kommen groß raus
Patrizia.
„Das kann ich nicht“, weigerte Sarah sich ängstlich. „Dann würden die anderen nie mehr mit mir sprechen.“
„Die Entscheidung liegt natürlich bei dir“, antwortete Patrizia schulterzuckend. „Aber wenn mir - rein zufällig natürlich - herausrutschen würde, was ich über dich weiß, dann wird in der ganzen Schule niemand mehr mit dir sprechen wollen.“
Sarah merkte, dass sie in der Falle saß. Patrizia hatte sie in der Hand.
„Okay, Patrizia“, sagte Sarah hölzern. „Ich tu alles, was du willst.“
„Jetzt wirst du ja doch noch vernünftig.“ Patrizia lächelte ihr schmales Lächeln. „Gib mir Bescheid, sobald du etwas herausgefunden hast.“
Es war leichter, als sie angenommen hatte, für Patri- zia zu spionieren. Sarah war sich eigentlich sicher gewesen, dass sie zu der Party gar nicht eingeladen werden sollte. Sie war sich vollkommen im Klaren darüber, dass sie in der Klasse nicht gerade beliebt war. Aber zu ihrer Überraschung besprachen die anderen ihre Pläne vollkommen ungeniert vor ihr.
„Abgemacht! Mittwochnacht soll die Party steigen“, sagte Susanne eines Nachmittags im Gemeinschaftsraum. „Und wo?“
„Hier im Aufenthaltsraum“, antwortete Katie. „Um Punkt Mitternacht.“
Einen Moment lang blickte Sarah weiter in ihr Buch, ohne ein einziges Wort mehr lesen zu können. Dann stand sie auf und ging hinaus.
„Jetzt rennt sie ohne Umwege zu Patrizia“, sagte Katie.
„Lauf ihr nach, Dora. Damit wir sicher sein können, dass sie die Neuigkeit auch wirklich ausrichtet.“
Dora schlich ihr leise nach. Sie achtete darauf, Abstand zu halten, und drückte sich in die Türnischen, wenn Sarah sich umblickte. Die Kleine lief tatsächlich direkt zu Patrizia.
„Mission erfüllt“, antwortete Dora, als sie den anderen berichtete. „Aber ich kann Sarah wirklich nicht verstehen. Und ich finde, wir sollten ihr’s auch zeigen, genauso wie Patrizia.“
„Wir werden’s ihr auch zeigen“, versprach Katie. „Aber erst feiern wir Dienstagnacht unsere Party und wischen Patrizia eins aus.“
Die Party wurde ein voller Erfolg. Ohne dass Sarah aufwachte, schlichen sich die Erstklässlerinnen aus ihrem Schlafsaal. Daphne sagte später, sie hätten sich königlich amüsiert, indem sie Unmengen von Chips und Salzstangen, Kuchen und Keksen verschlangen und dazu literweise Limonade tranken. Allerdings bereuten es ein paar von ihnen am nächsten Morgen und fühlten sich kaum in der Lage, das Bett zu verlassen.
„Mir geht’s gar nicht gut“, klagte Rita, als sie am nächsten Morgen gemeinsam zum Frühstück gingen.
„Das wundert mich überhaupt nicht, du Vielfraß“, sagte Katie.
„Sei bitte still“, jammerte Rita und verzog das Gesicht. „Mir wird sonst schlecht.“
„Bloß nicht!“, sagte Katie streng. „Es darf niemand Verdacht schöpfen.“ Sie deutete mit dem Kopf auf Sarah, die ein Stück vor ihnen ging. „Trink einfach eine Tasse Tee zum Frühstück, ohne etwas zu essen. Wenn Frau Roberts fragt, warum du nichts isst, dann sagst du einfach, du willst deine Fettpolster loswerden.“
Rita vergaß ihre Übelkeit für einen Moment und folgte Katie hart auf den Fersen. „Das zahl ich dir heim!“, rief sie. „Oh, Entschuldigung, Mamsell.“
Die Erstklässlerinnen waren nicht die Einzigen, die Patrizias Untergang herbeisehnten. Hanni und Nanni hatten den anderen vom Verhalten ihrer Klassenkameradin gegenüber den jüngeren Schülerinnen erzählt, und sie waren alle tief empört gewesen.
„Sie ist einfach unerträglich. Wir sollten sie auf jeden Fall von unseren Sprechstunden ausschließen.“ „Hoffentlich schafft die Erste es wirklich, sie hereinzulegen.“
„Sicher doch“, sagte Nanni zuversichtlich. „Patrizia ist zwar hinterhältig und gemein, aber dafür hat sie ein Spatzenhirn.“
Patrizia hatte an diesem Abend keine Schwierigkeiten, wach zu bleiben. Gemein wie sie war, freute sie sich schon auf die kommenden Ereignisse. Um Viertel vor zwölf schlüpfte sie leise aus dem Bett, zog ihre Pantoffel und ihren Bademantel an und schlich zu den
Schlafsälen der Ersten. Sie versteckte sich in der gegenüberliegenden Toilette und spähte durch den offenen Türspalt hinaus. Die Erstklässlerinnen, die geduldig und mucksmäuschenstill gewartet hatten, hörten das leise Geräusch der Türangeln.
„Okay“, flüsterte Katie. „Ihr wisst ja alle, was ihr zu tun habt. Also los!“
Damit setzten die Mädchen ihren sorgfältig ausgetüf- telten Plan in
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