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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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funktionieren. Was die Plastikplane angeht, bin ich mir allerdings nicht sicher. Anscheinend brauchen wir etwas Dickeres.«
    Während der Hund weiterhin im Kreis rannte, nutzte er unseren provisorischen Bodenbelag rasch ab. An manchen Stellen war er zusammengerafft, an anderen zerrissen. Das blaue Klebeband war sein nächstes Ziel. Neben der Küche kratzte er zunächst eine Ecke ab und versuchte dann, das Band mit seinen Zähnen abzuziehen.
    » Hey, lass das!«, rief ich. Damit erntete ich einen kurzen, schiefen Blick, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.
    » Ihm scheint der Geruch zu gefallen«, sagte Phoebe. » Oder vielleicht liegt es an der Farbe. Sie passt zu seiner Decke.« In Phoebe war die Amateurwissenschaftlerin zum Leben erweckt, indem sie beobachtete und dann Vermutungen und schließlich Behauptungen aufstellte. Mir gefiel die Vorstellung von ihr in einem weißen Laborkittel, auch wenn ihre Hypothesen keinen Sinn für mich ergaben. Andererseits war ich allein dadurch, dass dieses Tier in unserem Haus war, ohnehin schon desorientiert.
    » Haben wir noch was von diesem schwarzen Isolierband?«, fragte Sally. » Das könnte besser funktionieren.«
    Sie wollte sich gerade auf die Suche in den Schubladen machen, als der Hund in einem plötzlichen Sinneswandel das blaue Band losließ, sich sammelte und das Gitter, das den breiten Zugang zum Wohnzimmer absperrte, erneut in Angriff nahm. Diesmal rannte er darauf zu und sprang in hohem Bogen darüber hinweg. Wie angewurzelt blieben wir auf der ramponierten Plane stehen und sahen ihm hinterher, wie er, den dicken Schwanz triumphierend aufgerichtet, davonlief.
    Einige Stunden später, nach dem Abendessen und nachdem Phoebe mit dem Hund spazieren gegangen war und wir vergeblich versucht hatten, ihn zu füttern– offenbar war er zu gestresst, um zu fressen oder um Wasser zu saufen–, versammelten wir uns erneut im Esszimmer, um ihn auf die Nacht vorzubereiten. Sally hatte die Idee, wir sollten uns alle auf den Boden setzen.
    » Wir müssen wie Riesen auf ihn wirken«, sagte sie.
    » Genau«, stimmte ich zu, » das soll auch so sein.«
    » Hunde sind wie wir, Daddy«, wies mich Phoebe zurecht. » Sie müssen sich sicher und wohl fühlen. Wir müssen sie darin bestärken.« Sie hatte diese Art von Botschaften über den Wert von Empathie und Gemeinschaft seit dem Kindergarten gehört und ihre Lektion anscheinend gut gelernt. Sie trafen auf Menschen zu, warum also nicht auch auf Hunde?
    » Du hast recht, Schatz.« Ich krabbelte zu dem Hund, der hinter Sallys ausgestrecktem Bein lauerte. Er beobachtete mich aufmerksam, schien sich aber durch meinen Annäherungsversuch nicht allzu sehr verängstigen zu lassen, bis sich meine Hand in der Plastikplane verhedderte und ich sie mit einem Ruck befreite. Erschreckt zuckte er zurück.
    » Keine plötzlichen Bewegungen«, schimpfte Sally.
    Phoebe hatte seine blaue Decke in der Hundebox drapiert und das Türchen offen gelassen. Sie ging zu dem Hund, nahm ihn auf den Arm und zeigte ihm seinen Schlafplatz. Ein paar Mal tätschelte sie aufmunternd sein Hinterteil, woraufhin er sein neues Reich betrat.
    » Wow, jetzt schaut euch das an«, sagte ich verwundert. » Er mag seinen Platz. Die Box scheint ihm Sicherheit zu bieten wie der Platz unter dem Schreibtisch im Besucherraum. Wisst ihr noch, dass Katarina gesagt hat, Terrier würden sich in die Erde einbuddeln?«
    Zunächst tauchte der Schwanz und dann der Rest des Hundes wieder auf. Er verließ die Box um einiges schneller, als er sie betreten hatte. » Was ist passiert?«, fragte ich.
    » Er hat das Leckerli gefunden«, antwortete Phoebe.
    » Du hast für ihn ein Leckerli reingelegt?« Ich signalisierte meine ablehnende Haltung gegenüber weiteren Bestechungsversuchen mit Nahrungsmitteln.
    » Sie hat recht, Steven«, Sally fiel mir in den Rücken. » Wie sonst sollen wir ihn in die Box locken?« Ich wusste, dass ich den Rückzug antreten musste, wenn sie mich mit Steven anredete. Wir hatten einen langen, ereignisreichen Tag hinter uns, und wir waren erschöpft von der Aufregung und dem Stress. Ich wechselte das Thema.
    » Wie sollen wir ihn denn jetzt nennen? Er braucht einen Namen, wenn er nicht Gandalf heißen soll.«
    Sally schlug Prosecco vor in Erinnerung an den Perlwein, den wir in Italien so gern getrunken hatten. » Weil er so sprudelt und voller Leben ist.«
    » Ich habe davon aber nichts abbekommen«, hielt Phoebe dagegen. » Jedenfalls habe ich beschlossen, er soll

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