Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
Vom Netzwerk:
ein Junge oder ein Mädchen wird, oder?«
    »Nein.«
    »Mann, das könnte für dich fantastisch sein, Darling. Eine VIP-Kundin, genau das, was du brauchst. Und mich kannst du mit spitzenmäßigem Klatsch beliefern.«
    »Zuerst muss ich die Schals stricken, und dann muss ich sie ihr nach Hause bringen. Ihre Leute werden mich offenbar anrufen. Es ist so aufregend. Und ich bin nicht mehr im Klatschgeschäft, schon vergessen?«
    »Oh doch, und ob du das bist, wenn es für mich ist. Hör zu, ich muss mich beeilen, Darling, ich bin schon spät dran für die Sitzung – irgendein Quatsch über Aufrechterhaltung des Niveaus im modernen Nachrichtengeschäft. Oder warum wir keine Lifeschaltungen zu lügenden jungen Scheißreportern auf Zerstörern mitten in einem Kriegsgebiet machen sollen, bevor wir überprüft haben, ob sie nicht immer noch im Trockendock liegen. Aber leg los mit dem Stricken und ruf mich an, sobald du fertig bist, damit ich dich für dein nächstes Meeting briefen kann. Und wenn ihre Leute dich anrufen, frag sie, ob du es veröffentlichen darfst, die Schalnummer, meine ich. Das wäre toll; du kommst damit bestimmt ganz groß raus, da bin ich mir sicher.«
    »Ich glaube, ich warte lieber, bis ich sie fertig gestrickt habe, bevor ich jemanden frage, ob ich irgendwas an die Öffentlichkeit geben kann. Sie könnte ihre Meinung ändern oder so, und dann stehe ich wie eine komplette Idiotin da.«
    »Das ist mein Mädchen, immer optimistisch. Bye, Darling.«
    Als ich den Hörer auflege, kommt Gran herein und zittert vor Aufregung.
    »Betty hat mich angerufen. Stimmt das? Grace Harrison? Was hat sie gekauft? Betty sagt, sie hat große Tüten getragen. War sie nett? Oh, diese Peperoni sind schrecklich.«
    »Ich glaube, du meinst Paparazzi, Gran?«
    »Ja, schreckliche Leute, lassen alle dumm aussehen. Was für eine schreckliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und sieh nur, was sie mit Prinzessin Diana gemacht haben. Also, wenn sie zu Haus geblieben wäre, wäre das nie passiert – jeder weiß, dass sie in Frankreich fahren wie die Verrückten. Mrs. Marwell war letztes Jahr drüben mit ihrem Sohn, und sie haben vier Stunden gebraucht, um aus Calais herauszukommen, und sie sagte, nie in ihrem Leben hätte sie so viel Angst gehabt. Sie hat allerdings einige nette Kekse mitgebracht, wie kleine Pfannkuchen, blau eingewickelt.«
    Als ich ihr gerade alles berichtet habe, taucht Elsie auf, wutschnaubend, dass sie es verpasst hat, aber jetzt kann sie es auch kaum erwarten, alles bis ins kleinste Detail zu erfahren, so dass ich noch einmal von vorn erzählen muss. Und dann setzen wir drei uns in den Laden und stricken Schals, während Gran und Elsie Hof halten und einen unablässigen Strom von Kunden unterhalten, die hereinkommen, um einen Mini-Einkauf und eine Mega-Befragung zu tätigen. Elsie ruft sogar zeitweise einen Waffenstillstand mit Mrs. Davis aus, weil die direkt neben dem Wagen stand und faszinierende Einzelheiten beisteuern kann, wie zum Beispiel, wie lange es gedauert hat, bis sie von all den Blitzlichtern keine schwarzen Flecken mehr vor den Augen hatte.
    Ich fliehe nach oben zum Kamin, um eine Weile ungestört zu sein. Ich müsste eigentlich zum Einkaufen in den Supermarkt, aber ich kann mich nicht recht aufraffen, nicht gleich nach meinem Hollywoodmoment. Es fühlt sich an, als ob jemand anders so profane Dinge erledigen sollte wie Würstchen zum Abendbrot kaufen, so dass ich sitzen bleibe und weiter stricke und versuche, mich zu beruhigen. Das ist das Beste am Stricken: Sobald du die Phase des Maschenfallenlassens hinter dir hast, hilft es dir wunderbar beim Entspannen. Sogar deine Atmung beruhigt sich, und ich wette, wenn du dir mit so einem aufblasbaren Gerät deinen Blutdruck messen würdest, würde er sinken. Wann immer ich das Gefühl habe, die Kontrolle zu verlieren, möchte ich stricken, und der Rhythmus der Nadeln und das Gefühl der Wolle, die mir über die Finger gleitet, hilft mir gewöhnlich. Sogar, wenn ich einen Schal für einen Megafilmstar stricke und ich ihn so schnell wie möglich fertig stricken muss, damit ich in ihrem Landhaus auftauchen und Klatsch für Ellen aufschnappen kann. Aber vielleicht sollte ich das lieber eine Weile verdrängen. Trotzdem. Heilige Scheiße. Grace Harrison, in meinem kleinen Laden. Heilige Scheiße.

K APITEL FÜNF
     
    Diven stricken nicht
     
    Die vergangenen Tage habe ich vornehmlich damit verbracht, wie verrückt Schals zu stricken und von

Weitere Kostenlose Bücher