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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Ponyfransen, um die Hochzeitsvorbereitungen zu treffen, schien es eindeutig geboten, Cody und Astor einzusammeln und sie aus diesem Tumult in die Geborgenheit einer Aktivität zu retten, die von der Gesellschaft als angemessen betrachtet wurde, um die Bindung zwischen Kind und Erwachsenem zu fördern.
    Nachdem ich meine Möglichkeiten sorgfältig erwogen hatte, wählte ich Miamis Planetarium und Naturkundemuseum. Letztlich würde es überfüllt mit anderen Familiengruppen sein, was meine Tarnung noch verbesserte – und sie konnten dort beginnen, ihre aufzubauen. Da sie den Dunklen Pfad beschreiten wollten, mussten sie von Anfang an begreifen lernen, dass man umso normaler erscheinen muss, je abnormaler man ist.
    Und ein Museumsbesuch mit dem treusorgenden Daddy Dexter ließ uns drei in höchstem Maße normal erscheinen. Zusätzlich hatte er das gewisse Etwas, er war offiziell »gut für die beiden«, ein großer Vorteil, gleichgültig, wie sehr sie sich bei dieser Vorstellung wanden.
    Also verfrachtete ich uns drei in mein Auto und machte mich auf der U. S. 1 auf den Weg nach Norden, nachdem ich der wirbelnden Rita versprochen hatte, rechtzeitig zum Abendessen zurück zu sein. Ich chauffierte uns durch Coconut Grove und bog direkt vor dem Rickenbacker Causeway auf den Parkplatz des Museums ab. Wir gelangten jedoch nicht friedlich in dieses ausgezeichnete Museum. Auf dem Parkplatz stieg Cody aus und blieb einfach stehen. Astor musterte ihn einen Augenblick und drehte sich dann zu mir um. »Warum müssen wir da rein?«, fragte sie.
    »Es gehört zur Ausbildung«, erklärte ich.
    »Igitt«, sagte sie, und Cody nickte.
    »Es ist wichtig, dass wir Zeit miteinander verbringen«, sagte ich.
    »In einem
Museum?
«, begehrte Astor auf. »Das ist
erbärmlich

    »Ein hübsches Wort«, bemerkte ich. »Woher hast du es?«
    »Wir gehen da nicht rein«, beharrte sie. »Wir wollen etwas machen.«
    »Wart ihr schon mal in diesem Museum?«
    »Nein«, antwortete sie und dehnte das Wort dabei in drei verächtliche Silben, wie nur eine Zehnjährige es kann.
    »Nun, vielleicht erlebt ihr eine Überraschung. Ihr könntet dort tatsächlich etwas lernen.«
    »Das ist aber nichts, was wir lernen wollen«, sagte sie. »Nicht in einem Museum.«
    »Was glaubt ihr denn, was ihr lernen wollt?« Selbst ich war beeindruckt, wie sehr ich nach geduldigem Erwachsenen klang.
    Astor schnitt eine Grimasse. »Das weißt du doch. Du hast gesagt, du würdest uns was zeigen.«
    »Woher weißt du, dass ich das nicht tun werde?«, fragte ich.
    Sie sah mich einen Moment unsicher an, dann drehte sie sich zu Cody. Was immer sie sich zu sagen hatten, Worte waren nicht erforderlich. Als sie sich einen Augenblick später wieder zu mir umwandte, war sie vollkommen geschäftsmäßig und absolut selbstsicher. »Nie und nimmer«, sagte sie.
    »Was weißt du über das, was ich euch zeigen werde?«
    »
Dexter
«, maulte sie. »Warum würden wir dich sonst danach fragen?«
    »Weil ihr nichts darüber wisst, ich aber schon.«
    »Wie bitte?«
    »Eure Ausbildung beginnt in diesem Gebäude«, sagte ich mit todernster Miene. »Folgt mir und lernt.« Ich musterte sie einen Augenblick, sah, wie ihre Unsicherheit wuchs, dann drehte ich mich um und marschierte zum Museum. Vielleicht war ich nach einer schlaflosen Nacht nur mürrisch, und ich war nicht sicher, ob sie mir folgen würden, aber ich musste von Beginn an die Grundregeln durchsetzen. Sie mussten es auf meine Weise tun, ebenso wie ich vor so langer Zeit gelernt hatte, dass ich auf Harry hören und es auf seine Art tun musste.

[home]
    15
    V ierzehn Jahre alt zu sein ist niemals einfach, auch nicht für künstliche Menschen. Es ist das Alter, in dem die Biologie das Kommando übernimmt, und selbst wenn der fragliche Vierzehnjährige im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden an der Ponce de Leon Junior Highschool eher an klinischer Biologie als an der praktischen interessiert ist, regiert sie ihn mit eiserner Hand.
    Einer der kategorischen Imperative der Pubertät, den sich sogar junge Ungeheuer aneignen, lautet, dass niemand über zwanzig von irgendetwas irgendeine Ahnung hat. Da Harry zu jener Zeit weit über die zwanzig hinaus war, durchlief ich eine kurze Phase der Rebellion gegen seine unsinnigen Beschränkungen meiner vollkommen natürlichen und gesunden Sehnsucht, meine Schulkumpel in kleine Stücke zu hacken.
    Harry hatte einen wunderbar logischen Plan entwickelt, mich in den Griff zu kriegen; sein Ausdruck

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