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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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oft zu Hause an meinen Chronicle -Artikeln.
    » Ich übernehme dann am Wochenende«, versicherte uns unsere stolze, seit neustem hundebesitzende Tochter. Wir wünschten ihr eine gute Nacht und schalteten das Licht aus.
    Die Dunkelheit verstärkt jedes Geräusch. Sobald Sally und ich die Decken über uns gezogen hatten, hörten wir es– ein schweres, rhythmisches Schlagen. Da die Furcht vor Erdbeben in den Köpfen der Bewohner von San Francisco verankert ist, ging ich vom Schlimmsten aus und wartete, ob das Bett gleich wackeln und das Glasfenster über unseren Köpfen scheppern würde.
    » Das ist er«, flüsterte Sally, die dem Geheimnis als Erste auf die Spur kam. » Was treibt er da unten?«
    Das Geräusch hörte auf. Im Haus wurde es sehr still. Dann setzte der Lärm wieder ein, diesmal begleitet von einem gesangähnlichen Heulen, das über mehrere Oktaven reichte, kehlig im unteren Bereich und scharf und unheimlich im oberen. Bums. Rums. Bums-bums. Es musste die Hundebox sein, die gegen den Schrank oder die Wand oder beides schlug.
    » Was sollen wir tun?«, fragte Sally mit bereits lauterer Stimme. Sie war den ganzen Tag über ein Vorbild für Standhaftigkeit und gesunden Menschenverstand gewesen, hatte Phoebe an ihrem ruhmreichen Tag des Hundes unterstützt und meine Sturheit und Ängstlichkeit niedergetrampelt. Wie immer, sobald sie sich abends hinlegt, werden im gleichen Moment ihre eigenen Dämonen freigesetzt. Die Kombination aus Horizontale, Schwebezustand zwischen Wachen und Schlafen und unvorhersehbarem Chaos in ihren Träumen machte Sally angesichts ihrer eigenen rasenden Vorstellungskraft hilflos. Ich hörte es ihrer Stimme an.
    » Nichts«, schlug ich vor, wusste aber, dass dies keine für sie akzeptable Strategie war. Ich versuchte, so zu klingen, als hätte ich alles unter Kontrolle, wollte aber Zeit schinden, um mir etwas Besseres auszudenken. Der Tumult im Erdgeschoss eskalierte. Das Schlagen und das Heulen hatten einen unregelmäßigen Rhythmus angenommen, als hörten wir einem Amateurzimmermann zu, der mit seiner Arbeit nicht zurechtkam und dessen Hammerschläge immer sinnloser, aber kräftiger wurden. Das halb erstickte Heulen des Hundes hätte sein Äquivalent für das leise Fluchen eines Menschen sein können.
    » Wir können hier nicht einfach rumliegen«, sagte Sally. » Er wird Phoebe wecken. Sie muss morgen zur Schule. Wenn sie nicht schläft, ist sie völlig erschöpft, und das schon am Anfang vom Schuljahr.« Ich stieg aus dem Bett und sagte, ich würde nachsehen. Was auch immer ich vorfinden würde, könnte nicht schlimmer sein, als weiterhin diesem Lärm zuzuhören. » Ärgere ihn nicht«, rief Sally mir nach.
    Como muss mich auf der Treppe gehört haben. Alles war still, als ich wartend im Flur stand. Nach ein paar Minuten begann das Poltern erneut, doch auch ein anderes Geräusch, das wir oben nicht gehört hatten– das spröde Mahlgeräusch wie das eines alten Getriebes oder eines Steinmörsers. Es war anhaltend, aber nicht dauerhaft und ertönte in den Pausen zwischen dem Poltern. Lauschend schlich ich näher. Wieder musste der Hund mich gehört haben und hielt inne.
    Als ich schließlich über das niedrigste der drei Gitter spähte, sah ich, dass Comos Box aus der Nische gerutscht war und zwei Meter von der Wand entfernt unter dem Esszimmertisch stand. Er musste sich gegen die Seite seiner Box geworfen haben, in der er nicht viel Bewegungsfreiraum hatte. Seine Willenskraft war beängstigend, aber auch beeindruckend. Ich beschloss, die Sache direkt mit ihm abzuwickeln.
    » Sieh mal einer an«, begann ich, als ich über das Gitter stieg und über die unter meinen Füßen klebende Plane ging. » Du machst einen Höllenlärm hier unten. Wieso?« Als ich mich bückte, um in seine Box zu schauen, sah ich ihn nicht. Ich wusste, er konnte nicht entschlüpft sein– auch Houdinis Hund hätte das nicht geschafft–, doch ich brauchte einen Moment, um den an die Rückwand gepressten Schatten als Como zu erkennen.
    » Was ist da drin los?«, fragte ich ihn und setzte mich, um ein Kennenlernen zu erleichtern. Zum ersten Mal waren wir allein. Como gab keinen Ton von sich und rührte sich nicht. Nach ein paar Minuten legte ich eine Hand auf die Box und schob sie zurück in die Nische. Ich hatte die Bücher gelesen, ich wollte mich als strengen, aber gerechten Boss zu erkennen geben. » Ist das nicht besser?«, fragte ich, woraufhin sich Como rasch umdrehte und zwei dunkle, unerschrockene

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