Komme, was Wolle

ist – irgendwelche Sprüche und selbstgemachte Kalender mit Kätzchen -, aber gelegentlich auch solche, die eher finsterer Natur ist. Letztes Jahr gab es eine Serie merkwürdiger Karten mit kryptischen Botschaften, dass sie bald gute Nachrichten bekommen würde, und wir befürchteten schon, dass eine religiöse Sekte plante, sie zu kidnappen, aber es stellte sich heraus, dass es eine arme Frau war, die aufgehört hatte, ihre Medikamente einzunehmen, und Ellen für ihre verlorene Zwillingsschwester hielt. Letzte Woche hat sie eine anonyme Mail bekommen, die ankündigte, dass ihre Wartezeit bald vorbei wäre, und eine weitere, in der stand »Ich beobachte Sie« und »Er ist nicht gut genug für Sie«, was einige Alarmglocken zum Klingeln brachte, besonders bei mir. Aber Ellen hat bisher nur darüber gelacht.
    »Ja, gestern kam wieder eine.«
    »Was stand darin?«
    »Ich mag Ihre neuen Stiefel.«
    »Was?«
    »Ich habe sie am Abend zuvor getragen, als ich den Sender verließ.«
    »Du liebe Güte.«
    »Also, nun fang du nicht auch noch an. Brian Winters hat bereits die Sicherheitsabteilung darauf angesetzt.«
    »Gut. Und was sagen sie?«
    »Dass ich mich besonders vorsehen soll, während sie Erkundigungen einziehen, mit anderen Worten, sie haben nicht die leiseste Ahnung. Aber Brian hat mir einen Sicherheitsmann auf den Hals gehetzt. Er heißt Gary, und er folgt mir überallhin. Ich kann nicht mal in die Kantine gehen, ohne dass er hinter mir hertrottet. Und er hat seltsame Augen, so als würde er dich gleichzeitig anschauen und es nicht tun.«
    »Sie haben dir einen schielenden Sicherheitsmann gegeben?«
    »Nein, ehemaliges Flugaufklärungskommando oder so, so dass er diese Scanningnummer draufhat, sieht die ganze Zeit an dir vorbei und hinter dich, als würde er gleich jemanden erschießen. Nicht dass er eine Waffe trägt, aber du weißt, was ich meine.«
    »Wie reagiert Harry darauf?«
    »Ich habe es ihm gar nicht erzählt. Er würde nur die Stirb langsam -Tour abziehen, und ich hasse den verdammten Bruce Willis – er sieht immer so selbstzufrieden aus. Egal, es ist bestimmt irgendein kranker Spinner in einem Einzimmerappartement, der ein bisschen Aufmerksamkeit will.«
    »Also, die kriegt er garantiert, wenn die Sicherheitsleute ihm die Tür eintreten.«
    Sie lacht. »Hör zu, ich bin sicher, dass mir nichts passiert, also gib Ruh, okay? Und morgen würde dir passen?«
    »Ja, natürlich, ich freue mich schon. Aber ich finde immer noch, dass du es Harry erzählen solltest.«
    »Ja, aber ich werde es nicht tun, also halt den Mund. Er ist sowieso wegen irgendeiner Umweltsache nach Deutschland gefahren. Du meine Güte, nie macht er mal was richtig Nützliches, wie zum Beispiel einen Bericht über Luxus-Spas. Wer will schon eine Dokumentation über einen Haufen Recycler sehen?«
    »Freunde der Erde?«
    »Oh, bitte, mir reicht schon dieser grüne Schuldkomplex. Seit Wochen kriegt er sich gar nicht wieder ein über globale Verdunkelung.«
    »Was soll das denn sein?«
    »Es ist das neue Armageddon-Szenario, irgendwas über die ganzen austretenden Emissionen, die das Sonnenlicht blockieren. Es ist so deprimierend, dass du nur noch von einer Klippe springen möchtest.«
    »Also, dann beeil dich mal lieber, weil es mit dem zunehmenden Anstieg des Meeresspiegels bald bestimmt nur noch ein Ein-Meter-Sprung von Beachy Head sein wird.«
    »Du könntest immer noch lernen, unter Wasser zu stricken.«
    »Das dürfte meine geringste Sorge sein; aber ich müsste reichlich Schnorchel bunkern.«
    »Ich begreife immer noch nicht, wie die Erderwärmung bewirken soll, dass wir alle, wie in The Day after Tomorrow, umgeben von verdammtem Eis aufwachen werden . Obgleich Dennis Quaid echt fantastisch ist, und außerdem liebe ich Skifahren, so dass es vielleicht doch nicht so schlecht ist.«
    »Ich glaube nicht, dass es in der nächsten Eiszeit viel Après-Ski gibt, Ellen.«
    »Ich wette doch, weil es sonst verdammt wenig anderes gibt. Und Stricken wird fürs Überleben enorm wichtig, und du kannst ohne Ende Pullover stricken. Es wird ganz toll, also hör auf, dir Sorgen zu machen. Wann genau sollst du morgen in der Villa Gracie sein?«
    »Um elf.«
    »Also, vergiss auf keinen Fall zu erwähnen, dass die Regionalzeitungen einen Artikel schreiben möchten.«
    »Aber das haben sie gar nicht vor.«
    »Nein, aber das wird der Fall sein, sobald wir einige Anrufe getätigt haben. Und nicht nur die bedauernswerte Seaside Weekly . Und ich will jedes