Komme, was Wolle
auf dem Platz, damit die Jungs den Hund weiter beobachten können. Lulu bestellt gerade getoastete Sandwiches, als mein Handy klingelt. Ich bin immer noch total beeindruckt von mir, über ein Telefon zu verfügen, das so international ist, aber halb erwarte ich, dass da gleich jemand Italienisch mit mir spricht.
Es ist Mum, und sie klingt gestresst.
»Seid ihr noch auf dem Fischmarkt?«
»Ja.«
»Besorgt einige Garnelen, bitte, aber nicht die großen.«
»In Ordnung.«
»Weißt du, wie man Blätterteig macht?«
»Nicht wirklich.«
Jetzt klingt sie noch gestresster.
»Bist du sicher?«
»Ziemlich sicher, ja. Ich bin nicht sehr gut mit Teig, besonders nicht mit Teigsorten, die leicht und locker sein sollen. Das werden sie bei mir nie. Ich könnte dir einen flachen Teig machen, wenn du möchtest.«
Sie seufzt.
»Nun zeig doch bitte mal etwas Hilfsbereitschaft, Josephine. Ich habe gerade gehört, dass heute Abend eine ziemlich wichtige Amerikanerin kommt, und sie gehört zum Guggenheim-Ensemble, deren Partys immer wundervoll sind. Also kommt nicht zu spät zurück. Ich möchte, dass ihr heute Abend alle so gut wie möglich ausseht. Haben die Jungs irgendwas Schickes zum Anziehen dabei?«
»Nicht wirklich, nein. Ich ziehe ihnen ein sauberes T-Shirt an. Reicht das?«
»Muss es wohl.«
»Soll ich noch etwas besorgen?«
»Ich glaube nicht.«
»Soll ich immer noch die Garnelen kaufen?«
»Nein, ich mache meine Spinat-Ricotta-Teilchen mit Pinienkernen, die mögen alle.«
»Sehr schön.«
Vin grinst, als ich das Telefon wieder verstaue.
»Du musst mir nichts sagen. Das war Mum, richtig?«
»Ja, und heute Abend ist formelle Kleidung angesagt, also hoffe ich, dass du dein Smokingjackett dabeihast.«
»Was?«
Lulu lächelt.
»Sie hält euch beide echt auf Trab, nicht wahr?«
»Und sie möchte, dass du fünfzig Miniquiches machst, Lulu, wenn wir zurück sind, und wenn sie nicht professionellen Cateringstandards entsprechen, bekommst du richtigen Ärger.«
»Du machst Scherze, oder?«
»Nicht ganz.«
Sie lacht. »Du liebe Güte.«
Mein Handy klingelt schon wieder. »Ja, Mum?«
»Was?«
Es ist Daniel. Er hat gestern angerufen, um mir zu sagen, dass er heute in Venedig ankommt, und wir wollten uns heute Nachmittag zum Tee im Café Florian verabreden, aber ich wette, dass er jetzt anruft, um abzusagen.
»Ich bin früher als erwartet da, und ich bin im Gritti. Haben Sie Lust auf einen Lunch? Wo sind Sie?«
»Wir sind auf dem Fischmarkt, und die Jungs tragen Gummistiefel, falls die Flut kommt, also bin ich mir nicht sicher wegen Lunch im Gritti.«
»Welche Flut?«
»Dad sagt, sie rechnen damit, dass sie ziemlich hoch wird, besonders morgen.«
»Na toll, also werde ich mal wieder durchweicht. Meine Güte, jedes Mal wenn ich im Winter hierherkomme, endet es damit, dass ich durch verdammtes Wasser wate.«
»Haben Sie Ihre Gummistiefel nicht mitgebracht?«
»Meine was?«
»Ich bin sicher, ich könnte Ihnen welche kaufen. Welche Größe haben Sie? Ich sehe mich gern um, wenn Sie möchten.«
»Das ist sehr nett von Ihnen, aber sie verkaufen so Plastikdinger, die man sich über die Schuhe ziehen kann, wenn es schlimm wird. Ich habe keine Gummistiefel mehr getragen, seit ich ein kleiner Junge war.«
»Na gut. Nur jammern Sie mir nichts vor, wenn Sie nasse Socken kriegen.«
Er lacht. »Also, wenn Sie nichts essen wollen, treffen wir uns dann etwas früher zum Tee?«
»Das wäre fein. Wir brauchen allerdings eine Weile, um dahin zu kommen, besonders da Vin den Stadtplan hat.«
»Gegen drei?«
»Perfekt.«
»Wie läuft es mit der Schokoladenorange?«
Als wir gestern telefoniert haben, waren die Jungs gerade mitten in einem Streit über ein fehlendes Stück.
»Die Lage ist immer noch ziemlich angespannt, aber für den Moment haben sie einen Waffenstillstand geschlossen.«
Er lacht wieder. »Bis später dann.«
Wir schlendern langsam weiter in Richtung Canal Grande, und die Jungs sind jetzt völlig fixiert auf all die Bäckerläden mit ihren schönen Auslagen voller Marzipantiere und Nougat, so dass wir noch mal in einem kleinen Café eine Pause einlegen, wo die Tische Marmorplatten haben. Sie probieren etwas Nougat, was direkt auf ihrer Liste von Lieblingssüßigkeiten an die oberste Stelle rückt. Während sie kauen, halten sie tatsächlich mal den Mund, so dass es auch ziemlich weit nach oben auf meiner Liste wandert.
Vin bestellt sich noch ein Panino. »Also, wer ist dieser Kerl, mit dem wir
Weitere Kostenlose Bücher