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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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erste Runde eindeutig für Como entschieden.
    Die Hitze war noch genauso drückend wie in der Nacht zuvor, als wir zu Bett gingen. Zu schlafen wäre auch ohne unseren verrückten Hund schwierig gewesen. Wir überlegten, die Ventilatoren aufzustellen, kamen aber zu dem Schluss, wegen Como darauf zu verzichten.
    » Ich sehe schon, wie er in so ein Ding reinläuft«, sagte ich.
    » Oder sich sein Schwanz darin verfängt«, unkte Sally mit einem leichten Schauder.
    » Oder drüberspringt.« Für uns wurde er zu einer Art Superhund, der ein Hindernis mühelos übersprang und jedem Kerker entkam, sich dabei aber gleichzeitig das Genick brach.
    Sally und Phoebe hatten für Como in einer Ecke von Phoebes Zimmer einen gigantischen Schlafplatz errichtet. Da er durch beide Etagen unseres Hauses geisterte, schien er nicht die Absicht zu haben, dort zu übernachten. Lediglich ein oder zwei Mal während seiner Hochgeschwindigkeitserkundungstouren schnüffelte er in herablassender Weise daran, doch als wir endlich hinter ihm die Tür von Phoebes Zimmer schlossen, hörten wir keinen Mucks mehr. Sally und ich flüsterten uns eine gute Nacht zu– lauter zu sprechen trauten wir uns nicht, um den zerbrechlichen Frieden nicht zu gefährden und den Hund nicht wieder aufzuschrecken– und schalteten das Licht aus. Ich hatte mich umgedreht und war beinahe eingeschlafen, als Sally eine Hand auf meine Schulter legte.
    » Bist du wach?«
    » Jetzt ja.« Ich drehte mich zu ihr. » Was ist los?«
    » Sie hat das Licht noch an.«
    Mit zusammengekniffenen Augen bemerkte ich am Ende des Flurs unter Phoebes Tür einen Lichtstreifen. » Und?«
    » Schau nach, was sie da treiben«, forderte sie mich auf.
    » Warum ich?«
    » Pst, nicht so laut«, warnte Sally mich. » Du schreckst ihn sonst noch auf.«
    » Genau das würde ich tun, wenn ich da hineingehe. Entspann dich. Schlaf ein bisschen.«
    Meiner Frau zu sagen, sie soll entspannen und ein bisschen schlafen, wenn ihre Gedanken rasten, war sinnlos. Doch nach vierzehnjähriger Ehe wiederholt man jeden Tag etwas Sinnloses. Ich wusste aus Erfahrung, dass unser Gespräch noch nicht beendet war.
    » Hast du bemerkt, wie er uns anschaut?«, fragte Sally. Ich wusste, dies war nicht im eigentlichen Sinn eine Frage, und wartete. » Diese kleinen, dunklen, glänzenden Augen. Ich habe das Gefühl, er starrt durch uns hindurch. Echt, auf mich wirkt er irgendwie beängstigend. Und die Art, wie er die Scharniere durchgebissen hat, hat was Dämonisches.«
    Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Sally schien mit Como viel besser zurechtzukommen als ich. Abgesehen davon dachte ich, wir hätten den Gedanken, Como um die Ecke zu bringen, in der Nacht zuvor bereits abgehakt. Doch offenbar ging er Sally auf eine Art auf die Nerven, die ich noch nicht bemerkt hatte. Ich hatte ebenfalls Angst vor ihm, was aber eher damit zusammenhing, dass ich befürchtete, er könnte, während ich auf ihn aufpasste, aus dem Haus rennen oder überall hinpinkeln oder beides. Jetzt, wo sie es erwähnte, musste ich ihr zustimmen: Der Hund hatte glänzende Augen und einen erbarmungslosen Blick.
    » Also.« Ich versuchte, so einschmeichelnd zu klingen wie möglich. » Ich vermute, wir müssen einen ganzen Tag und eine ganze Nacht abwarten, um zu sehen, wie es klappt.«
    » Achtundzwanzig«, sagte sie.
    » Achtundzwanzig?«
    Dann begriff ich. Zum ersten Mal hatte einer von uns beiden die Dreißig-Tage-Rücktrittsklausel angesprochen, die uns das Tierheim gewährt hatte. Ab dem morgigen Tag blieben uns noch achtundzwanzig Tage, um zu entscheiden, ob wir mit einem Monster– demjenigen, das im Zimmer unserer Tochter am Ende des Flurs lauerte– zusammenleben konnten oder ihn bei Erstattung der vollen Kosten und ohne Angabe von Gründen zurückgeben wollten.
    » Oh, ja, das stimmt.« Ich versuchte, unbekümmert zu klingen, doch ich hörte die Uhr ticken.
    Phoebe sah trotz ihres trüben Blicks zufrieden aus, als sie am nächsten Morgen zum Frühstück herunterkam. Sie hielt sich bedeckt, ob oder wo genau in ihrem Zimmer Como geschlafen hatte, und unterließ es, zu erwähnen, welchen Schaden er den aufgeschichteten Decken und Handtüchern zugefügt hatte. Doch sie behauptete, er habe sie nicht wach gehalten. Sally hob skeptisch eine Augenbraue und verkündete, sie werde ins Sportstudio gehen. Phoebe bot sich eifrig an, den Morgenspaziergang mit dem Hund zu übernehmen und ihn anschließend zu füttern. Hatte sie mich und Sally in der Nacht gehört

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