kommen groß raus
zu lange!“ „Und wenn niemand kommt?“, fragte Anne-Marie. „Wenn in dieser Woche einfach niemand Ängste oder Probleme hat?“
„In einer Schule dieser Größe gibt es immer jemand, der etwas auf dem Herzen hat“, sagte Marianne weise. „Sie werden schon kommen.“
Tatsächlich setzte bald ein stetiger Strom ein.
„Puh!“, machte Marianne, als sich die Tür hinter dem letzten Mädchen schloss. „Ich bin ganz schön kaputt! Ich hätte nie gedacht, dass Kummer-Tante spielen so anstrengend sein kann.“
Ein Ritt und eine Entdeckung
Der Samstagmorgen begann prächtig. Es war zwar kühl, aber die Sonne schien.
Genau das richtige Wetter zum Reiten, dachte Carlotta, die Stammgast in den Ställen auf dem nahe gelegenen Gut Eichengrund war.
Zu ihrer Überraschung traf sie Maja dort an. Sie sah gerade Wim zu, dem Sohn des Besitzers, der eine verspielte graue Stute striegelte.
„Hallo, Carlotta!“, rief er, als er aufsah, und lächelte freundlich. „Ich komme gleich zu dir.“
„Lass dir Zeit, Wim“, sagte Carlotta und wandte sich an ihre Klassenkameradin. „Ich wusste gar nicht, dass du reitest, Maja. Hast du etwas dagegen, wenn ich dich begleite?“
„Tu, was du nicht lassen kannst“, antwortete das Mädchen achselzuckend. „Aber ich habe mir eine beachtliche Galoppstrecke vorgenommen, und wenn du nicht mithalten kannst, lasse ich dich einfach zurück.“
Wim sah Maja fassungslos an. Carlotta fing seinen Blick auf, zwinkerte ihm zu und schüttelte den Kopf. „Ich werde versuchen, dich nicht zu bremsen“, versprach sie Maja sanft.
„Offensichtlich hat dich deine Freundin noch nie reiten gesehen“, flüsterte Wim, als Maja ihr Pferd bestiegen hatte und er für Carlotta einen eleganten Fuchs aus dem Stall führte.
„Sie ist leider nicht meine Freundin, Wim“, antwortete Carlotta. „Jedenfalls vorerst noch nicht. Du brauchst mir keinen Sattel zu bringen. Maja soll nicht auf mich warten müssen.“ Damit griff sie in die Mähne des Pferdes und schwang sich mühelos auf seinen Rücken. „Komm, Maja“, rief sie fröhlich. „Wer zuerst bei der großen Eiche da vorne ist!“
Die beiden Reiterinnen verließen den Hof. Sobald sie das offene Feld erreichten, fielen sie in Galopp. Die kalte Luft schnitt in die Wangen der Mädchen und verlieh ihnen einen rosigen Schimmer. Carlotta gewann das Rennen um eine Kopflänge und genoss die Genugtuung, als Maja ihr zurief: „Also reiten kannst du wirklich, Carlotta!“
„Ich bin ja sozusagen auf einem Pferderücken geboren“, sagte sie lachend. „Aber du bist auch eine gute Reiterin.“ Zum ersten Mal, seitdem sie in Lindenhof war, lächelte Maja. „Hast du zu Hause ein Pferd?“, fragte Carlotta.
„Ja. Einen Hengst. Er heißt Sternenlicht“, antwortete Maja. „Und ich vermisse ihn ganz schrecklich.“ Aber im gleichen Moment schloss sie wieder den Mund, als hätte sie Angst, zu viel von sich preiszugeben, und trottete davon.
Mist, dachte Carlotta. Dabei war das doch schon ein Schritt nach vorn . Ihr kam die Idee, dass sie Maja irgendwie aus der Reserve locken musste. Sie stellte sich deshalb aufrecht auf den breiten Rücken des Pferdes. Dann trieb sie den Fuchs mit einem leisen, schnalzenden Geräusch vorwärts, bis sie Maja einholte.
„Wie wär’s mit einem neuen Rennen?“, fragte sie. Maja drehte sich zu ihr um und stieß einen überrasch- ten Schrei aus. Dort, wo sie Carlottas Gesicht erwartet hatte, befanden sich ihre Beine!
„Carlotta, du spinnst wohl!“, rief sie. „Setz dich wieder hin, sonst fällst du noch.“
„Wenn du unbedingt willst“, antwortete Carlotta schelmisch. Zu Majas großer Überraschung sprang sie in die Höhe und landete im Damensitz auf dem Pferderücken.
„Du bist verrückt!“ Maja musste gegen ihren Willen lachen. „Echt, total verrückt!“
„Jedenfalls sobald ich auf einem Pferd sitze“, entgeg- nete Carlotta fröhlich. „Da drüben auf der Koppel gibt es ein paar Hindernisse. Komm, wir zeigen uns mal gegenseitig, was wir können.“
Auf diese Weise verbrachte Carlotta mit Maja einen weitaus angenehmeren Tag, als sie das vorher für möglich gehalten hatte. Die beiden Reiterinnen gaben hemmungslos voreinander an und lobten sich gegenseitig in den höchsten Tönen.
„Ich habe seit einer Ewigkeit nicht mehr so viel Spaß gehabt“, sagte Maja, als die beiden schließlich wieder nach Lindenhof zurückkehrten.
„Es war wirklich super“, stimmte Carlotta zu. „Das sollten wir öfter
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