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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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Privatbesitz handelt, fürchte ich, dass ich Sie bitten muss, ihn zu verlassen.«
    Ich trete einen Schritt vor, und meine Knie zittern so sehr, dass ich das Gefühl habe, auf Stelzen zu gehen, aber er bewegt sich tatsächlich rückwärts auf die Tür zu, während ich versuche, mich daran zu erinnern, was Ellen damals gesagt hat darüber, dass man immer schön ruhig und freundlich bleiben soll und als Allerwichtigstes: in Bewegung.
    Ich schließe die Tür, lege den oberen Riegel vor und gehe nach hinten.
    Grace steht hinter der Tür zur Treppe. »Wo haben Sie gelernt, so mit Knipsern umzugehen?«
    »Meine Freundin Ellen wird manchmal von welchen verfolgt. Nicht so wie Sie, natürlich, aber trotzdem.«
    »Oh, gut. Also, das war klasse.«
    »Nicht wirklich. Er wartet immer noch draußen auf dem Bürgersteig, und wir haben keinen Hinterausgang.«
    »Natürlich tut er das. Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Er wird jede Minute von seinen Kumpeln Gesellschaft bekommen – sie verschwinden nie, bevor sie nicht was im Kasten haben. Aber zumindest kann ich so mein Gesicht richten. Haben Sie eine Haarbürste?« Ihr Telefon piept, und sie antwortet: »Ja, ich weiß. Warte da.«
    Sie dreht sich zu mir um. »Der Wagen ist draußen. Haarbürste und einen Spiegel?«
    »Oben.«
    »Was ist oben?«
    »Unser Arbeitsraum und die Küche.«
    Gott sei Dank ist nicht mehr alles vollgemüllt.
    »Ist das Licht oben besser?«
    »Ja.«
    »Dann gehen Sie voran.«
    Es ist total faszinierend. Wir gehen nach oben, sie setzt sich an den Tisch, und ich reiche ihr den Spiegel vom Haken über dem Waschbecken in der Küche. Sie holt einen schwarzen Nylon-Kulturbeutel aus ihrer Handtasche, und dann blitzen kleine Bürstchen und Tuben und so auf, und sie ist komplett verwandelt: Ihre Augen scheinen riesig und viel dunkelbrauner zu sein, und ihr Gesicht ist irgendwie akzentuierter. Und ihre Lippen sehen fantastisch aus. Ich bin versucht, sie zu fragen, welches Lipgloss sie verwendet, aber glücklicherweise gelingt es mir, mich zu beherrschen.
    »Wenn du ihnen nicht etwas gibst, sorgen sie nur dafür, dass du grauenhaft aussiehst. Herrgott, meine Haare sind wirklich schrecklich, seit ich schwanger bin.«
    Ich fasse es nicht, dass sie mir gerade gesagt hat, dass sie schwanger ist. Seit Wochen überschlagen sich alle Zeitschriften mit Ist-sie-oder-ist-sie-nicht-Artikeln.
    »Deshalb sind sie hinter mir her, wir haben es gerade veröffentlicht. Bisher waren es nur Gerüchte – zweifellos von meinem Agenten gestreut; er ist ein schrecklicher Mistkerl -, aber ich wollte warten, bis ich alle Untersuchungen hatte, nur für alle Fälle.«
    Plötzlich sieht sie verletzlich aus, als sie ihre Hand über ihren Bauch legt, der mir ziemlich flach vorkommt und nur die allerzarteste Andeutung einer Wölbung hat.
    »Es war besser, nichts offiziell zu bestätigen, aus naheliegenden Gründen.«
    Ich schätze, sie meint ihre Beziehung zu Jimmy Madden, mit dem sie immer wieder Schluss macht und sich dann wieder versöhnt, der Rockstar mit dem Böser-Junge-Image, mit dem die meisten Frauen unter dreißig laut der neuesten Umfrage von Channel Five bumsen wollen. Und die meisten Männer wollen mit ihm tauschen – oder wollen ihn zumindest kennen, damit sie zu seinen Partys gehen können. Aber es ist alles definitiv vorbei, wenn die Presse es richtig mitgekriegt hat, und nach einer Serie gnadenloser und schamloser Überschriften veröffentlichen jetzt alle Artikel über »Unsere Gracie«, stellen sie wieder zurück auf das Podest, das sie gerade erst mit aller Macht zertrümmert hatten, während sie gleichzeitig Jimmy zum Scheusal erklären.
    »Haben Sie Kinder?«
    »Ja, zwei Jungs.«
    »Ich habe ständig die seltsamsten Träume. Hatten Sie das auch?«
    »Ja, besonders bei Archie.«
    »Wirklich schreckliche Träume?«
    »Ja, Schwimmflossen, siamesische Zwillinge, Aliens, alles Mögliche.«
    Sie lächelte. »Und sie sind okay?«
    »Ja. Laut und unglaublich unordentlich, aber absolut perfekt.«
    Sie lächelt wieder. »Und gibt es auch einen Dad dazu?«
    »Nein.«
    »Tut mir leid. Es ist nur so, dass ich mich frage, wie es wohl so ist als Alleinerziehende. Aus naheliegenden Gründen.«
    »Ich glaube, es ist nicht sehr viel anders, als wenn beide Elternteile da sind, wenn Sie keine Geldsorgen haben und wenn Sie eine Familie haben, die Ihnen hilft.«
    Dieses Mal lächeln wir beide, denn wenn sie jetzt anfängt, ihr Geld zu zählen, ist sie wahrscheinlich erst Mitte nächsten

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