Komm zurueck nach Italien
ihnen an und ging dann mit Santo Nachbarn besuchen, mit deren Kindern er befreundet war. Catherine blickte den beiden hinterher, als sie hinter den Hecken verschwanden, und machte sich dann auf, durch das Haus zu schlendern, um sich mit ihrem neuen alten Heim wieder vertraut zu machen.
Es hat sich nicht viel verändert, dachte sie, als sie von einem eleganten Salon in den anderen ging. Aber das war auch nicht zu erwarten gewesen, denn die Einrichtung orientierte sich nicht an der neusten Mode, sondern war im Laufe der Jahrhunderte zusammengetragen worden. Die Giordanis hatten sich nie von einer bestimmten Geschmacksrichtung vereinnahmen lasse, sondern immer nur erlesene Einzelstücke hinzugefügt, so dass die Möblierung ein beeindruckendes Dokument des Stilgefühls und Kunstsinns mehrerer Generationen war.
Vito war stolz auf den Familiensitz, und es war wichtig für ihn, einen Sohn zu haben, der die alten Traditionen ehrte und pflegte. Als Catherine das erste Mal die Villa betreten hatte, war sie eingeschüchtert gewesen von dieser ihr so fremden Welt eines Italieners aus alter Familie, für den Reichtum und Luxus Selbstverständlichkeiten waren. Aber da war es schon zu spät für die Frage gewesen, ob sie sich ein Leben an seiner Seite überhaupt vorstellen konnte.
Sie hatte keine Freiheit der Wahl mehr gehabt, denn sie war nicht nur bis über beide Ohren in Vito verliebt gewesen, sondern hatte auch schon den nächsten Giordani unter dem Herzen getragen. Jeder hatte sie um einen Ehemann wie Vito beneidet. Er war jemand ganz Besonderes und wurde entsprechend behandelt. Das war wahrscheinlich auch der Grund für seine Arroganz, die sie, Catherine, so oft zur Weißglut brachte.
Sie war mittlerweile in den Ballsaal gelangt und sah sich um. Nichts hatte sich hier verändert, seit er im frühen achtzehnten Jahrhundert eingerichtet worden war. Er wurde immer noch für offizielle Anlässe benutzt, und auch ihr Hochzeitsball hatte hier stattgefunden.
Es war eine wundervolle Sommernacht gewesen, überall hatte man Musik und Lachen gehört, und der Garten war festlich illuminiert gewesen. Als wäre es erst gestern gewesen, konnte sich Catherine daran erinnern, wie Vito sie übers Parkett geführt, wie ihr goldfarbenes Modellkleid bei jeder Bewegung geraschelt hatte.
„Habe ich dir heute schon gesagt, wie wunderschön du bist? Du stellst jede andere Frau in den Schatten, Catherine.”
„Das sagst du nur, weil du dich durch eine schöne Ehefrau in deinem Stolz geschmeichelt fühlst”, hatte sie ihn geneckt.
Vitos selbstgefälliges Lachen klang ihr noch in den Ohren, als sie die Tür wieder schloss und durch die Halle zu der elegant geschwungenen Freitreppe ging, die ins obere Stockwerk führte.
Die weitere Entwicklung hatte ihr, Catherine, Recht gegeben. Es hatte sich gezeigt, dass Vito nicht stolz auf sie gewesen war, weil er sie um ihrer selbst willen liebte, sondern weil sie eine Frau war, die Aufsehen erregte.
Das ist typisch für die Giordanis, dachte sie, als sie geistesabwesend eine der vielen Türen öffnete, die von der Galerie abgingen: Sie empfinden sich ganz selbstverständlich als der Mittelpunkt, um den sich alles zu drehen hat.
Catherine blickte auf und erschrak, denn sie hatte ein Schlafzimmer betreten - das Schlafzimmer, das sie mit Vito geteilt hatte. Ihr Herz klopfte wie verrückt, und ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Mit traumwandlerischer Sicherheit war sie genau in den Raum gelangt, den sie unter allen Umständen hatte vermeiden wollen!
Ihr erster Impuls war, sofort zurückzugehen, doch sie war wie gebannt. Dies Schlafzimmer, der einzige Ort, an dem Vito und sie wirklich glücklich gewesen waren, zog sie magisch an.
Über dem imposanten und den Raum beherrschenden Mahagonibett, dessen Form sie stets an einen Pferdeschlitten erinnert hatte, lagen immer noch die gewohnte Tagesdecke und die vie len Zierkissen.
Wehmütig erinnerte Catherine sich daran, wie oft diese Kissen auf dem Boden gelandet waren, nur weil Vito und sie nicht schnell genug ins Bett kommen konnten. Würden sich diese Erlebnisse wiederholen? Ganz bestimmt, dachte sie, den ersten Schritt dazu haben wir ja bereits in London getan.
So genau Catherine sich auch umblickte, sie konnte nicht entdecken, dass auch nur eine winzige Kleinigkeit geändert worden war. Alles war so, wie sie es damals verlassen hatte.
Einzig und allein sie, Catherine, hatte sich geändert. Denn jetzt, nach drei Jahren, fühlte sie sich in ihrem eigenen
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