Komme, was Wolle
Es gibt eine Art mittelalterlichen Gasboiler über der Badewanne, den man anzünden muss, um heißes Wasser zu bekommen. Dad hat mir gestern alles erklärt. Wenn man den Hebel zu weit nach rechts dreht, verpufft das Gas in einer Explosion, und zu weit nach links geht die Flamme einfach aus, und dann gibt es eine Explosion. So dass ich wohl lieber einfach einen Kessel aufsetze und wir stattdessen nur eine Katzenwäsche machen.
Mum steht in der Küche und beäugt einen Berg Kartoffeln.
»Ich gehe mit den Jungs nach oben, und wir ziehen uns an, Mum. Kann ich einen Kessel aufsetzen für heißes Wasser?«
»Ja, aber beeil dich, bitte. Ich habe, glaube ich, alles unter Kontrolle, aber wenn du mir beim Kartoffelschälen helfen würdest, könnte ich die Karotten schälen und die cavolfiore vorbereiten.«
»Die was?«
»Blumenkohlröschen.«
Ich wünschte, sie würde aufhören, italienisch zu reden, es ist ziemlich nervig.
»Und du könntest auch die fagiolini machen – einfach nur oben und unten abschnibbeln, und während du das tust, decke ich den Tisch. Ich dachte, ich mache meine speziellen crostini als Vorspeise?«
»Sehr schön.«
»Und ich habe zuppa inglese als Nachtisch gemacht. Das mögen die Jungs bestimmt, und ich habe von Gabriella ein fantastisches Rezept bekommen.«
»Das ist Trifle, richtig? Das lieben sie.«
Sie reicht mir das Schälmesser.
»Es ist viel raffinierter als Trifle, Darling. Könntest du auch die Karotten schälen, während ich oben schnell ein Bad nehme? Und behalte bitte den Kapaun im Auge.«
»Sicher.«
Porca Madonna. Also darf mal wieder ich das Weihnachtsessen kochen. Was für eine Überraschung.
Die Jungs sitzen am Küchentisch und bauen ihre Piratenschiffe, die mein Hauptgeschenk waren, während ich mit den Kartoffeln anfange. Vin und Lulu haben ihnen auch was Piratenmäßiges gekauft, inklusive einem Krokodil und einem Playmobildrachen mit Ketten um die Beine, und Vin hat klugerweise die Geschenke von Mum und Dad besorgt, so dass sie jetzt auch noch Inseln mit Haien haben, die zu ihrer Sammlung passen. Sie können ihre Schiffe gar nicht eilig genug zusammenbauen, um den Kampf zu beginnen.
Jack lächelt mich an. »Ich glaube, ich esse gleich noch ein Stück von meiner Schokoladenorange.«
Archie seufzt.
»Ich putze mal eben das Gemüse für Granny, und dann gehen wir nach oben und ziehen uns an. Wir können dann später ein bisschen rausgehen. Habt ihr Lust?«
»Sie sagte, wir sollen sie Mariella nennen, Mum.«
»Ich weiß, Jack. Ich vergesse es immer. Tut mir leid.«
Archie sieht verwirrt aus. »Wenn wir nach Hause kommen, müssen wir Gran doch nicht auch Mariella nennen?«
»Nein, Schätzchen.«
»Gut. Weil ich sie gern Gran nenne. Haben die Eisläden auf, wenn wir spazieren gehen?«
»Ich weiß nicht genau, aber wir haben ganz viel zum Mittagessen, so dass du wahrscheinlich gar keinen Platz mehr haben wirst.«
Er sieht mich an, als wäre ich total bescheuert.
»Kann ich jetzt Onkel Vin wecken, damit er uns bei den Schlössern hilft?«
»Das ist eine gute Idee.«
Man weiß ja nie, vielleicht möchte er auch ein paar Kartoffeln schälen, wenn er schon mal dabei ist.
Das Essen wird schließlich eine Gemeinschaftsproduktion von mir und Vin, während Mum unendlich viel Zeit braucht, um den Tisch so zu decken, wie es ihren Vorstellungen entspricht. Das beinhaltet offenbar, jede Menge Efeu zu verteilen und mit einer Schablone Sterne auf die Tischdecke zu malen, aber leider kann sie ihren speziellen kleinen Pinsel nicht finden und beschuldigt Dad, ihn verlegt zu haben. Nachdem wir diese Minikrise bewältigt haben, widmet sich Dad dem wackeligen Handgriff an einer Vitrine im Salon und schafft es, seinen Daumen gleich mit festzukleben, so dass Lulu ihn mit einer Speziallösung ablösen und sich das Lachen verkneifen muss, während Mum entschwindet und irgendwo nach Kerzen sucht.
Vin öffnet eine Flasche Champagner, was die Situation kurzfristig etwas verbessert und uns, als wir endlich am Tisch sitzen, alle in festliche Stimmung versetzt, besonders da Vin eine Packung Knaller mitgebracht hat. Mum ist nicht sonderlich begeistert darüber, weil sie mit dem Farbthema auf ihrem Tisch kollidieren, aber alle außer ihr sitzen fröhlich witzelnd mit ihren Papphüten am Tisch, während Dad dem Kapaun mit einem Filetiermesser zu Leibe rückt, das er irgendwo ganz hinten in einer Schublade gefunden hat. Unterm Strich wünschte ich, dass Vin eine Crackerschachtel ohne
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