Komme, was Wolle

versuche, zwei Pausenbrote zu schmieren, ohne dass sie spitzkriegen, dass schon wieder Käse darauf ist.
    »Geh und sieh bei den Mänteln nach, und Jack, beeil dich ein bisschen mit deinen Weetabix, um Himmels willen.«
    »Ich hasse Käse. Ehrlich.«
    Scheiße. Archie hat sich wieder hereingeschlichen.
    »Finde einfach nur deinen Rucksack, bitte.«
    Er trottet durch den Flur und trödelt mächtig, als hätte er alle Zeit der Welt, dabei sind wir jetzt schon spät dran. Sie gehen erst seit einem Monat in die Schule, und wir sind schon zweimal zu spät gekommen, dreimal, wenn man den Morgen mitrechnet, als es neblig war, aber da sind alle zu spät gekommen, so dass dieser Tag wohl nicht mitzählt. Aber sie gehen hier Gott sei Dank mit rotgesichtigen Eltern, die exakt mit dem Klingelschlag hereingestürzt kommen, sehr viel entspannter um als unsere frühere Schule, obwohl ich mir dabei immer noch wie eine miese Mutter vorkomme. Besonders, wenn der Direktor Mr. O’Brien in seinen Kordhosen und schlabberigen Pullovern auf dem Schulhof ist und jung und munter aussieht, immer verfolgt von einer Horde Kinder. Er ist immer umringt von Kindern, als wäre er der Rattenfänger, nur ohne die Ratten.
    Bisher war die Schule ein großer Erfolg. Die Lehrer sind sehr nett, besonders Archies Mrs. Berry mit ihren baumelnden Ohrringen und vielen Armreifen, die beim Gehen immer so nett klirren. Ihr Klassenzimmer ist ein ziemliches Tohuwabohu, aber die Kinder wirken alle glücklich, und Archies Lesen hat sich definitiv verbessert, so dass sie zumindest von mir Spitzennoten bekommt. Bei Jacks Mrs. Chambers klirrt nichts, aber sie scheint genauso beliebt zu sein, und sie ist die Kunstlehrerin der Schule, so dass ihr Klassenzimmer voller Bilder und Figuren aus Alufolie ist, und Knete gibt es bei ihr auch, was Jack besonders toll findet. Alles in allem haben beide sich bemerkenswert schnell eingewöhnt, was eine große Erleichterung ist.
    Archie hat endlich seine Büchertasche gefunden und sitzt auf der Treppe, wartet darauf, dass ich ihm die Schuhe zumache, obwohl sie eigentlich Klettverschlüsse haben, die er selber schließen kann. Es folgt ein kleines Gerangel auf der Treppe, als Jack nach oben will, um sich die Zähne zu putzen, und dann geht das Geschrei los.
    »Das hat er extra gemacht, ganz bestimmt, Mum, er hat mich extra getreten.«
    »Hab ich nicht, er hat mich nicht vorbeigelassen, das doofe, dicke Baby. Weg da.«
    »Jack, hör auf. Und Archie, mach deine Schuhe zu.«
    Jack funkelt mich an. »Das ist lächerlich, das ist alles. Einfach lächerlich.«
    Er stürmt nach oben, und dann kommt er wieder herunter und hat sich sein Sweatshirt vorn total mit Zahnpasta beschmiert, so dass ich ihn schnell mit einem feuchten Lappen abtupfe, während wir die Mäntel anziehen.
    »Mum, Ben Taylor sagt, in meinem Anorak sehe ich aus wie ein Spasti.«
    Archie, der währenddessen eine Art Hüpfwettstreit mit sich selbst veranstaltet, hält inne, bleibt auf einem Bein stehen und sieht ganz so aus, als würde er sofort seinen Bruder gegen irgendwelche feindlichen Kräfte verteidigen wollen, die sich abschätzig über dessen Anorak äußern.
    »Ben Taylor ist doch selber ein Spasti. Ich sag es ihm, wenn du willst. Ich geh gleich zu ihm und sag ihm ins Gesicht ›Du bist ein Spasti‹, und dann renn ich weg. Ich kann echt schnell rennen, weißt du. Schnell wie der Wind.«
    Jack grinst. »Ja, ich weiß, du bist ein ziemlich guter Läufer für dein Alter.«
    Archie zögert, ist sich nicht ganz sicher, ob »für dein Alter« eine Herabsetzung ist, bis Jack ihn anlächelt.
    »Ja, bin ich.«
    Ich überlege immer noch, ob »Spasti« genauso schlimm ist, wie es sich anhört, und unbedingt auf unsere Liste der verbannten und nie wieder zu benutzenden Wörter gehört.
    »Ich finde das, was Ben sagt, hört sich ziemlich dumm an, und ihr solltet ihn einfach ignorieren.«
    Beide sehen mich an und verdrehen die Augen.
    »Du kannst ihn nicht ignorieren, Mum, sonst hört er einfach nie auf, es ist wie bei Archie und Harry.«
    »Na los, gehen wir. Wir müssen uns beeilen, also werden heute keine Kastanien gesammelt, sonst kommen wir wirklich zu spät. Und was ist wie bei Archie und Harry?«
    Schweigen, während ich die Haustür abschließe.
    »Jack, was ist wie bei Archie und Harry?«
    »Harry ist einfach immer ganz gemein zu Nelly, das ist alles. Er nennt sie immer Nelly Belly. Aber jetzt hat er damit aufgehört.«
    Ich habe das komische Gefühl, dass mir das, was