Komm zurueck, Como
halten. Klar, manchmal kippte er um, wenn er selbstständig auf drei Beinen stehen wollte, doch ein kleiner Hund fällt nicht tief. Sobald er mehr Zutrauen schöpfte, dehnten wir diese Spaziergänge immer weiter aus. Das erste Mal, als Sally und ich ihn bis zur Twelfth Avenue Ecke Lawton Street schleiften, wo er pinkelte, ohne zusammenzuklappen, johlten und applaudierten wir beide. Eine Frau mit Kinderwagen machte ein entsetztes Gesicht und einen weiten Bogen um uns.
» Meinst du, wir sind überm Berg?«, fragte ich Sally.
» Auf jeden Fall«, antwortete sie. » Wir haben einen Über-den-Berg-Hund.«
Förderlich für unsere Laune war, dass es draußen wärmer wurde und die Kamelien und Rhododendren im Garten zu blühen begannen. Auch ein Badezimmer, das anfing, wie ein Badezimmer auszusehen, trug zu unserer Hochstimmung bei. Anfang Februar waren die Wände und eine glänzende, neue Badewanne dort, wo sie hingehörten, und die neuen Schränke waren aufgebaut. Zum ersten Mal dachte ich, dass wir unsere Wohnwertverbesserung doch noch als solche empfinden könnten, nachdem sie indirekt uns beinahe unseren Hund gekostet hatte. Leichtsinnig wurden wir nicht, o nein. Noch immer sperrten wir Como in unser Schlafzimmer, wenn wir das Haus verließen, und hängten ein großes, handgeschriebenes Schild an die Tür: » Vorsicht, Hund! Nicht öffnen!« Glücklicherweise schienen die Tage, in denen er Teppiche schredderte und Türen zerkratzte, hinter ihm zu liegen.
Dr. Watt untersuchte Como regelmäßig. Einmal erschien er mit gebrochenem Arm im Behandlungszimmer. Der Gips ließ seinen Popeye-Arm noch besser zur Geltung kommen. Unser australischer Muskelprotz war in Plauderlaune und redete über die in den nächsten Tagen anstehenden Operationen.
» Können Sie damit operieren?«, fragte ich und deutete auf den Gips.
Bescheiden lehnte er es ab, zu antworten, was meinen Verdacht über seine übermenschlichen Kräfte bestätigte. Mit Sicherheit wollte er damit andeuten, dass er die Operationen überwachte und natürlich nicht etwas versuchen würde, womit er nicht zurechtkäme. Doch ob ich wollte oder nicht, ich sah ihn als Arzt, der im wörtlichen Sinn eine Operation mit links durchführte.
Dr. Watt äußerte sich weiterhin positiv über den Fortschritt von Comos Heilung. Doch er wies auch auf die möglichen langfristigen Folgen hin. Er zeigte mir, wie Como beim Gehen sein rechtes Hinterbein schonte. Dies könne ein Anzeichen für einen dauerhaften Nervenschaden sein, erklärte er, oder später, im Alter, zu einer Arthritis führen. Dr. Watt hatte diese Bedenken schon zuvor geäußert, aber uns war dies nie richtig bewusst geworden. Lange Zeit waren wir nur darauf fixiert, ob Como weiterleben und wieder gehen könnte. Ich dankte ihm und wünschte ihm selbst eine gute Besserung mit seinem gebrochenen Arm.
» Das ist total lästig«, schimpfte er und schlug mit seiner freien Hand auf den Gips. Ich fürchtete schon, er würde ihn hier vor meinen Augen mit einem Karateschlag spalten.
Bevor wir gingen, fiel mir auf, dass Como kein einziges Mal zusammenzuckte oder zurückwich, wenn der Arzt ihn berührte oder hochhob. Ich würde sagen, er fühlte sich zu dem Arzt hingezogen wie zu Sally und Phoebe oder zu anderen Menschen, die er mit wedelndem Schwanz und in spielerischer Pose begrüßte– Phoebes Freundinnen Jeanne, Marlena und Hallie, Lizzys » Mutter« Margene und selbst unsere nach Nicaragua ausgewanderte Freundin Leana, die von Como bei ihren unregelmäßigen Besuchen stets überschwänglich begrüßt wurde. Dr. Watt war immerhin ein Mitglied des von Como weniger bevorzugten Geschlechts und zudem ein überaus männliches Exemplar. Dennoch war Como bei dem Muskelprotz kein einziges Mal in Panik geraten, wie er es bei mir oder den meisten anderen Männern tat, denen er begegnete. Das war überraschend, unlogisch und, wie Phoebe sich ausdrücken würde, » total krass«.
Aus Comos Sicht musste Dr. Watt derjenige Mann sein, der ihn sechs Tage lang in einen Käfig gesperrt, mit Medikamenten schachmatt gesetzt, auf den OP-Tisch gelegt und aufgeschlitzt hatte, um sein Skelett mit Metallstiften und Schrauben zu reparieren. Dr. Watt hatte ihm alle Arten von Schmerzen bereitet. Warum verabscheute Como diesen großen, stämmigen Kerl mit dem grünen Overall und dem australischen Akzent nicht? Und warum wollte er nicht nichts mehr mit ihm zu tun haben?
Als ich mit Como zum Wagen zurückging, erinnerte ich mich an das Interview mit
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