Komme, was Wolle
weiße Tafel mit einer Auswahl Filzschreiber auf der Ablage darunter. Auf ihr befinden sich verschiedene Notizen in unterschiedlichen Handschriften. Das Thema des Tages ist offenbar »Reime«, und Mrs. Nelson und Mrs. Connell sind für die Spielaufsicht draußen in der feuchten Kälte eingeteilt, die Armen. Ich zerbreche mir gerade den Kopf, warum jemand »Pünktlichkeit!« auf die Tafel geschrieben hat, und hoffe, dass es sich nicht auf die Eltern bezieht, als die Tür geöffnet wird und Mr. O’Brien eintritt. Ich komme mir vor, als hätte mich jemand beim Herumschnüffeln ertappt, aber es scheint ihn nicht zu stören.
»Wie ich sehe, haben Sie unseren Stundenplan bemerkt. Wir setzen uns fast jeden Morgen zusammen, und ich finde das nützlich, obgleich ich mir nicht sicher bin, ob all meine Kollegen diese Meinung teilen. Tatsächlich glaube ich, einige würden mich gerne aus dem Lehrerzimmer verbannen.«
Wahrscheinlich meint er damit Mrs. King, die seit Jahrzehnten an der Schule ist und alles am liebsten so handhaben würde, wie sie es immer getan hat.
»Mrs. Chambers wird jede Minute hier sein, sie muss noch ihre Anwesenheitsliste durchgehen, und dann habe ich Poesieunterricht bei ihnen. Das ist der schönste Teil des Tages für mich: wenn ich unterrichte, besonders die ganz Kleinen. Sie sind so spontan. Das werden Sie noch feststellen, wenn Sie Ihre Gruppen haben. Es sind die Kleinsten, die manchmal die tollsten Ideen haben, speziell bei Poesie, und wenn es um etwas Unanständiges geht, sind sie total bei der Sache.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Da ist sie. Wir reden gerade darüber, wie sehr unsere Kinder unanständige Reime lieben.«
Mrs. Chambers lächelt. »Ich würde alles vermeiden, was mit Schnee zu tun hat, wenn ich Sie wäre. Sie sind jetzt schon mehr als aufgeregt.«
Mr. O’Brien nickt. »James Pelling hat mir gerade gesagt, wie man in einer Lawine überlebt, ziemlich faszinierend. Offenbar muss man an die Oberfläche schwimmen und dabei möglichst nichts runterschlucken. Und es ist okay, wenn man pinkeln muss. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich so viele Wahlmöglichkeiten hätte.«
Mrs. Chambers und ich lachen.
»Nun denn, wo habe ich mein Buch gelassen? Es gibt ein sehr schönes Gedicht von einem Kater, das kommt immer gut an.« Er geht über den Flur und murmelt Slinky Malinky vor sich hin.
Mrs. Chambers schließt die Tür. »Hätten Sie gern einen Kaffee? Es ist so toll, während des Unterrichts hier zu sein, dass ich mir, glaube ich, auch noch einen Keks genehmige.«
Eine halbe Stunde später geht Mrs. Chambers zurück in ihre Klasse, und ich gehe über den Schulhof, ausgestattet mit einer langen Liste von Dingen, die zu erledigen sind, einschließlich ein Muster ausarbeiten für einen Teppich, Herumexperimentieren mit Kordeln und Bast und Plastikmülltüten und etwas interessantes Historisches für die Älteren finden, das sie in die heutige Zeit übertragen können. Mrs. Chambers hat eine Abbildung von eher tragisch aussehenden gestrickten Leggings aus dem alten Ägypten entdeckt und ich eine von einem gestrickten Spitzenkleid in London, von der Great Exhibition aus dem Jahr 1851, das nahezu eineinhalb Millionen Maschen hatte, aber wir brauchen noch sehr viel mehr. Der Eisregen hat wieder eingesetzt, so dass ich meine Kapuze überstülpe und so schnell gehe wie ich kann, was bei weitem nicht schnell genug ist, besonders, da der Wind mir ständig die Kapuze vom Kopf weht.
Als ich in den Laden komme, ist Elsie oben und zündet den Kamin an.
»Du siehst halb erfroren aus. Komm und setz dich, ich setze derweil den Kessel auf. Dieses Wetter ist schockierend, nicht wahr? Ich dachte, ich mache lieber den Kamin an, weil es so eiskalt ist draußen, und du hast auch noch deine Gruppe heute Abend, nicht wahr? Oh, und da ist ein Päckchen für dich.«
»Danke, Elsie.«
Ein großer wattierter Umschlag liegt auf dem Tisch, der so aussieht, als könnten es die Fotos aus Venedig sein. Hurra.
Sie sind brillant, besonders dasjenige von den Jungs, wo sie an einer Säule lehnen und kichern und ein Schatten über den Stein fällt. Es gibt auch ein sehr schönes von ihnen, wie sie auf dem Platz auf mich zulaufen und die Sonne hinter uns auf dem Wasser glitzert, und da ist auch noch ein Plastikumschlag voller Negative und eine kurze Notiz von Daniel, dass es im Job drunter und drüber gehe, er sich aber später melden würde.
»Sind die nicht hübsch? Deine Gran wird sie lieben.
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