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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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entschieden hat, das der Elternausschuss gewöhnlich mit auf die Beine stellt. Laut Jane Johnson, die die Schulsekretärin kennt, hat er gesagt, dass es zu lange dauert und den Kindern nicht richtig zugutekommt, besonders denjenigen nicht, die nicht Maria und Joseph spielen dürfen, so dass stattdessen jede Klasse ihren kleinen Bühnenauftritt hat und vorführt, womit sie sich im letzten Halbjahr beschäftigt hat. Und während das den meisten von uns höchst vernünftig erschien und zusätzlich noch den Vorteil hatte, dass keine von uns bis Mitternacht aufbleiben musste, um blöde Schafskostüme zu nähen, war Annabel unglaublich wütend über die Entscheidung. Sie hatte sich wahrscheinlich bereits ein Schafskostüm maßschneidern lassen.
    Mr. O’Brien kommt herein, und alle hören auf zu sprechen.
    »Guten Tag, meine Damen und Herren, und danke, dass Sie zu unserer Weihnachtsaufführung gekommen sind.«
    Er bittet uns, nicht aufzustehen und Fotos zu machen, weil das die Kinder aus dem Tritt bringen könnte, und Connie stößt mich an, weil wir alle wissen, dass Mr. Dale beim letztjährigen Sommerkonzert von der Bühne gestürzt ist und sich den Ellbogen gebrochen hat, als er das Solo seiner Tochter mit der Videokamera filmen wollte und dabei langsam rückwärts gegangen ist. Feuerwehrmann Graham musste draußen im Korridor Erste Hilfe leisten, bis der Unfallwagen kam, und Mrs. Nelson musste ganz laut ein Medley ihrer Lieblingsmusicals spielen, um das Fluchen von Mr. Dale zu übertönen.
    Die erste Klasse klettert über die Treppe auf die Bühne und präsentiert Bilder von lamettageschmückten Weihnachtsbäumen und Rentieren, glaube ich jedenfalls, aber es ist schwer zu sagen, weil einige gegenständlicher sind als andere. Sie sehen nervös und sehr klein aus, bis auf ein Mädchen, das vortritt und »Rudolf, das rotnasige Rentier« losschmettert, bevor das Klavier überhaupt eingesetzt hat, was dem Rest ihrer Klassenkameraden einen ziemlichen Schock versetzt, aber sie erholen sich erstaunlich schnell, und obgleich sie alle ein anderes Tempo draufhaben und den Ton nicht richtig treffen, gelingt es ihnen, am Ende gemeinsam zu singen, und wir klatschen alle.
    Dann marschiert Archies Klasse herein, und mein Magen macht das, was Mägen immer machen, wenn man eins seiner Kinder auf der Bühne vor einem größeren Publikum sieht. Sie halten Sterne aus Pappe hoch, die alle ungefähr die gleiche Größe haben und mit glänzendem Silberpapier beklebt sind, bis auf den von Harry Morgan, der sehr viel professioneller aussieht und doppelt so groß ist wie die übrigen. Wenn er eine Steckdose finden würde, würde sich wahrscheinlich der Stern drehen und eine Melodie spielen. Ich wette, Annabel war im Klassenzimmer und hat »geholfen« an dem Tag, an dem sie sie gebastelt haben, es sei denn, sie ist nachts eingebrochen und hat ihm einen neuen gemacht.
    Sie stellen sich in einer Reihe auf der Bühne auf, und Nelly lässt ihren Stern fallen, der über den Bühnenrand rollt und auf den Boden fällt. Alles ist mucksmäuschenstill, und Connie und Mark beugen sich beide vor; Connie hält Marks Hand ganz fest, aber als ich gerade glaube, dass gleich ein Tränenausbruch angesagt ist, macht Archie einen ziemlich spektakulären Satz von der Bühne, landet leicht eingeknickt in einem kleinen Haufen, richtet sich wieder auf und reicht Nelly ihren Stern, und dann rennt er zur Seite der Bühne und klettert wieder herauf. Er nimmt seinen Platz in der Reihe neben Nelly ein, und sie dreht sich mit einem derartig dankbaren Gesichtsausdruck zu ihm um, dass man geradezu hören kann, wie das Publikum lächelt. Connie greift nach meiner Hand. Also halten wir alle drei uns jetzt bei den Händen und schniefen leicht.
    Mrs. Berry kündigt an, dass sie für uns Twinkle, Twinkle, Little Star singen werden. Es wurde 1806 von Jane Taylor geschrieben, was sehr lange her ist, aber zuerst möchte die Klasse uns einiges Interessante über Sterne erzählen. Und dann erzählen uns unterschiedliche Kinder, dass Sterne in großen Gaswolken geboren werden und dass es über siebentausend Sterne gibt, die man ohne Teleskop am Himmel sehen kann, und sie wurden nach Tieren und Göttern benannt, und dann tritt Seth Johnson, der sehr schlau ist, vor. Ich sehe, wie Jane sich versteift und ihm im Stillen die Daumen drückt, dass er seinen Text richtig aufsagt.
    »Sterne funkeln, weil die Luft nie stillsteht, wenn also das Licht durch die Luft geht auf dem Weg zu uns auf der

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