Komme, was Wolle
kann.«
»Oh ja, Sie sind Mary Butterworth’ Enkelin, nicht wahr, vom Wollladen, mit der wundervollen neuen Schaufensterdekoration?«
»Ja.«
»Wirklich clever. Obwohl ich in der Regel zu John Lewis fahre, wenn ich etwas für Harry stricke. Ich nehme nur reine Wolle – er hat so empfindliche Haut.«
»Also, schauen Sie das nächste Mal herein, wenn Sie vorbeikommen, weil wir eine große Auswahl an neuer Wolle haben.«
Sie lächelt, aber so, als hätte ich gerade an ihrer Haustür geklingelt und versucht, ihr einen Stapel Staubtücher zu verkaufen.
»Tatsächlich würde ich mich gern kurz wegen einer anderen Sache mit Ihnen unterhalten, wenn Sie einen Moment Zeit haben.«
Sie sieht Connie ziemlich auffordernd an.
»Das ist Connie Maxwell. Sie und ihr Mann haben gerade den ›Anchor‹ übernommen.«
Sie nickt Connie zu. »Wie ich höre, soll das Essen jetzt ziemlich gut sein. Wir müssen demnächst mal einen Tisch reservieren.«
Ungemütliches Schweigen setzt ein, und sie sieht Connie an, als wäre sie die Kellnerin, die sich zu lange an ihrem Tisch aufhält.
»Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich es gewissermaßen öffentlich mache, aber ich wollte noch etwas anderes mit Ihnen besprechen. Ihr Sohn Archie ist in einer Klasse mit meinem Sohn Harry, glaube ich.«
Oh. Mist.
»Ja, ich glaube, das ist er.«
»Es gab einen unangenehmen Zwischenfall gestern, etwas, was wir absolut nicht unterstützen möchten. Aber ich nehme nicht an, dass er Ihnen davon erzählt hat, oder?«
»Oh doch, wir haben gerade darüber geredet, und ich bin sicher, dass es nicht wieder passieren wird.«
»Also, ich hatte eher darauf gehofft, dass er sich entschuldigt, vielleicht nach der Schule, in unserer beider Gegenwart? Harry sagt, dass er es gestern nicht richtig getan hat, und ich finde es wichtig, dass unseren Kindern klar ist, dass wir Gewalt nicht tolerieren, meinen Sie nicht auch?«
Sie redet ziemlich langsam und sehr laut, als spräche sie mit Leuten, die bei weitem nicht so klug sind wie sie. Herrgott, diese VIP-Typen sind immer schreckliche Tyrannen.
»Ich denke, es war nur ein kleiner Schubser, oder? Und Mrs. Berry scheint sich bereits darum gekümmert zu haben.«
»Ja, Mrs. Berry, die wir natürlich alle verehren, aber manchmal ist sie, also, sie gibt einer Sache nicht immer die Bedeutung, die sie ihr geben müsste, und Harry war schrecklich aufgewühlt gestern Abend.«
Connie gibt einen Ton äußerster Missbilligung von sich.
»Das war Antonella auch.«
»Verzeihung?«
»Meine Tochter, Antonella, sie war auch sehr durcheinander, und wenn Archie sich entschuldigt, dann wird Harry auch sorry sagen zu Nelly, ja?«
»Ich fürchte, ich habe nicht ganz verstanden. Sie sind aus Italien, nicht wahr? Wir lieben Italien. Wir waren in Florenz zu Ostern letztes Jahr – so kultiviert.«
Sie ist also nicht nur die Führungsspitze des Elternbeirats, sondern auch noch eine kosmopolitische Jetsetterin. Zumindest glaube ich, dass wir diesen Eindruck gewinnen sollen.
Connie funkelt sie an.
»Archie hat sich nur, wie sagen Sie, vor Nelly gestellt.«
Connie sieht jetzt ziemlich sauer aus, so dass ich es für angeraten halte, einzuschreiten und die Wogen zu glätten, bevor es auf dem Schulhof noch mehr Geschubse gibt.
»Offenbar ärgert Harry Nelly seit mehreren Tagen, gibt ihr alberne Namen, was einem sehr an die Nieren gehen kann, wenn man klein ist – übrigens auch, wenn man groß ist.«
Ich versuche es mit einem Lächeln, aber das ist an ihr völlig verschwendet, und einige der anderen Eltern hören uns jetzt auch noch zu. Na toll, jetzt haben wir schon nichts zu melden im Elternbeirat, bevor wir ihm auch nur beigetreten sind.
»Ich habe mit Archie geredet, wie ich schon sagte, und er weiß, dass Schubsen falsch ist, und ich bin sicher, dass Harry weiß, dass er andere nicht triezen darf. Und Mrs. Berry wird ein Auge auf die Dinge haben. Aber wenn Sie glauben, dass es hilft, warum kommen dann nicht alle zu mir zum Tee? Die Kinder können Kekse backen, das lieben sie immer, oder wenn Sie eine nochmalige Entschuldigung vorziehen, dann nehme ich an, dass Sie damit meinten, dass Harry sich auch bei Nelly entschuldigt, oder? Sonst würden wir ja eine falsche Botschaft aussenden, nicht wahr?«
Sie wirft mir einen Furcht einflößenden Blick zu, als würde sie am liebsten wilde Hunde auf mich hetzen, wenn sie nur gerade welche zur Hand hätte. Tatsächlich sehe ich sie direkt vor mir, hoch zu Pferde wie ein
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