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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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frage mich, wie Betty klarkommt. Sie hat sich wirklich darauf gefreut, weißt du. Sie hat jedem eine Tüte Süßigkeiten gekauft – hat sie mir gestern gezeigt. Nur ein paar Kleinigkeiten. Ich sagte ihr, dass du es nicht magst, wenn sie keinen Appetit mehr auf Abendbrot haben. Dir gefällt also der Nagellack? Ich kann es umtauschen, wenn dir die Farbe nicht gefällt.«
    »Es ist eine schöne Farbe.«
    »Du arbeitest zu viel. Du musst ein wenig kürzer treten.«
    »Ich weiß, Gran, aber es ist so viel zu tun.«
    »Also, vergiss nicht, Liebchen, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.«
    »Oder Venedig?«
    Sie runzelt die Stirn. »Ich weiß, ich sollte es nicht sagen, aber deine Mutter kann manchmal eine ziemliche Landplage sein. Ich bin so froh, dass ich auf meine Kreuzfahrt gehe, wirklich. Hier, nimm ein Vanilletörtchen.«

     
    Heute ist der letzte Schultag des Winterhalbjahrs, und es gibt eine Schulaufführung, und ich habe die Strick & Zick-Gruppe heute Abend, so dass ich oben im Laden sitze und letzte Hand an die Blumenbroschen lege, die ich für jede als Geschenk gestrickt habe, bevor ich sie in Seidenpapier einwickele. Gestern habe ich Gran und Reg nach Gatwick gefahren und es gerade eben noch geschafft, die Jungs rechtzeitig von der Schule abzuholen, so dass ich immer noch ziemlich geschafft bin, und es regnet in Strömen, was hoffentlich nicht bedeutet, dass es auf See stürmt. Sie waren beide so aufgeregt, und Reg trug bereits seine Seglermütze und seinen Blazer, so dass ich wirklich hoffe, dass er nicht beides gegen einen Südwester eintauschen muss.
    Elsie hat mir gerade eine Minzpastete vom Bäcker gebracht. Sie scheint im Moment sehr aufgekratzt zu sein, und die Teekanne mit dem Milchkännchen hat ihr sehr gut gefallen. Gelegentlich geraten wir immer noch aneinander, wenn sie neue Wolllieferungen so einsortiert, als hätte irgendein Farbenblinder sie in die Regale geworfen, und sie macht auch nie Anrufnotizen, so dass ich jeden zurückrufen muss und mich dann stundenlang mit Bank-Callcentern rumschlagen muss, die wissen wollen, wie es mit meinem Konto läuft und ob mir bekannt sei, dass ich eine Hypothek auf den Laden aufnehmen könnte und im Handumdrehen über das Bargeld verfügen würde und noch einen Parker-Füller geschenkt bekäme, wenn ich folgende drei Fragen beantwortete, von denen die erste lautet: »Sind Sie ein totaler Idiot?« Aber abgesehen davon scheinen wir die Phase des ständigen missbilligenden Schnaubens hinter uns zu haben und insgesamt sehr viel freundlicher miteinander umzugehen, was toll ist. Sie möchte immer noch die Fotos von mir und Grace aufhängen. Sie hat sie am Wochenende Martin gezeigt, der sehr beeindruckt zu sein schien, aber ich habe ihn seitdem nicht gesehen, weil er in seinem Job einen Noteinsatz hat und in einem Hotel übernachtet.
    Ich stricke die letzte Blumenbrosche für Tina, rosa Baumwolle mit Mohair in der Mitte, und der Duft des Holzfeuers und das Gefühl der Wolle haben wie immer eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich glaube, ich lege noch ein neues Scheit ins Feuer und stricke diese Brosche zu Ende, und dann überlege ich, was als Nächstes zu tun ist.
    Mist. Verdammter Mist. Es ist halb zwei, und ich bin gerade aufgewacht. Elsie sagte, sie wollte mich nicht aufwecken, weil ich so friedlich aussah, was natürlich lieb war von ihr, jetzt aber heißt, dass ich in ernsthafter Gefahr bin, zu spät zu dieser verdammten Schulaufführung zu kommen. Ich renne die Treppe hinunter, und dann renne ich wieder hinauf, um meine Tasche zu holen, und als ich endlich in der Schule bin, fühle ich mich, als hätte ich mich versehentlich einem dieser Marathonläufe angeschlossen, wie einer von diesen Leuten, die so komische Outfits tragen und neun Stunden brauchen, um die Strecke zu schaffen. Ich trage meine neuen Stiefel und den grünen Kordrock zusammen mit dem Tweedjackett, weil ich etwas schicker aussehen wollte als sonst, aber jetzt wünschte ich, ich hätte etwas gewählt, in dem man besser rennen kann.
    Die Aula ist bereits gerammelt voll, aber Connie hat mir einen Platz neben ihr und Mark reserviert. Also setze ich mich, ziemlich rot im Gesicht und außer Atem, und Annabel Morgan dreht sich um und mustert mich mit einem besonders abschätzigen Blick. Blöde Kuh.
    Alle unterhalten sich angeregt und lächeln erwartungsvoll, bis auf ihre Gruppe vorn, die alle mit steinernem Gesicht dasitzen, weil Mr. O’Brien sich dieses Jahr gegen das traditionelle Krippenspiel

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