Komm zurück, mein dunkler Bruder
aus Babylon und noch früher aus dem Gebiet um Jerusalem. Der Stierschädel scheint zu einem Kult um einen der älteren Götter zu gehören. Ehrlich gesagt, einem besonders abstoßenden.«
»Moloch«, sagte ich, und meine Kehle schmerzte, als ich den Namen aussprach.
Deborah funkelte mich wütend an, mittlerweile absolut sicher, dass ich etwas vor ihr verborgen hatte, doch dann blickte sie wieder zu Keller, der fortfuhr.
»Ja, genau. Moloch fand Gefallen an Menschenopfern. Besonders von Kindern. Es war der übliche Standardhandel: Man opferte sein Kind, und dafür garantierte der Gott eine gute Ernte oder den Sieg über die Feinde.«
»Nun, ich glaube, dann können wir uns in diesem Jahr auf eine besonders gute Ernte freuen«, scherzte ich, aber keiner der beiden schien die Bemerkung auch nur des dünnsten Lächelns für wert zu halten. Je nun, man bemüht sich, ein wenig Freude in diese trübe Welt zu tragen, und wenn Leute es vorziehen, diese Anstrengung zu ignorieren, ist das ihr Problem.
»Warum wurden die Leichen verbrannt?«, fragte Deborah.
Keller lächelte kurz, ein professorales Nett-dass-Sie-fragen-Lächeln. »Das ist der Kernpunkt des Rituals«, erklärte er. »Es gab eine riesige Moloch-Statue mit Stierschädel, die eigentlich ein Glutofen war.«
Ich dachte an Halpern und seinen »Traum«. Hatte er zuvor schon von Moloch gewusst, oder war er über ihn gekommen wie die Musik über mich? Oder hatte Deborah die ganze Zeit recht gehabt, und er war tatsächlich bei der Statue gewesen und hatte die Mädchen getötet – so unwahrscheinlich das mittlerweile auch schien.
»Ein Glutofen«, wiederholte Deborah, und Keller nickte. »Und dort hat man die Leichen hineingeworfen?« Ihr Gesichtsausdruck deutete an, dass sie Schwierigkeiten hatte, das zu glauben, und er daran schuld war.
»Oh, noch viel besser«, sagte Keller. »Während des Rituals geschah ein Wunder. Reine Augenwischerei, aber sehr wirkungsvoll gemacht. Das ist einer der Gründe, warum Moloch so lange große Beliebtheit genoss – es war überzeugend und es war aufregend. Die Statue hatte Arme, die sich der Gemeinde entgegenstreckten. Wenn das Opfer auf die Arme gelegt wurde, schien Moloch zum Leben zu erwachen und das Opfer zu verspeisen – die Arme hoben das Opfer langsam hoch und plazierten es in seinem Maul.«
»Und im Glutofen«, warf ich ein, weil ich mich nicht länger ausschließen lassen wollte, »während dazu Musik spielte.«
Deborah sah mich seltsam an, und mir wurde bewusst, dass niemand Musik erwähnt hatte, aber Keller nahm es gelassen und antwortete.
»Ja, das ist richtig. Trompeten und Trommeln, Gesang, alles sehr hypnotisch. Der Höhepunkt war erreicht, wenn der Gott das Opfer zu seinem Maul hob und fallen ließ. In das Maul, und dann stürzte man in den Glutofen. Lebendig. Das Opfer kann nicht viel Freude daran gehabt haben.«
Ich glaubte Keller – in der Ferne hörte ich das leise Schlagen der Trommeln, und auch ich hatte nicht viel Freude daran.
»Gibt es immer noch Leute, die den Typen anbeten?«, fragte Deborah.
Keller schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, seit zweitausend Jahren nicht mehr.«
»Ja gut, aber, zum Teufel«, fluchte Deborah, »wer tut dann das hier?«
»Es ist ja kein Geheimnis«, meinte Keller. »Es handelt sich um einen sehr gut dokumentierten Abschnitt der Geschichte. Jeder hätte ein wenig nachforschen und genug herausfinden können, um etwas wie das hier zu tun.«
»Aber warum sollte man?«, sagte Deborah.
Keller lächelte höflich. »Das weiß ich nicht.«
»Und was, zur Hölle, soll ich dann damit anfangen?«, schimpfte sie mit einem Unterton, der andeutete, dass es Kellers Aufgabe war, sich eine Antwort einfallen zu lassen.
Er schenkte ihr ein gütiges Professorenlächeln. »Wissen kann nie schaden.«
»Zum Beispiel«, sagte ich, »wissen wir jetzt, dass irgendwo die große Statue eines Stiers mit einem Brennofen darin stehen muss.«
Deborahs Kopf wirbelte herum, und sie starrte mich an.
Ich beugte mich dichter zu ihr und sagte leise: »Halpern.« Sie zwinkerte, und ich erkannte, dass sie noch nicht daran gedacht hatte.
»Du glaubst nicht, dass es ein Traum war?«, fragte sie.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, erwiderte ich. »Aber falls jemand wirklich diese Moloch-Sache durchzieht, warum dann nicht mit der angemessenen Ausstattung?«
»Gottverdammt«, sagte Deborah. »Aber wo könnte man so was verstecken?«
Keller hüstelte diskret. »Ich fürchte, es gibt
Weitere Kostenlose Bücher