Komm zurueck, Como
reden zu können. Ein anderes Wesen bei mir zu haben, besonders eines, das auf den Klang meiner Stimme reagierte, ohne Wert auf den Sinn der Sätze zu legen, war weit reizvoller und tröstlicher, als ich erwartet hatte. Wenn Como und ich allein zu Hause waren, was unter der Woche oft der Fall war, beschallte ich ihn manchmal mit einem endlosen Sermon aus Bemerkungen und unbeantworteten Fragen. Meinte er nicht auch, dass es Zeit war, das Geschirr abzuwaschen? Und wie wär’s mit einem Ingwerschnaps zu meinem Tee? Das wäre doch eine tolle Idee, oder? Ach, übrigens, was hat der Redakteur bloß damit gemeint, dass ich mir einen anderen Schluss für den Sonntagsartikel ausdenken soll, den ich gerade rübergeschickt habe? Hat irgendjemand außer uns die Idee, die dahintersteckt, überhaupt verstanden? Irgendjemand außer uns beiden, Como?
Wir fuhren an der Uniklinik vorbei und weiter den Hügel hinab in unser Viertel. An einem kleinen Lebensmittelladen auf der Kirkham Street hielt ich an, einen Block von dort entfernt, wo sich der Unfall ereignet hatte, und holte mir ein Sandwich, während Como im Wagen wartete. Als ich zurückkam, nahm ich die Sandwichtüte in die andere Hand und holte den Schlüssel aus meiner Tasche. Doch erst als ich die Tür öffnete und mich setzen wollte, merkte ich, dass sich Como auf dem Fahrersitz zusammengerollt hatte. Er machte keine Anstalten, aufzustehen. Sooft wir auch miteinander im Auto gesessen hatten, er beanspruchte diesen Platz zum ersten Mal.
Ein halbes oder ein Jahr zuvor hätte mich ein solches Verhalten misstrauisch gemacht. Ich hätte mich gefragt, ob er mich wieder herausfordern oder mir trotzen wollte. Wollte er mir zeigen, wie belanglos ich für ihn war? Leugnete er, dass wir physikalisch auf derselben Ebene lebten, indem er sich weigerte, rüberzurutschen? Oder zog er, durchtrieben wie er war, ein Katz-und-Maus-Spiel ab, um mich in Sorglosigkeit zu wiegen, damit er durch die geöffnete Autotür fliehen konnte?
Doch jetzt, als ich sein haarloses Hinterteil anstupste, damit er auf die Beifahrerseite hinüberrutschte, verflüchtigten sich diese Gedanken. Vielleicht war meine Seite einfach sonniger. Vielleicht war sie weicher und einladender. Vielleicht gefiel es ihm dort, wo ich gesessen hatte, wegen dem vertrauten Geruch und der Wärme, die ich hinterlassen hatte. » Danke, Como«, sagte ich und schnallte mich an. Das Sandwich legte ich, vor Comos neugierigem Zugriff geschützt, auf den Rücksitz. » Jetzt fahren wir nach Hause.«
An einem Donnerstagabend rief unsere Nachbarin Pam noch vor dem Abendessen an und bat uns, später noch Abschied zu nehmen. Sie und Cheryl reisten viel, doch dieser Abschied galt nicht ihnen, sondern Riley.
Wir wussten seit mehreren Monaten, dass bei dem jüngeren der beiden Welsh-Springer-Spaniels ein Hirntumor festgestellt worden war. Lange Zeit ließ sich die Angelegenheit leicht ignorieren oder vergessen. Mit seinem großen, schroffen Gesicht, dem glänzenden, weißbraunen Fell und seiner impulsiven Energie, die einen gewöhnlichen Spaziergang in ein Tauziehen verwandeln konnte, und mit seiner endlosen Begeisterung für jeden, der ihm seine Aufmerksamkeit schenkte, oder für alles, das nur im Entferntesten essbar war, schien Riley nicht kleinzukriegen zu sein. Ich erinnere mich, dass ich eines Morgens dachte, als Riley kurz nach Comos Unfall auf dem Bürgersteig spazieren ging, dass er nach dem Zusammenstoß mit einem Geländewagen– oder von mir aus auch einem Tanklaster– schwanzwedelnd aufgesprungen wäre, erpicht darauf, weiterzuspielen.
Eine Weile waren keine Symptome zu erkennen. Riley fraß noch genauso viel und genauso schnell wie immer– Phoebe und ich hatten die Zeit, die er für eine volle Schüssel brauchte, auf siebenunddreißig Sekunden gestoppt–, sprang die Stufen hinab, wenn er spazieren ging, und ließ das Echo seines schaurig tiefen Bellens von den Häusern auf der anderen Straßenseite abprallen. Doch schließlich begann er, langsamer zu werden. Seine Ausflüge im und außerhalb des Hauses wurden immer anstrengender. Sein Schwanz quirlte nicht mehr so heftig durch die Luft. Seine Stimme klang wehleidiger, nicht mehr so begierig, wenn es ums Fressen oder Kämpfen ging. Eines Tages und für uns ganz plötzlich, sahen wir, wie Cheryl ihn auf die Arme hob und die Treppe hinauftrug, weil er es allein nicht mehr schaffte. Das Ende nahte schnell. Am nächsten Tag würde er beim Tierarzt seine letzte Spritze
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