kommen groß raus
dachte, wie sie Fizz verachtet und auf sie herabgesehen hatte.
„Also los, Freifräulein von und zu Fizz, bevor wir ins Bett gehen, müssen wir noch aufräumen. Das Personal hat heute frei“, rief Jenny schließlich und hatte Mühe, den allgemeinen Jubel zu übertönen.
Obwohl es spät geworden war, waren die Mädchen am nächsten Morgen hellwach und putzmunter. Alle freuten sich auf die Ferien.
„Jetzt haben wir das erste Halbjahr als Schülersprecherinnen schon hinter uns“, sagte Hanni ein bisschen traurig, als sie und Nanni ihre Sachen packten. „Das verging wie im Flug!“
„Stimmt, aber die Ferien werden noch viel schneller vergehen“, antwortete Nanni. „He, Claudine, das sind meine Pantoffel, die du da gerade einpackst. Willst du ihnen vielleicht Ferien in Frankreich gönnen?“
„Oh, pardon “, entschuldigte sich die Französin und gab die Schuhe zurück. „Ich habe heute meinen Kopf ganz woanders.“
„Und warum?“, wollte Hanni wissen.
„Weil ich in diesen Ferien gar nicht nach Frankreich fahre“, antwortete Claudine. „Fizz hat mich eingeladen, die Ferien bei ihr und ihren Eltern zu verbringen.“ Währenddessen hatte Marianne schon fertig gepackt. Sie blickte wehmütig aus dem Fenster.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Hanni vorsichtig und stellte sich neben sie.
„Ja, ich habe nur gerade an die letzten sechs Jahre gedacht“, antwortete Marianne. „Ich wünschte fast, ich wäre noch mal Erstklässlerin und könnte mich auf alles noch einmal freuen.“
„Jetzt liegt doch ein ganzes Leben vor dir“, sagte Nanni, die sich dazugesellt hatte. „Du kannst dich darauf freuen, wieder mit deiner Familie zusammen zu sein. Hier, schreib uns deine Adresse auf, damit wir in
Kontakt bleiben.“
Augenblicklich versammelte sich die ganze Klasse um Marianne und bat sie um ihre Anschrift. „Wenn du wirklich allen schreibst, denen du es versprochen hast, wirst du noch einen Krampf in der Hand bekommen“, witzelte Jenny. „Ach, da kommen schon die Busse. Kommt, Mädels! Es wird Zeit!“
Die Mädchen nahmen ihr Handgepäck und gingen hinunter in die große Eingangshalle, wo sich schon die meisten jüngeren Schülerinnen und einige Lehrerinnen versammelt hatten.
„Marianne!“, rief Frau Hartmann. „Ich bin froh, dass wir uns noch voneinander verabschieden können. Es hat mich sehr gefreut, dich zu unterrichten, auch wenn es nur noch für ein halbes Jahr war.“
„Es hat mich auch sehr gefreut, in Ihrer Klasse zu sein, Frau Hartmann“, antwortete Marianne.
„Ma chère Marianne“, sagte Mamsell mit Tränen in den Augen, als sie das Mädchen innig umarmte. „Werde glücklich. Wir werden dich sehr vermissen.“
„Ich Sie auch, Mamsell“, sagte Marianne und hatte Mühe, nicht zu weinen.
Frau Theobald kam für einen Moment aus ihrem Büro. Als sie auf Marianne zutrat, sah sie, wie ihre Lippen zitterten. „Meine Liebe“, sagte sie gütig und nahm Mariannes Hand. „Geh mit vielen guten Erinnerungen an uns in dein neues Leben. So, wie wir dich in guter Erinnerung behalten werden. Und denk daran, dass ein kleiner Teil von dir immer hier bleiben wird, in der Atmosphäre von Lindenhof.“ „Vielen Dank, Frau Theobald. Ich bin so froh, dass ich hier sein durfte und Sie kennen gelernt habe ... und Mamsell ... und alle ...“ Marianne hatte einen Knoten im Hals und konnte nicht weitersprechen.
„Marianne, beeil dich, wir verpassen sonst den Bus!“ Hanni nahm sie am Arm. „Oh, Entschuldigung, Frau Theobald.“
„Schon gut, Hanni“, sagte die Direktorin. „Auf Wiedersehen, Marianne.“
„Auf Wiedersehen, Frau Theobald.“
Und auf Wiedersehen, Lindenhof, dachte Marianne, als sie hinaustrat - hinaus aus ihrer Schule, die sie so sehr geliebt hatte.
ENDE
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