kommen groß raus
Morgen in einem unmöglichen Zustand hinterlassen. Ungemacht, mit allen möglichen Klamotten darauf und der Himmel weiß, was noch. Hanni, du weißt, was das bedeutet, nicht wahr?“
Hannis Lippen wurden schmal. Sie wusste allerdings, was das bedeutete! Einen Ordnungseintrag! Ordnungseinträge bekam man für schlechtes Benehmen oder wenn man Regeln nicht beachtet hatte. Und wenn es zu viele wurden, folgten daraus für die gesamte Klasse Einschränkungen oder der Verlust von Privilegien. In den unteren Klassen galten ein paar Ordnungseinträge nicht als dramatisch. In den oberen Klassen aber waren sie ein schwerer Makel. Hanni konnte sich nicht daran erinnern, wann während ihrer gesamten Zeit in Lindenhof jemals eine sechste Klasse einen Ordnungseintrag bekommen hatte. Oh, wenn sie diese Maja zu fassen bekäme ...!
„Wenn so etwas in der ersten oder zweiten Klasse passiert, dann hätte ich das betreffende Mädchen nur ordentlich ausgeschimpft und ihr eine neue Chance gegeben“, sagte die Hausmutter. „Mit einer Sechstklässlerin kann ich das leider nicht machen. Von der erwartet man, dass sie es besser weiß.“
„Sie haben ja Recht“, stimmte Hanni zu. Äußerlich war sie ganz ruhig, aber innerlich kochte sie. „Ich werde mit Maja darüber sprechen.“
„Daran habe ich keinen Zweifel“, sagte die Hausmutter. „Aber wenn du mich fragst: Zwei, drei Sätze genügen! Verlier bloß nicht die Beherrschung und setz dich nicht selbst ins Unrecht. Hörst du?“
„Ich verspreche es“, sagte Hanni, während sie das Zimmer der Hausmutter verließ. In ihrem tiefsten Inneren war sie sich bei weitem nicht so sicher.
Hanni ging zurück zu den Umkleideräumen. Maja saß auf einer Bank und wechselte gerade ihre Schuhe.
„Hanni“, sagte sie und errötete. „Das mit deiner Hand tut mir Leid. Ich wollte dir wirklich nicht .“ „Vergiss es“, unterbrach Hanni sie und wischte damit die Entschuldigung beiseite. „Maja, warum hast du heute Morgen dein Bett nicht gemacht?“
Mit einem Mal schlug Majas Reue in sturen Zorn um. „Bist du deswegen gekommen?“, zischte sie. „Damit du mich wie eine Erstklässlerin anmeckern kannst? Da hast du dich aber geschnitten!“ Damit stand sie auf und stapfte zur Tür. Aber Hanni war schneller als sie. Sie erreichte vor ihr die Tür und warf sie mit einem lauten Knall zu.
„Lass mich durch!“, stieß Maja zwischen den Zähnen hervor, als Hanni sich jetzt gegen die Tür lehnte.
„Nein!“, antwortete Hanni, die mittlerweile auch wütend war. „Erst wenn du mir zugehört hast. Unsere Klasse hat die Ehre, die erste Sechste in der Geschichte von Lindenhof zu sein, die einen Ordnungseintrag bekommt. Das haben wir allein dir zu verdanken. Ist dir eigentlich noch nicht aufgefallen, dass du uns mit deiner blöden Art unendlich auf die Nerven fällst? Werd doch endlich erwachsen!“
„Wie kommst du eigentlich dazu ...?“ Maja wurde blass und schnappte nach Luft.
„Als Schülersprecherin komme ich dazu und weil mir die Ehre unserer Klasse und der Ruf von Lindenhof am Herzen liegen.“
„Mir aber nicht!“, giftete Maja zurück.
„Das habe ich noch gar nicht bemerkt“, antwortete Hanni abfällig. „Ich kann verstehen, warum deine Eltern dich auf ein Internat geschickt haben. Aber ich kann nicht verstehen, warum Frau Theobald dich aufgenommen hat. Deine Leistungen reichen noch nicht mal für die erste Klasse, dafür passt dein Benehmen in den Kindergarten. Mach nur weiter so, Maja, bis du rausfliegst! Eins kann ich dir jetzt schon sagen: Die Sechste wird nicht traurig sein, wenn du wieder ausziehst.“
Gerade wollte Maja Hannis Redefluss unterbrechen, als diese zur Seite treten musste, weil von der anderen
Seite jemand gegen die Tür drückte. Carlotta trat ein.
„Was macht deine Hand, Hanni?“, fragte sie. Dann bemerkte sie die gespannte Atmosphäre und den wütenden Gesichtsausdruck der beiden Mädchen und verstummte. Im gleichen Moment schob Maja sich hinter sie und eilte davon.
„Was ist denn los?“, fragte Carlotta entgeistert. „Habt ihr euch wegen des Fouls in die Wolle bekommen? Du siehst ja aus, als würdest du gleich platzen.“ „Ich bin schon geplatzt“, antwortete Hanni und erzählte ihrer Freundin von dem Ordnungseintrag. Ein paar weitere Sechstklässlerinnen kamen hinzu und wurden ebenfalls wütend.
„Sie ist wirklich eine blöde Kuh!“
„Wir sollten sie aus der Gemeinschaft ausschließen.“ „Ich glaube nicht, dass das in Majas Fall
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