Komm zurueck, Como

meine rechte Hand aus irgendeinem Grund nicht mehr gebrauchen können. Erst später fiel mir ein, dass ich Como solange ins kleine Bad hätte einsperren können, um mich in aller Ruhe salonfähig zu machen.
    Als Sally von der Schule nach Hause kam, fragte sie als Erstes, ob der Hund seinen Mittagsspaziergang gemacht hätte.
    » Hat er«, bestätigte ich.
    » Wie hat’s geklappt?« Sie sah aus, als wollte sie mich mit unzähligen Fragen durchlöchern.
    » Gut«, antwortete ich. » Hör mal, ich habe einen Abgabetermin. Können wir später darüber reden?« Ich war noch nicht ganz bereit, die besonderen Umstände meiner Badezimmerverrenkungen zu erläutern.
    Am Abend– Como hatte sich wieder in Phoebes Zimmer zurückgezogen– fiel Sally etwas auf, als wir uns auszogen. » Was ist das?«, wollte sie wissen und nahm einen Fleck an meinem unteren Rücken in Augenschein. » Ist der neu?« Wir fanden noch weitere Stellen auf meiner Brust und meinen Oberarmen, einen roten Ausschlag, den ich nicht bemerkt hatte. » Sieht übel aus«, bemerkte Sally. » Du lässt das lieber mal untersuchen.«
    Sally ist oft vorsichtiger als ich, was meine Gesundheit betrifft. Ich bin daran gewöhnt, dass sie etwas findet, was mir noch nicht aufgefallen ist, und mich nach Schmerzen oder Beschwerden fragt, über die ich einmal geklagt und die ich dann wieder vergessen habe, sobald die Symptome abgeklungen sind. Sie ist keine Panikmacherin, sondern neigt dazu, ein Problem nüchtern und vernünftig anzugehen. An diesem Abend allerdings fiel mir auf, dass Sallys Stimme etwas flotter klang als sonst. » Jetzt sieh dir das mal an«, sagte sie mit einem bewundernden Unterton, als betrachtete sie sich eine atemberaubende Landschaft oder ein überwältigendes Kunstwerk in einem Museum. » Das zieht sich über beide Seiten.« Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man denken können, sie wäre über den Anblick meines Ausschlags erfreut gewesen.
    » Es juckt nicht«, versicherte ich ihr.
    » Egal«, wies sie mich schroff zurecht. » Wir müssen der Ursache auf den Grund gehen.«
    Was ich wie gewöhnlich nicht sah, waren die zwei oder drei Schachzüge, die Sally schon vorausgeplant hatte, während ich ohne T-Shirt vor ihr stand– wobei es gut ist, dass wir nicht Schach spielen; ich würde jedes Mal abschmieren. Vermutlich ging sie davon aus, dass mein Ausschlag eine Art allergische Reaktion auf Como war. Und vermutlich ließ sich nichts daran ändern. Selbst Phoebe würde einsehen, dass wir keinen Hund halten konnten, der ihren armen Vater leiden ließ. Meine Frau schob Como und mich auf ihrem imaginären Schachbrett hin und her. Eine Niederlage zeichnete sich ab.

Acht
    Die Parabel
vom Energieriegel
    M ein Flug nach Florida ging ganz früh am Mittwochmorgen. Wegen eines Zwischenstopps in Dallas landete ich erst am Abend in Tampa. Nach dem Abendessen mit Freunden und einer gemeinsamen Taxifahrt in unser Hotel nach St. Petersburg war es kurz vor elf. Normalerweise bin ich nach einer langen Reise erschöpft. Doch sobald ich mein Gepäck im Zimmer abgestellt hatte, war ich plötzlich wieder voller Energie. Ich war viertausend Kilometer von zu Hause entfernt. Ich war allein und wurde nicht von einem Hund gequält und gehasst. Das einzige Geräusch stammte vom leisen, katzenartigen Schnurren der Klimaanlage. Ich streckte mich auf dem Bett aus und genoss das Alleinsein eine Weile, dann fuhr ich mit dem Fahrstuhl hinunter, um die Eingangshalle, den Pool und die Terrasse mit Blick auf den Golf von Mexiko zu erkunden. Ich zog meine Schuhe und Socken aus und ging bei Mondschein barfuß über den Sand. Anschließend bestellte ich mir an der Bar einen Rumpunsch.
    Es gab einen durchaus berechtigten Grund für meine Anwesenheit hier. Ich besuchte einen Journalistenkongress, bei dem meine Pflichten die Teilnahme an einer Diskussionsrunde und die gemeinsame Leitung einer anderen Diskussion umfassten. Doch der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Genau in dem Moment, als ich begriff, was es hieß, einen durchgeknallten, sich vor Männern fürchtenden Tierheimhund zu adoptieren, hatte ich eine vier Tage gültige » Verlassen Sie das Gefängnis«-Karte gezogen. Ich wusste, dies war keine Dauerlösung. Ich wusste, ich würde wieder nach Hause fliegen und mich der Frage stellen müssen, ob wir den Hund behalten und in ständiger Furcht und Beklemmung leben oder ihn zurückgeben und Phoebes wahr gewordenen Traum zerstören sollten. Ich wusste, ich tat nur so, als