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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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ersparte mir einen Auftrag. » Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst«, sagte er, als hätte es einen Todesfall in meiner Familie gegeben. Schamlos nutzte ich Comos Bedürfnisse, so gut ich konnte, weil ich hoffte, bei dem Geschäft ein paar Stunden mehr Schlaf rauszuschlagen. Leider konnte mein Redakteur gegen das Klopfen und Scheppern im Badezimmer nichts tun. Wieder ins Bett zu gehen stand nicht zur Diskussion. Ich verbrachte den Tag damit, Como, in ein Handtuch gewickelt, durchs Haus zu tragen. Ich versuchte, die Situation so zu sehen, als hätten Como und ich endlich mal Zeit nur für uns beide.
    Sally war wütend, als sie nach Hause kam. Außer dass sie nach einer Nacht mit sehr wenig Schlaf unterrichten und anschließend an einer » sinnlosen Besprechung« teilnehmen musste, meldete sich eine Erkältung bei ihr. » Noch so eine Nacht überstehe ich nicht«, klagte sie und schritt in der Küche auf und ab, während sie den Hund auf meinen Armen mehr oder weniger ignorierte. Sie schien nicht zu bemerken oder sich nicht darum zu kümmern, dass Comos zuvor schlaffer Schwanz zum Leben erwachte und hin und her pendelte, seit sie das Haus betreten hatte.
    » Vielleicht kann Phoebe heute Abend in den Käfig krabbeln und bei ihm schlafen«, schlug ich vor. » Dann bleibt er vielleicht ruhig. Vielleicht hätte sie sogar ihren Spaß daran. Das hätte was von einem Zeltlager.«
    » Ich stecke meine Tochter nicht in einen Käfig!«, kreischte Sally beinahe. Ich bedeutete ihr, nicht so laut zu schreien, weil ich befürchtete, die Badezimmerleute könnten mithören. Sally war zu verzweifelt, um sich um meine Angst zu kümmern. » Schau«, sagte sie, » wir lassen zu, dass er uns manipuliert. Du hast gehört, was die in der Klinik gesagt haben– dass er nur dann gewinselt hat, wenn wir dort waren. Ich sage, wir schlagen eine völlig andere Richtung ein. Wir stellen den Käfig nach unten und lassen ihn selbst machen. Das ist die einzige Möglichkeit für uns, damit fertig zu werden. Ich meine für ihn, damit fertig zu werden«, korrigierte sie sich.
    Doch sie meinte in Wirklichkeit, wie wir drei damit fertig wurden. So furchtbar der Unfall und die beängstigende Wartezeit bis zur Operation auch gewesen waren, die Aussicht, wochenlang nachts nicht schlafen zu können und tagsüber den Hund davon abhalten zu müssen, etwas zu tun, womit er sich verletzen könnte, war grauenhaft. Comos Genesung schwebte wie ein Damoklesschwert über unserem kollektiven Verstand. Dennoch war ich überrascht, Sally solch harte Worte sprechen zu hören, nachdem sie Como zuvor mit Zärtlichkeit überhäuft hatte.
    » Na ja, wir können es versuchen«, stimmte ich vorsichtig zu. » Aber was ist, wenn er da unten in seinem Käfig umherstolpert und sich die Hüfte noch einmal bricht?«
    » Daran habe ich schon gedacht«, antwortete sie und führte mich nach oben zu dem großen Wäschekorb aus Weide, der am Fußende unseres Bettes stand. Alle Woll- und Steppdecken, die wir abgesehen von denjenigen, die wir gerade benutzten, besaßen, wurden rasch auf dem Boden aufgestapelt.
    » Okay«, sagte ich und begann, den Käfig auseinanderzubauen, um ihn nach unten zu tragen. Ich beschloss, nicht zu erwähnen, dass Como immer noch unter leichtem Durchfall litt. Obwohl wir unseren gesamten Bestand an Decken umlagerten, nahm Sally diesen Umstand gerne für eine Nacht hin, in der sie durchschlafen konnte.
    Nach dem Abendessen setzten wir uns ins Wohnzimmer, während Como sich in seinem gut gepolsterten Nest zu schaffen machte. Wir lasen und unterhielten uns, als würde nichts Ungewöhnliches anstehen. Sally und Phoebe unterstützten den Hund auf seinem letzten Besuch in den Garten mit der Schlinge und brachten ihn in seinen Käfig zurück. Wie vereinbart, gingen wir nach oben, ohne noch einmal Augenkontakt mit Como aufzunehmen. Ich drehte im Schlafzimmer die Musik auf, um weiterhin Normalität vorzutäuschen– und um mögliche unangenehme Geräusche von unten zu übertönen. Como wartete, bis die Lichter im Haus gelöscht waren, bevor er sich an die Arbeit machte.
    Als Erstes hörten wir ein paar leichte Stöße. Ich ließ bei unserem Invaliden die Unschuldsvermutung gelten, weil er vielleicht versuchte, es sich zunächst auf einer, dann auf der anderen Seite des Käfigs bequem zu machen. Doch diese einigermaßen leichten Stöße gingen in beständigeres und mutwilligeres Zerren über, ein Geräusch von Metall, das angespannt wurde, um etwas zu tun, das es nicht

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