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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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tun wollte. Dies ging eine Weile so weiter und wurde nur kurz unterbrochen.
    Sally und ich legten Wert darauf, den Radau nicht zu beachten. Sie versuchte zu beweisen, dass ihr Plan, Como zu ignorieren, funktionierte. Dabei wollte ich sie mit allen Kräften unterstützen. Irgendwann dachte ich, sie wäre tatsächlich eingeschlafen, bis ich ihren Namen flüsterte.
    » Was ist?«, fragte sie im gleichen Moment. » Was willst du mir sagen?«
    » Nichts«, versicherte ich ihr. » Ich werde nach ihm sehen.«
    Como starrte mich durch die Maschen seines Käfigs an. » Was ist?«, fragte ich erschöpft. » Leg dich hin und schlaf.« Die Szene kam mir nur allzu vertraut vor. Sechzehn Monate zuvor hatte ich genau hier gestanden und versucht, unseren neuen Hund zu überreden, in seiner Plastikbox nicht mehr um sich zu schlagen. Das war, bevor ich gewusst hatte, dass er sich seinen Weg in die Freiheit nagen konnte, und bevor er erneut aus dem Haus entwischt und vor einen Geländewagen gerannt war. Ich schleppte mich wieder nach oben, wohl wissend, dass die Nacht lang werden würde.
    Das wurde sie auch. Als Como mit einer anderen Strategie den Käfig schaukeln und erzittern und auf den Boden knallen ließ, standen wir beide auf, Sally und ich. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, wo wir ihn auf frischer Tat ertappten. Er umklammerte eine Stelle an der unteren Türangel seines Käfigs mit den Zähnen und riss mit aller Kraft daran. Sein Maul war so weit aufgerissen, dass er uns nicht bemerkt hatte. Dank des von der Straße hereinscheinenden Lichts sahen wir, wie seine Kiefer arbeiteten und sein dunkler Schlund entschlossen zuckte. Die Woll- und Steppdecken waren an einer Seite des Käfigs zusammengeschoben, sodass Como auf dem nackten Drahtboden stand.
    » Como. Stopp!«, flüsterte Sally, um Phoebe nicht zu wecken. » Hör sofort auf.« Es war eher ein Flehen als ein Befehl. Wir wussten beide, dass er nicht aufhören würde, nicht aufhören konnte. Er wusste nur, dass er eingesperrt war und entkommen musste.
    » Ich rufe in der Klinik an und frage, ob sie irgendeine Idee haben«, schlug ich vor. Sally nickte und machte sich daran, Como aus dem Käfig zu holen. Bevor ich wählen konnte, rief sie mich, weil ich mir etwas ansehen sollte. Der Bereich um die Angel war verbogen und verdreht, als hätte sich jemand mit einer Zange daran zu schaffen gemacht. Zwei der Drahtstreben waren fast durchgebissen. Dieser schwarzhaarige Geschäftsführer hatte recht gehabt: Comos Zähne waren unvergleichlich. Dennoch war ich schockiert, ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Magen breit, und mir lief ein leichter Schauder über den Rücken. Dieser Hund war stark, er wurde von einer inneren Kraft getrieben und war manisch entschlossen, zu überleben. Es hätte mich nicht überraschen sollen, doch Como würde sich nicht mit einem gewöhnlichen Genesungsverlauf begnügen.
    » Ich vermute, er wird nicht da drin bleiben«, sagte ich.
    » Das vermute ich auch«, erwiderte Sally. Ich ging wieder zum Telefon.
    Die Mitarbeiter der Nachtschicht in der Klinik baten uns, mit dem Hund vorbeizukommen. Wir weckten Phoebe, damit sie uns begleitete und nicht allein im Haus blieb. Noch halb im Schlaf fuhr sie, ihren Hund auf dem Rücksitz, mit. In der Klinik wurde Como ein halber Tranquilizer verabreicht, die andere Hälfte– » Die geben Sie ihm nur, wenn er echt, also ganz echt unter Strom steht. Die sind nämlich ziemlich stark.«– plus ein paar mehr sollten wir mit nach Hause nehmen.
    Keine der beiden Hälften wirkte. Als wir uns schließlich kurz nach zwei Uhr nachts wieder ins Bett legten, war Como hellwach. Sally streichelte seinen ungeschorenen Kopf und Hals. » Beruhige dich. Es ist Zeit zum Schlafen.« Und mir, auf der anderen Seite von ihr ausgestreckt, warf sie ein mattes » Nacht« zu.
    Como hatte eine beeindruckende Doppelleistung vollbracht, das musste ich ihm lassen. Er hatte nicht nur eine Möglichkeit gefunden, dem gehassten Käfig zu entkommen, er hatte auch unsere eiserne Regel gebrochen, ihn nicht in unser Bett zu lassen. Alles in allem, dachte ich, war dies seine bisher beeindruckendste Flucht. Statt mich durchs Viertel zu locken oder mit verheerenden Folgen über die Straße zu rennen, hatte er uns zur totalen Kapitulation getrieben. Der wärmste, gemütlichste Platz im Haus gehörte ihm, auch wenn es bedeutete, dass er neben mir schlafen musste. Mit einem tiefen, schnüffelnden Seufzer legte Como seinen Kopf auf die Decke und schloss die

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