Komm zurueck, Como
Nachdem ich den demolierten Käfig in der Garage verstaut hatte, holte ich die Babygitter wieder heraus, mit denen ich an Comos erstem Tag in unserem Haus kläglich gescheitert war, und stellte sie diesmal vor die Treppe. Beide Schlafzimmertüren mussten ständig geschlossen bleiben. Die Esszimmerstühle stellten wir umgekehrt aufs Wohnzimmersofa und die Küchenstühle auf die Bank, damit Como sich nicht veranlasst fühlte, auf eine einladend weiche Oberfläche zu springen. Dank dieser Sicherungsaktion und des Badezimmerchaos sah unser Haus aus, als wollten wir Schädlinge bekämpfen, die Teppiche reinigen oder ausziehen.
Sallys hundeliebende Freundin Denis löste das Schlafproblem. » Legt Phoebes Matratze auf den Boden und schiebt sie gegen die Wand«, schlug sie vor. » Wenn er bei euch in eurem Bett schläft, könnte er nachts hinauf- oder herabspringen. Aber so liegt er mit ihr auf dem Boden.« Es funktionierte perfekt und hatte zudem den Vorteil, dass Phoebe für das nächtliche Wohlbefinden unseres Hundes verantwortlich war. Sie nahm ihre Pflichten sehr ernst, baute eine kleine Festung in ihre Decken und verhielt sich wie ein Ausbildungsoffizier, als sie Como seinen Platz zuwies. » Rein hier, los. Sofort!«, befahl sie ihm. » Genau so. Und jetzt Licht aus.« Als Sally und ich in ihr Zimmer gingen, um ihr eine gute Nacht zu wünschen, schaute der Hund aus dem Halbkreis heraus, den Phoebe mit ihrem Körper und der Wand als Begrenzung bildete. Auf diese Art fühlte sich Como nicht eingesperrt.
Sally brachte am nächsten Nachmittag einen Hundepullover mit, ein schickes Zopfmusterteil, das fast bis zu seinem Hals reichte. Als sie es ihm das erste Mal anzog, ploppte sein Kopf mit völlig zerzaustem Fell durch die Öffnung. Es war ein grotesker, aber herrlicher Anblick.
» Einstein!«, johlte Sally. Sie hatte recht. Die Kombination aus Comos zerzaustem, weißem Haupt und dem Pullover mit Rundausschnitt rief die Fotos des berühmten Physikers in Erinnerung. Sie sorgte auch für einen neuen Spitznamen. » Frankentier« war zu » Einstein« geworden, unserem eigenen, privaten Relativitätstheoretiker.
» Wir sollten ihn zum Hecheln bringen«, sagte ich. » Weißt du noch das Bild, auf dem Einstein die Zunge rausstreckt?«
» Ja, klar.«
Wir hatten unseren Spaß– auf Comos Kosten, auch wenn er davon nichts wusste. Als er fragend die Ohren spitzte, brüllten wir vor Lachen. Es wurde auch Zeit. Seit dem Unfall hatten wir kaum einen Grund zum Lachen gehabt.
» Warte, bis Phoebe ihn sieht«, sagte Sally.
» Meinst du, sie weiß, wer Einstein ist?«, fragte ich zweifelnd. Die Mathematik der achten Klasse unserer Tochter überstieg zwar bereits unseren Horizont, doch Phoebe hatte immer noch viel zu lernen. Es war schön, an das zu denken, was ihr noch bevorstand, an den Unterricht und die Schuljahre und die Zeit des Erwachsenwerdens. Ich legte eine Hand auf Comos Kopf und zerzauste sein Fell noch mehr, um den Eindruck eines zerstreuten Wissenschaftlers zu verstärken. Sally schnappte sich ihre Kamera und schoss ein paar Bilder.
Später am Abend verging uns das Lachen wieder, als wir rund um Comos OP-Wunde Blut bemerkten. Es sah aus, als hätte sich mindestens eine Klammer gelockert. Sally rief in der Klinik an, hing aber eine Weile in der Warteschleife. Phoebe geriet bereits leicht in Panik, und auch Sally und ich wurden nervös. Sally erhielt schließlich die Anweisung, wir sollten ganz sachte auf die Klammern drücken und dafür sorgen, dass Como sie nicht mit den Zähnen erreichen konnte. Dies bedeutete, ihm den Trichter wieder umzulegen, den wir aus der Klinik mitbekommen hatten. Wenn die Wunde nicht aufhörte zu bluten, sollten wir den Hund vorbeibringen. Phoebes und Comos gemeinsame Nacht wurde ein Reinfall. Er war ein unglücklicher Einstein mit einer umgestülpten Narrenkappe, sie hatte Mühe, es sich mit einem großen Stück Plastik im Bett gemütlich zu machen.
Como machte in den folgenden Tagen und Wochen langsame, aber stetige Fortschritte. Wir sahen diese Zeit auch unter dem Gesichtspunkt, dass keine Nachrichten gute Nachrichten bedeuteten. Solange er nichts tat, um sich sein Becken erneut zu brechen– zum Beispiel über das Gitter vor der Treppe zu springen oder abzuhauen und vor einen Geländewagen zu rennen–, ging es uns gut. Doch es gab auch einiges, was sich eindeutig besserte.
Etwa eine Woche nach Comos Operation brauchten wir ihn auf seinen Spaziergängen nicht mehr mit einer Schlinge zu
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