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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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Erde, sieht es aus wie Funkeln.«
    Er scheint zu verstehen, was er da sagt, was mehr ist, als ich von dem größten Teil des Publikums behaupten kann, mich eingeschlossen; es ist jedenfalls sehr beeindruckend für jemanden, der erst sechs ist. Dann fängt das Klavier an, und sie legen los. Die erste Gruppe bringt ihren Vers mehr oder weniger zusammen, und es läuft alles gut, als Archie und Nelly mit ihrer Gruppe vortreten, bereit für ihren Vers. Das ist jetzt der Teil, der mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet, weil es fünfzig zu fünfzig steht, ob Archie das offizielle Lied oder lieber Jacks Alternative singen wird, nämlich Winkle, Winkle, Little Bra. Beide schütten sich regelmäßig vor Lachen aus, wenn sie ihre Version vom zwinkernden BH singen, was sie im Übrigen seit Wochen so ziemlich jeden Tag tun. Er steht kerzengerade da und nimmt seine Schultern so weit zurück, wie er kann, was nichts anderes bedeutet, als dass er so laut singen wird, wie er kann. Hilf Himmel.
    Twinkle, twinkle, little star,
how I wonder who you are.
Up above the world so high,
like a diamond in the sky.
    Gott sei Dank.
    Sie treten wieder zurück in die Reihe, und Archie winkt mir mit seinem Stern zu. Dann ist Zeit für eine weitere Runde des Refrains, und ich meine, »winkle, winkle« herauszuhören, aber ich bin mir nicht sicher, und alle klatschen, als sie sich aufstellen und dann über die Treppe nach unten drängeln. Archie dreht sich noch einmal um für ein letztes Winken, und dann reckt er den Daumen in die Höhe, was mich endgültig umhaut, weil er das immer mit Nick gemacht hat. Meine Güte, das wird ein sehr, sehr langer Tag.
     
    Ich habe mich nach einer temperamentvollen Darbietung von »Die Stechpalme und der Efeu« – mit richtiger Stechpalme übrigens – gerade wieder einigermaßen gefasst, als Mrs. Chambers ihre Klasse hereinführt. Jack sieht blass und nervös aus, aber Marco scheint ganz locker zu sein und grinst, als er seinen Eltern zuwinkt. Connie hält erneut Marks Hand. Mrs. Chambers hat sich, was das Künstlerische angeht, selbst übertroffen, und sie alle halten große Bögen Buntpapier mit Bildern und Collagen von Strümpfen und kleinen Mäusen und Dächern und einem rot-silbernen Weihnachtsmann mit ganz viel Lametta und goldenen Sternen.
    Zwei Mädchen treten vor und kündigen an, dass ihr Gedicht 1823 von einem Mann namens Clement Moore geschrieben wurde und sehr berühmt ist. Sie machen eine Pause, und dann geht’s los:
    In der Nacht vor dem Christfest, da regte im Haus
sich niemand und nichts, nicht mal eine Maus …
    Alle, die ein Mäusebild halten, halten es hoch und schütteln es. Jeder soll vier Zeilen vortragen, und auch wenn es hier und da mal eine kleine Verzögerung gibt, machen doch alle ihre Sache ziemlich gut, und dann treten Jack und Marco vor, und Jack wird noch blasser.
    … so trug es den Schlitten auf unser Haus
samt dem Spielzeug und samt dem Sankt Nikolaus!
Kaum war das geschehen, vernahm ich schon schwach
Das Stampfen der zierlichen Hufe vom Dach.
    Meine Güte, was für eine Erleichterung. Er hatte solche Angst, dass er seinen Text vergisst, dass ich mich praktisch auf meine Hände setzen muss, um mich vom Klatschen abzuhalten, als die nächsten beiden mit ihrem Vers beginnen und weitere Bilder geschwenkt werden.
    Und dann sind sie plötzlich fertig, und alle verbeugen sich, und wir klatschen, und Mark pfeift laut auf zwei Fingern, was Jack und Marco begeistert.
    Als Nächstes werden wir mit einem sehr lebhaften Jingle Bells verwöhnt, und zum Schluss singt die oberste Klasse »We Wish You A Merry Christmas«. Sie sehen schon sehr erwachsen aus, besonders einige der Jungs, die offenbar viel zu cool sind, um noch im Chor zu singen, so dass sie ganz hinten stehen und üben, wie man ordentlich herumlümmelt. Mr. O’Brien dankt allen fürs Kommen und erinnert die Kinder noch daran, die Lesebücher mit nach Hause zu nehmen, und dann schlurfen wir nach draußen und versuchen, die Turnbeutel einzusammeln, und gratulieren unseren werdenden Stars.
    Wir haben es fast bis zu Nellys und Archies Klassenzimmer geschafft, als Annabel Morgan vor uns auftaucht, ganz in Weihnachtsstimmung.
    Ich lächle sie an.
    »War das nicht entzückend?«
    »Ich selber ziehe ein ordentliches Krippenspiel vor, aber es war in Ordnung, wenn man so etwas mag.«
    Connie sieht verärgert aus.
    »Ich fand, es war sehr schön.«
    »Ja, aber an die wahre Bedeutung von Weihnachten erinnert zu werden, ist so

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