Komme, was Wolle
gleich Tee trinken?«
»Daniel Fitzgerald.«
Lulu stellt ihre Tasse ab. »Wie der berühmte Fotograf?«
»Ja. Er trifft sich mit jemandem wegen irgendwelcher Fotos von Venedig, die er machen soll, glaube ich. Ich weiß es aber nicht genau.«
»Du meinst, es ist tatsächlich der berühmte Fotograf?«
»Ja.«
»Meine Güte, ich wünschte, das hätte ich gewusst. Als du gesagt hast, dass wir uns mit einem Freund zum Tee treffen, dachte ich, du meinst jemand ganz Normalen.«
»Er ist normal, na ja, ziemlich.«
»Ja, aber zumindest hätte ich saubere Jeans angezogen. Hat er diese tollen Fotos gemacht, die du uns gezeigt hast?«
»Ja. Er war zu Fotoaufnahmen mit Grace für die Zeitschrift da, und Ellen hat ihn zum Abendessen eingeladen, und dann endete es damit, dass er Fußball mit Trevor und den Jungs spielte, nicht wahr?«
Beide nicken, aber ihre Münder sind randvoll mit Nougat, so dass sie nicht sprechen können. Ich darf nicht vergessen, ganz viel davon zu kaufen und mit nach Haus zu nehmen.
Vin ist fertig mit seinem Panino.
»Also, ich bin froh zu hören, dass er Fußball spielt, weil ich eine Minute lang schon fürchtete, dass wir den ganzen Nachmittag über mit jemandem herumhängen müssen, der sich gar nicht wieder einkriegt über das Licht hier, denn davon haben wir nun bei Mum wirklich schon genug, vielen Dank auch.«
Lulu lächelt.
»Das ist nicht witzig. Entweder hält sie dir einen ihrer kunstgeschichtlichen Vorträge, oder sie behandelt dich wie einen verdammten Kellner für eine ihrer Partys, und es sind alles so …« Er zögert und sieht die Jungs an. »So interessante Leute.«
Wir überqueren die Rialtobrücke und gehen Richtung San Marco, und die Läden werden immer schicker und teurer. Und dann sehen wir noch einen Wollladen, voller wunderbarer handgefärbter Seidengarne und einiger fantastischer Kaschmirwollen, und trotz Vins Protestes gehen wir hinein, um uns kurz umzusehen. Sie haben handgestrickte Jacken und Stolen, und über hölzernen Stangen hängen Wollstränge, und weitere Vorräte liegen in verglasten Schränken. Es ist alles unglaublich elegant, und ich kaufe etwas von einem Seidengarn in einem ganz dunklen Olive, weil ich einfach nicht widerstehen kann, und nehme eine Preisliste und einen Prospekt von der Kaschmirwolle mit, die ich mir zu Haus in Ruhe ansehen werde. Vielleicht kann ich Connie bitten, hier anzurufen und eine Bestellung aufzugeben, wenn sie nicht zu teuer ist.
Als wir die kleinen Brücken auf dem Weg zum Markusplatz überqueren, beginnt das Wasser über die Stufen zu plätschern, die zum Kanal führen, und Arbeiter legen lose Tischplatten über die Gehwege, die man ineinander verhaken kann, damit alles für das Hochwasser morgen bereit ist, was die Jungs total aufregend finden. Vin verspricht, morgen wieder mit Archie hierherzukommen, damit er über die Tische spazieren kann, und ich verspreche Jack, mit ihm drinnen zu bleiben.
Daniel sitzt an einem Fensterplatz, als wir zum Café Florian kommen. Er reicht Jack und Archie je eine Papiertüte mit einer Schokoladenorange pro Tüte.
»Ich dachte, das könnte ganz nützlich sein.«
Archie springt auf und ab und ist vor Begeisterung total aus dem Häuschen.
»Oh, danke, danke, weil meine schon alle ist.«
»Das habe ich gehört.«
Jack sieht auch sehr zufrieden aus. »Ja, und ich habe jetzt beinahe eindreiviertel.«
Lulu umarmt ihn, und Archie fängt gleich an, seine auszuwickeln.
»Aber nur ein kleines Stück, Archie, ja?«
»Ja. Diesmal spare ich sie mir auf. Oder vielleicht auch nicht. Ich weiß noch nicht.«
Wir trinken dicke, heiße Schokolade aus Gläsern und probieren einige der köstlichen Kuchen, während Lulu uns von einer Freundin erzählt, die all ihre Ostereier auf einem Regal in ihrem Schlafzimmer aufbewahrte, unberührt in ihren Kartons, nur um ihre Schwester zu ärgern, und Archie verdreht die Augen. Daniel informiert Lulu, dass er wegen eines Meetings über ein Projekt anlässlich der Biennale in Venedig ist, während ich heimlich versuche, Archie die heiße Schokolade aus dem Gesicht zu wischen.
»Können wir noch mehr Kuchen kriegen?«
Lulu lacht.
»Du kannst einfach keinen Platz mehr dafür haben, Archie, und außerdem nimmt Onkel Vin dich gleich mit in den Turm.«
»Oh ja, das hatte ich vergessen. Gehen wir jetzt gleich?«
»Eine Minute noch.« Vin seufzt. »Hat vielleicht jemand Lust mitzukommen?«
Lulu schüttelt den Kopf, und als ich ihnen ihre Mäntel anziehe, erzähle ich
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