Komme, was Wolle
gesagt, dass ich eine Helikoptermutter bin; das hatte sie in irgendeiner Zeitschrift aufgeschnappt. Offenbar mache ich immer viel Wind und bewache sie ständig, immer bereit, gewissermaßen im Sturzflug auf sie herabzustürzen und alles zu vermasseln. Und alle anderen dürfen hin, so dass ich total altmodisch bin.«
Linda lacht.
»Alle anderen haben eher mal Mütter, die sich einen Dreck um irgendwas scheren. Du kannst einfach nicht gewinnen: Entweder lässt du sie tun, was sie wollen, und sie enden als Drogenabhängige oder werden von der Schule geschmissen und hassen dich, oder du leistest Widerstand, dann bist du ein Hubschrauber, und sie hassen dich auch.«
Maggie nimmt sich auch noch ein Stück Kuchen.
»Ich bin mal bei einer Luftshow in einem Hubschrauber geflogen, und es war unglaublich schrecklich. Ich musste mich in eine Papiertüte übergeben.«
»Das könnte ich ja mal bei Olivia versuchen, wenn sie nicht aufhört zu schmollen. Vielleicht hält sie dann für eine Weile den Mund. Manchmal redet sie mit mir, als wäre ich etwas Ekliges, das an ihrer Schuhsohle klebt.«
Maggie lächelt. »Ich gebe den 1960ern die Schuld. Davor hast du entweder einen Matrosenanzug oder ein Twinset getragen und eine Perlenkette genau wie deine Mutter und emsig Tischdeckchen gestickt. Aber jetzt sind sie dazu verdammt, Teenager zu sein. Es ist, als würden sie es als ihre Pflicht ansehen zu revoltieren, weil sonst irgendwas mit ihnen nicht stimmt.«
»Ich weiß, wie schwer es für sie ist, ich weiß es wirklich. Ich sehe Livvy manchmal an und bewundere sie unendlich – sie ist viel mutiger, als ich es in ihrem Alter war. Aber ich kann nicht anders, als mir Sorgen zu machen.«
Linda lächelt. »Natürlich machst du dir Sorgen, das ist dein Job. Jeder braucht jemanden, um den er sich kümmert und dem er ein ordentliches Frühstück zubereitet. Dafür sind Mütter nun mal da.«
Wir stricken eine Weile still vor uns hin, lauschen dem Wind draußen und tauschen den neuesten Klatsch aus über Mrs. Taylor aus der Apotheke, die offenbar eine Affäre mit dem Mann vom Großhändler hat, der die Vitamine und Gesundheitsmittel liefert.
»Ich bin sicher, dass ich sie vor kurzem aus seinem Van habe aussteigen sehen.«
»Vielleicht hat er nur etwas geliefert.«
Linda sieht nicht überzeugt aus.
»Auf dem Parkplatz am Strand? Das glaube ich nicht. Und sie wirkte total heimlichtuerisch; das merkt man immer. Achte nächstes Mal darauf, wenn du im Laden bist. Ehrlich, sie hat Vitaminvorräte bis praktisch unter die Decke gestapelt, so oft hat sie bestellt. Mr. Taylor scheint es nicht zu bemerken, der Trottel. Zu beschäftigt damit, die neue Frau anzuhimmeln, die sie für die Rezepte eingestellt haben. Allerdings wird er es früher oder später merken, und dann ist der Teufel los.« Sie schenkt sich Kaffee nach. »Was ich dich noch fragen wollte, wie macht sich unser örtlicher Filmstar? Das Baby müsste bald fällig sein, oder?«
»Ja, ich denke schon, und ihr ging es gut, als ich das letzte Mal bei ihr war. Wird allerdings langsam ein bisschen nervös.«
»Das kann ich ihr nicht verdenken. Ich habe kürzlich in einer Zeitschrift im Salon gelesen, was man heutzutage alles über Babys wissen soll. Meine Güte, bin ich froh, dass das alles noch nicht aktuell war, als ich meins bekam. Mathe für Babys, Geigespielen und weiß der Teufel, was noch alles, bevor sie überhaupt laufen können.«
Angela nickt. Jetzt, wo sie stolze Großmutter ist, hat sie sich zu einer Art Babyexpertin gemausert. »Penny hat ein Buch über Zeichensprache, das klingt alles sehr schlau. Du kannst ihnen Zeichen beibringen, die sie mit ihren Händen nachmachen können, so dass sie dir sagen können, wann sie etwas zu trinken haben wollen.«
Linda lacht. »Meine haben das von Anfang an beherrscht. Meine Lauren hat immer ein ganz spezielles benutzt.«
Angela kichert.
»Ich weiß. Ich hielt es auch nicht für die allerbeste Idee, aber ich wollte mich nicht einmischen.«
»Genau richtig, Ange. Du könntest nicht mal kurz bei mir vorbeischauen und das meiner Mum erzählen? Weil sie mir ständig in den Ohren liegt wegen meiner beiden. Allerdings hat Lauren ihr jetzt an Weihnachten gesteckt, dass sie sich verpissen und um ihren eigenen Kram kümmern soll.«
Maggie lacht, und dann reden wir über die Bücherei. Cath hat fast hundert Unterschriften für ihre Petition gesammelt, was brillant ist, aber Maggie macht sich trotzdem noch Sorgen.
»Sie haben demnächst
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