaugte. Doch natürliche Neugier einem neuen Ort gegenüber schien nur einen kleinen Teil seiner Unruhe auszumachen. Aus der hektischen Art zu schließen, wie er quer durchs Zimmer und wieder zurück fegte, wie er an einer Wand entlangwischte und plötzlich stehen blieb, um in unsere Richtung zu spähen, ob sich jemand bewegt hatte, uns aber ansonsten ignorierte, benahm er sich wie ein wildes Tier, das mit seinen Häschern im Käfig eingesperrt war und einen Fluchtweg suchte.
    Damit konnte ich mich identifizieren. Wenn sich unser neuestes Familienmitglied in seiner neuen, seltsamen Umgebung wie ein Gefangener fühlte, konnte ich dies nachvollziehen. Je mehr der Hund nervös das Erdgeschoss inspizierte, desto kleiner und begrenzter schien unser Haus zu werden. Ich selbst fühlte mich eingesperrt.
    » Wie lange wird er das eurer Meinung nach machen?«, fragte ich. Der Hund wuselte umher wie ein Flipperball, der keine Punkte machte.
    Phoebe schaltete in ihren Mitgefühlsmodus und hockte sich auf den Boden. » Ist schon in Ordnung, mein Junge«, säuselte sie, als der Hund an ihr vorbei- und die Treppe hinaufsauste. » Das ist gut. Schau dich um. Das ist dein neues Zuhause.« Die Entschlossenheit stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie ihm hinterherkrabbelte. Unsere Tochter, die uns mit ihrem Interesse am Wissenschaftsunterricht der siebten Klasse überrascht hatte, nachdem sie zuvor alles verabscheut hatte, was mit einem Teströhrchen oder einer Zahl zu tun hatte, setzte sich methodisch und planmäßig mit der Eingewöhnungsphase des Hundes auseinander. Sie schien diese Angelegenheit wie eine Herausforderung in der echten Welt zu sehen. Das war gut, doch ich bekam Panik angesichts dessen, was wir gerade getan hatten. Sobald Phoebe dem Nicht-Gandalf nach oben gefolgt war, bot sich Sally und mir die erste Gelegenheit, frei zu reden. Zuerst ließ ich mir bestätigen, dass sie gehört hatte, was die Leute im Tierheim über die Vergangenheit des Hundes mit Männern gesagt hatten.
    » Habe ich gehört«, sagte sie. » Alles. Einen Hund zu nehmen ist immer ein Risiko. Das wussten wir vorher.«
    » Du hast gut reden. Du bist kein Mann.«
    » Aber du«, schoss sie zurück. » Darüber musst du hinwegkommen. Hier, hilf mir.«
    Sie entfaltete eine durchsichtige Plastikplane, die wir in einem Baumarkt gekauft hatten. Der Plan war, den Esszimmerboden damit auszulegen und dieses Zimmer als für Hundemissgeschicke korrigierbare Zone einzurichten. Wir befestigten die Plane, die über den Teppich hinausragte, mit blauem Klebeband auf dem nackten Boden. Ich hatte die alten Gitter aus Phoebes Krabbelalterjahren aus der Garage geholt und sie vor die drei Türen gespannt. Nachdem sie unsere Tochter einst davor bewahrt hatten, die Treppe hinunterzustürzen, würden sie jetzt den Hund in seine Schranken weisen. Sally stellte die strapazierfähige Hundebox aus Kunststoff in die Ecke, die sie als die gemütlichste auserkor, und zwar in die neben dem Schrank, in dem wir Glühbirnen, angefangene Klebebandrollen und die Speisekarten von Restaurants aufbewahrten, bei denen wir manchmal etwas zum Essen bestellten.
    » Phoebe!«, rief sie nach oben. » Bring ihn runter, damit wir ihm sein Schlafzimmer zeigen können.«
    Unsere Tochter kam mit dem Hund auf dem Arm herunter.
    » Mal sehen, wie ihm das gefällt«, meinte Sally.
    Phoebe setzte den Hund so vorsichtig wie möglich ab. Einen Moment lang blieb er wie erstarrt stehen, bis er sich urplötzlich aus seiner Starre löste, mit den Vorder- und Hinterpfoten auf der Plane scharrte und mit dem gleichen Tempo wie im Tierheim direkt auf eines der Gitter zustürmte. Doch statt daran hochzuspringen, wich er im letzten Moment aus, als stünde das Gitter unter Strom und sendete einen surrenden Warnton aus. Das Gleiche geschah bei den anderen beiden Gittern, auf die er losstürmte.
    » Das ist ziemlich komisch«, stellte ich fest, » aber ich denke, es wird

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