kommen groß raus
kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich beneide“, sagte Mira zu Petra, als sie diese am nächsten Donnerstag in ihrem Studierzimmer besuchte. „Heute habt ihr die erste Sprechstunde, und ich kann nicht dabei sein! Ach, Petra, warum war ich letztes Schuljahr nur so ein Faulpelz?“
„Das spielt jetzt überhaupt keine Rolle mehr“, antwortete Petra und gab ihrer Freundin einen leichten Klaps auf die Schulter. „Guck lieber nach vorn, und freu dich auf die Zeit, wenn du die Nachprüfungen hinter dich gebracht hast. Du wirst sie bestimmt bestehen, Mira.“
„Wenn harte Arbeit irgendetwas damit zu tun hat, dann müsste ich eigentlich durchkommen“, meinte Mira. „Ich habe ja jede freie Minute gelernt. Und Angela auch.“
„Tatsächlich?“, fragte Petra. „Das habe ich ihr gar nicht zugetraut.“
„Oh doch, wenn sie etwas wirklich will, dann kann sie dafür auch arbeiten“, sagte Mira mit einem Anflug von Zorn. „Und sie ist eben fest entschlossen, um jeden Preis auf diese vornehme Privatschule zu gehen.“ Jetzt grinste sie wieder. „Obwohl die Aussicht, dass Carlotta mitkommen wird, den Reiz natürlich ein bisschen schwächt.“
„Da wäre ich mir noch nicht so sicher“, sagte Petra trocken. „So wie Angela um jeden Preis auf diese Schule gehen will, so wenig will es Carlotta. Und Frau Theobald wird mit ihrem Vater über die Sache sprechen.“
„Das ist ja super!“, rief Mira begeistert. „Aber ich werde es Angela lieber noch nicht sagen. Es tut ihr nämlich mal ganz gut, wenn sie mitbekommt, dass sie nicht immer die Einzige ist, die eine Extrawurst gebraten bekommt.“
„Wie versteht ihr beide euch denn eigentlich?“, wollte Petra wissen.
Mira zog die Augenbrauen zusammen. „Wir stecken beide unsere Nasen so viel in die Bücher, dass kaum Zeit für eine Unterhaltung bleibt. Aber irgendwie verbindet uns das auch. Trotzdem bin ich froh, wenn wir die Nachprüfungen hinter uns haben. Und wie kommst du mit Elli klar?“
„Ach, Elli ist eigentlich in Ordnung. Wir haben zwar nicht die gleichen Vorstellungen, aber sie ist freundlich und gutmütig.“ Petra lachte. „Manchmal sogar ein bisschen zu gutmütig! Unsere Erstklässlerin hängt wie eine Klette an ihr. Der armen Elli reicht es bald schon, dass die Kleine sich ewig bei uns herumdrückt. Aber sie will sie nicht vor den Kopf stoßen.“
In diesem Moment klopfte es leise an die Tür, und Sarah Tellmann steckte den Kopf herein. Ihre braunen Augen wurden noch ein wenig dunkler, als sie sah, dass Elli nicht da war. „Hallo, Petra“, sagte sie. „Wo ist denn Elli?“
„Sie ist bei Angela“, antwortete Petra. „Was möchtest du denn von ihr? Du warst doch vorhin schon hier und
hast alles für uns gemacht.“
„Ja, aber ich habe mich im Aufenthaltsraum gelangweilt“, antwortete Sarah zögernd. „Und ich dachte, ich könnte vielleicht noch etwas für Elli tun.“
Petra runzelte die Stirn. Obwohl sie gerade noch über Sarahs Anhänglichkeit an Elli Witze gemacht hatte, wurde ihr langsam klar, dass hier irgendetwas nicht ganz richtig lief. Sarah sollte sich in ihrer eigenen Klasse Freundinnen suchen und mit ihnen zusammen sein, anstatt ständig wie ein kleiner Hund hinter einer Sechstklässlerin herzutrotten. Zum Glück war Elli nicht der Typ, der Sarahs Anhänglichkeit ausnutzte. Aber trotzdem behagte der Gedanke Petra nicht.
„Kannst du Elli bitte sagen, dass ich da war?“, sagte Sarah. „Ich komme morgen wieder. Um die gleiche Zeit.“
„Ich werde es ihr ausrichten. Jetzt geh aber zurück zu deinen Klassenkameradinnen“, antwortete Petra und ging in Richtung Aufenthaltsraum.
Als Petra kurz darauf eintrat, saßen die anderen schon am großen Tisch. Petra quetschte sich neben Claudine und sah sich um: Da saß Patrizia kerzengerade auf ihrem Stuhl. Sie wirkte irgendwie aufgekratzt. Zweifellos gefiel ihr die Aussicht, ihre Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken, überlegte Petra. Hinter ihr saß Maja. Sie blickte nicht mehr ganz so mürrisch. Allen war während der letzten Tage eine Veränderung an ihr aufgefallen. Anscheinend hatte sie sich ein wenig eingewöhnt. Ihren Klassenkameradinnen gegenüber war sie zwar weiterhin mürrisch, aber ihr Benehmen im
Unterricht hatte sich doch beträchtlich gebessert, genauso wie ihre Leistungen.
„Da sind wir ja nun alle“, stellte Doris fest. „Was wollen wir jetzt machen?“
„Wir warten einfach, bis jemand an die Tür klopft“, sagte Nanni. „Hoffentlich dauert es nicht
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