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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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Detail, besonders über den bösen Jimmy.«
    »Ich soll also irgendwelche Briefe lesen, die zufällig herumliegen? Liebe Grace, halten wir unsere Heirat so lange geheim, bis die Drillinge geboren sind. Etwas in der Art?«
    Sie lacht. »Das wäre für den Anfang schon ganz gut, danke. Was ziehst du an?«
    »Habe ich noch nicht entschieden, aber fang jetzt nicht mit Modetipps an – du weißt, dass mich das nur verunsichert.«
    »Jeans und dein schwarzer Kaschmirpullover.«
    »Der kein Kaschmirpullover ist.«
    »Ja, und einen von deinen grobmaschigen Schals, den grauen mit den Noppen, und deine schwarzen Stiefel.«
    »Nicht sehr glamourös, nicht wahr?«
    »Nein, aber glammäßig kannst du eh nicht mit einer Diva mithalten. Du musst eher handgestrickt und authentisch wirken, ganz entspannt und diskret, wie jemand, dem sie ohne weiteres ihre neuesten Liebesdramen anvertrauen kann.«
    »Damit ich gleich hinterher ans Telefon stürze und sie dir brühwarm weitererzähle?«
    »Ganz genau. Wir sehen uns also so gegen vier?«
    »Sehr schön. Soll ich Fischauflauf machen zum Abendbrot?«
    Fischauflauf ist eins von Ellens Lieblingsgerichten, und ich habe noch einen eingefroren. Ich werde noch Karotten kaufen auf dem Nachhauseweg von der Schule mit den Jungs, weil das auch ihr Lieblingsgemüse ist.
    »Und Karotten?«
    »Na klar.«
    »Perfekt, und dann komme ich am Donnerstag mit zu Strick & Zick. Harry liebt seinen Schal immer noch – er trägt ihn die ganze Zeit -, so dass ich daran dachte, es mal mit einem Pullover für ihn zu probieren. Ich habe die Jungs wirklich vermisst. Kann es kaum erwarten, sie wiederzusehen.«
    »Du flunkerst.«
    »Stimmt. Ich habe ihnen schon ein Geschenk besorgt.«
    »Ich hoffe, es sind nicht noch mehr von diesen blöden Mikrorobotern, weil sie mich wahnsinnig machen, wenn sie unter dem Kühlschrank hervorschießen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich etwas fallen lassen habe, bevor ich herausfand, wie man die Batterien entfernt.«
    »Nein, es ist ein Bogen mit Pfeilen, richtigen, mit Federn dran und allem, und eine große Zielscheibe, die du aufstellen kannst. Ganz toll. Ich hatte es für Jacks Geburtstag gekauft, aber ich kaufe ihm etwas anderes, und sie können sich abwechseln.«
    »Sich abwechseln? Das glaubst auch nur du.«
    Sie lacht. »Sie werden das schon deichseln.«
    »Also, gib nicht mir die Schuld, wenn am Ende ein Pfeil in deinem Hinterkopf steckt.«
    »Bye, Darling. Bis morgen.«
    Mann, ich hoffe, dass sie recht hat und die E-Mails sich als harmlos herausstellen. Ich schätze, es wird schon gutgehen, wenn sich die Sicherheitsabteilung darum kümmert und Gary auf sie aufpasst. Obwohl ich immer noch gern Harry anrufen würde, damit er nach Spinnern Ausschau halten kann, und ich würde es auch tun, verdammt noch mal, wenn das nicht hieße, eine der eisernen Regeln von Frauensolidarität zu brechen. Aber wenn es nicht bald erledigt ist, rufe ich ihn an, und das weiß sie auch; deswegen hat sie es mir wahrscheinlich erzählt.

     
    Am nächsten Morgen halte ich um fünf vor elf vor dem Tor von Graceland und steige aus dem Wagen, um auf den silbernen Knopf der Gegensprechanlage in der Backsteinsäule zu drücken, während ich mich gleichzeitig zu meiner Pünktlichkeit beglückwünsche. Aber als ich den Arm ausstrecke, ertönt ein Summen, und das Tor beginnt langsam, sich zu öffnen, so dass ich zurück ins Auto sprinten muss und mir dabei die Schulter stoße, was nicht gerade sehr elegant wirkt, und dann würge ich auch noch den Motor ab. Herrgott, ich hoffe, dass niemand zusieht; aber da ist eine Kamera oben auf der Mauer postiert, so dass ich mir verstohlen die Schulter reibe und versuche, mich zu beruhigen, bevor ich den ersten richtigen Blick auf das Haus werfen kann. Verdammte Scheiße. Es ist wie direkt aus einem Jane-Austen-Roman, zwar nicht Pemberley, aber ziemlich nahe daran, mit gepflegten Rasenflächen so weit das Auge reicht, und einer baumgesäumten Allee bis zum Haus. Jemand muss Stunden über Stunden damit zugebracht haben, auf einem dieser Aufsitzrasenmäher Gras zu mähen, damit es so gut aussieht, und ich schätze, das war nicht Grace.
    In einiger Entfernung sieht man einen See, und vor dem Haus befindet sich eine riesige kreisrunde Auffahrt. Ich erwarte halb, dass Darcy vom See auf mich zukommt und Leute in Musselinkleidern umherflanieren. Es ist ein Ort, an dem man eigentlich viele Parkplätze und die grünen Schilder des National Trust erwartet, und ich wäre

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